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Das Kultur-Spiel

Das Kultur-Spiel

Titel: Das Kultur-Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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ablegten. Gurgeh sah Flere-Imsaho an und ging, sich umzuziehen. Er nahm sich ein frisches Hemd und die Hose und die leichte Jacke, die er am Abend zuvor angehabt hatte.
    »Ich bekomme also endlich eine Chance zuzusehen; welche Freude!«, bemerkte Flere-Imsaho auf dem Weg zur Spielhalle. Gurgeh antwortete nicht. Leibwächter eskortierten Gruppen von Leuten aus verschiedenen Teilen der Burg. Draußen vor den bereits gesicherten Türen und Fenstern heulte der Wind.
    Gurgeh war nicht nach Frühstück zumute gewesen. Am Morgen hatte das Schiff sich gemeldet, um ihm zu gratulieren. Es hatte endlich begriffen. Zwar meinte es, Nicosar habe theoretisch immer noch eine Chance, ein Unentschieden zu erreichen, aber kein menschliches Gehirn könne die erforderlichen Kombinationen anstellen. Die Begrenzungsfaktor war auf Lichtgeschwindigkeit gegangen, zog eine Warteschleife und hielt sich bereit, in dem Augenblick, wo sie merkte, dass etwas schief ging, den Planeten anzusteuern. Sie beobachtete durch Flere-Imsahos Augen.
    Als sie den Hallenvorbau der Burg und das Brett des Werdens erreichten, war Nicosar bereits da. Der Apex trug die Uniform des Oberbefehlshabers der kaiserlichen Garde – eine strenge, irgendwie bedrohlich wirkende Kleidung – komplett mit Zeremonialschwert. Gurgeh stach in seiner alten Jacke sehr gegen ihn ab. Die Halle war beinahe voll. Immer noch schlängelten sich Leute, von den allgegenwärtigen Leibwächtern eskortiert, zwischen die Sitzreihen. Nicosar ignorierte Gurgeh; der Apex sprach mit einem Offizier der Garde.
    »Hamin!«, rief Gurgeh und ging zu dem alten Apex hinüber, der in der vordersten Reihe saß, den kleinen, verrenkten Körper hoffnungslos eingeengt zwischen zwei stämmigen Leibwächtern. Sein Gesicht war verschrumpelt und gelb. Einer der Gardisten hob den Arm, um Gurgeh am Näherkommen zu hindern. Gurgeh blieb vor der Bank stehen, hockte sich hin und sah dem alten Rektor in das runzelige Gesicht. »Hamin, können Sie mich hören?« Wieder kam ihm der absurde Gedanke, der Apex sei tot. Dann flackerten die kleinen Augen, und das eine öffnete sich, gelbrot und klebrig von kristallinen Sekreten. Der eingeschrumpft wirkende Kopf bewegte sich ein bisschen. »Gurgeh…«
    Das Auge schloss sich, der Kopf nickte. Gurgeh spürte eine Hand auf seinem Ärmel, und er wurde zu seinem Schemel am Rand des Brettes geführt.
    Die Balkonfenster der Halle wurden geschlossen; die Scheiben klirrten in ihren metallenen Rahmen. Aber die feuersicheren Rollläden waren noch nicht heruntergelassen worden. Draußen schwankten die hohen Zunderpflanzen unter einem bleiernen Himmel im Sturm, und das Brausen des Windes bildete den Bass-Hintergrund für die gedämpfte Unterhaltung der umherschlurfenden Leute, die noch zu ihren Plätzen in der großen Halle unterwegs waren.
    »Hätten die Läden nicht geschlossen werden müssen?«, fragte Gurgeh den Roboter. Er saß auf seinem Schemel. Flere-Imsaho schwebte summend und knisternd hinter ihm. Der Schiedsrichter und seine Helfer überprüften die Positionen der Figuren.
    »Ja«, antwortete Flere-Imsaho. »Das Feuer ist keine zwei Stunden mehr entfernt. Sie können die Läden in den letzten paar Minuten schließen, wenn es sein muss, aber für gewöhnlich warten sie nicht so lange. Ich würde aufpassen, Gurgeh. Dem Gesetz nach darf der Kaiser in diesem Stadium keine Wette auf körperliche Beschädigung mehr anbieten, aber es geht etwas Seltsames vor. Ich spüre es.«
    Gurgeh wollte eine ätzende Bemerkung über die außersinnlichen Wahrnehmungen des Roboters machen, aber er hatte ein unruhiges Gefühl im Magen, und auch er spürte, dass etwas nicht in Ordnung war. Er sah zu der Bank hinüber, wo Hamin saß. Der verdorrte Apex hatte sich nicht gerührt. Seine Augen waren nach wie vor geschlossen.
    »Noch etwas«, sagte Flere-Imsaho.
    »Was denn?«
    »Da oben an der Decke sind zusätzliche Geräte angebracht worden.«
    Gurgeh blickte hoch, ohne es allzu offensichtlich zu machen. Das Durcheinander an elektronischer Abschirmausrüstung sah für ihn so aus wie immer, aber er hatte es sich nie sehr genau angesehen. »Was für Geräte?«, fragte er.
    »Solche, die für meine Sinne bedauerlich undurchschaubar sind, was sie nicht sein dürften. Und dieser Oberst der Garde ist mit einem optisch-ferngesteuerten Mikrophon verbunden.«
    »Der Offizier, mit dem Nicosar spricht?«
    »Ja. Ist das nicht gegen die Regeln?«
    »Eigentlich schon.«
    »Möchten Sie es dem Schiedsrichter

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