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Das Kultur-Spiel

Das Kultur-Spiel

Titel: Das Kultur-Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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wollte. Er empfand keine persönliche Feindschaft gegen Bermoiya, aber er wünschte sich verzweifelt, dieses Spiel zu gewinnen, und das nächste und das übernächste. Er hatte sich nicht klar gemacht, wie verführerisch Azad war, wenn man es in seiner angestammten Umgebung spielte. Technisch gesehen war es zwar immer noch das gleiche Spiel, in dem er sich auf der Begrenzungsfaktor geübt hatte, doch es war ein ganz anderes Gefühl, wenn es da stattfand, wo es hingehörte. Jetzt begriff er, warum das Imperium wegen des Spiels überlebt hatte. Azad selbst rief ein unersättliches Begehren nach mehr Siegen, mehr Macht, mehr Territorium, mehr Herrschaft hervor…
    Flere-Imsaho blieb an diesem Abend im Modul. Gurgeh nahm Kontakt mit dem Schiff auf und diskutierte mit ihm seine verzweifelte Situation im Spiel. Das Schiff sah wie üblich ein paar unwahrscheinliche Auswege, aber es waren solche, die er selbst auch schon gesehen hatte. Es war jedoch ein Unterschied, ob man erkannte, dass es sie gab, oder ob man ihnen während des Spiels auf dem Brett folgte. Deshalb war ihm das Schiff keine große Hilfe.
    Gurgeh gab es auf, das Spiel zu analysieren, und fragte die Begrenzungsfaktor, was er für Bermoiya tun könne, wenn er selbst – so unwahrscheinlich das war – siege und der Richter unter das Messer müsse. Die Antwort lautete: nichts. Die Wette war abgeschlossen, und damit hatte es sich. Keiner von beiden konnte irgendetwas tun; sie mussten bis zum Ende durchhalten. Wenn sie sich beide weigerten weiterzuspielen, dann würde die körperliche Beschädigung an beiden vorgenommen werden.
    »Jernau Gurgeh«, sagte das Schiff, und es klang zögernd. »Ich muss wissen, was du von mir verlangst, wenn die Sache morgen schief geht.«
    Gurgeh blickte zu Boden. Darauf hatte er gewartet. »Du meinst, ob ich möchte, dass du kommst und mich hier wegholst, oder ob ich die Sache durchstehen und später abgeholt werden will, den Schwanz – nein, eben den nicht – zwischen die Beine geklemmt, worauf ich dann warten kann, dass alles nachwächst. Aber natürlich habe ich in diesem Fall dafür gesorgt, dass die Kultur mit dem Imperium im besten Einvernehmen bleibt.« Er versuchte nicht, den Sarkasmus in seiner Stimme zu unterdrücken.
    »Mehr oder weniger«, antwortete das Schiff nach der Verzögerung. »Das Problem ist, dass es zwar weniger Wirbel geben würde, wenn du die Prozedur über dich ergehen ließest, dass ich aber deine Genitalien sowieso klauen oder vernichten müsste, wenn man sie dir abschnitte. Das Imperium könnte sonst eine gründliche Analyse vornehmen und viel zu viele Informationen über uns gewinnen.«
    Gurgeh hätte beinahe gelacht. »Du willst damit sagen, meine Eier seien so eine Art Staatsgeheimnis?«
    »So ist es. Deshalb werden wir das Imperium auf jeden Fall verärgern, selbst wenn du es zulässt, dass die Operation an dir vorgenommen wird.«
    Gurgeh dachte immer noch nach, als das verzögerte Signal ankam. Er rollte die Zunge im Mund umher, spürte das Klümpchen unter dem weichen Gewebe. »Ach, zum Henker«, meinte er schließlich. »Beobachte das Spiel. Wenn ich endgültig verloren habe, werde ich versuchen, so lange wie möglich durchzuhalten, wo es auch sei. Wenn ich das offensichtlich tue, kommst du, fischst uns hier weg und übermittelst Kontakt meine Entschuldigung. Wenn ich einfach zusammenklappe… lass es geschehen. Ich will sehen, wie ich mich morgen fühle.«
    »Gut«, sagte das Schiff. Gurgeh saß da, strich seinen Bart und dachte: Wenigstens hat man mir die Wahl gelassen. Die Kontakt-Leute mussten von vornherein entschlossen gewesen sein, die Beweisstücke verschwinden zu lassen, auch wenn sie dadurch möglicherweise einen diplomatischen Zwischenfall hervorriefen. Denn würden sie sonst so bestrebt sein, sich ein Bein für ihn auszureißen? Es spielte keine Rolle. Aber in seinem Herzen wusste er nach diesem Gespräch, dass er den Willen zu siegen verloren hatte.
    Das Schiff hatte weitere Neuigkeiten. Es hatte soeben ein Signal von Chamlis Amalk-ney erhalten, der in Kürze eine längere Botschaft versprach, aber Gurgeh inzwischen nur wissen lassen wollte, dass Olz Hap es nun doch geschafft habe; sie hatte ein Volles Gitter erreicht. Eine Kultur-Spielerin hatte – endlich – das höchste Abräum- Ergebnis erzielt. Chamlis hatte ihr bereits in Gurgehs Namen gratuliert, meinte jedoch, Gurgeh werde sicher den Wunsch haben, ihr ein eigenes Signal zu schicken. Der alte Roboter wünschte Gurgeh alles

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