Das Kultur-Spiel
Während dieser absurden, frustrierenden Minuten eingeschränkter Handlungsmöglichkeiten war ihm der Kampf mit dem Mädchen vorgekommen wie ein Mikrokosmos des ganzen Wirrwarrs auf jener Ebene, in den seine Armee jetzt verwickelt war; er hätte die Kraft gehabt, sie kampfunfähig zu schlagen, doch das beengte Schlachtfeld und das hinderliche Gewicht ihres weiten Mantels hatten seine Schlagkraft gedämpft und seine Bewegungsfreiheit eingeschränkt, bis es zu spät war.
Der Wagen war auf die Betoninsel aufgeprallt und hatte sich überschlagen, wodurch sie beide auf die verwitterte graue Fläche hinausgeschleudert worden waren. Die Frau hatte einen kleinen Schrei ausgestoßen und das Messer erhoben, das sich in den Falten des grünen Überziehers verfangen hatte, doch endlich hatte er seine volle Schlagkraft wieder erlangt und sie auf zufrieden stellende Weise an ihrem Kinn ausgelassen.
Sie war auf den Beton zurückgeprallt; als er sich umdrehte, sah er, wie der Wagen über die Rampe abrutschte und von der tosenden braunen Brühe weggerissen wurde. Auf der Seite liegend sank er fast augenblicklich.
Er wandte sich wieder der Frau zu und fühlte sich versucht, sie mit einem Fußtritt in die Bewusstlosigkeit zu befördern. Stattdessen versetzte er jedoch dem Messer einen Tritt und stieß es in den Fluss, dem versunkenen Geländewagen hinterher.
»Ihr werdet nicht gewinnen«, sagte die Frau und spuckte aus. »Ihr könnt gegen uns nicht gewinnen.« Sie rüttelte wütend an dem kleinen Stuhl.
»Was?«, sagte er, herausgerissen aus seiner Träumerei.
»Wir werden gewinnen«, sagte sie und wackelte so zornig, dass die Stuhlbeine über den Steinboden scharrten.
Warum musste ich diese törichte Närrin ausgerechnet an einen Stuhl fesseln?, dachte er. »Du kannst durchaus Recht haben«, antwortete er müde. »Im Moment sehen die Dinge etwas… feucht aus. Fühlst du dich dadurch eine Spur besser?«
»Du wirst sterben«, sagte die Frau und blickte starr geradeaus.
»Nichts ist so sicher wie das«, stimmte er ihr zu und sah hinauf zum undichten Dach über dem Lumpenbett.
»Wir sind unbesiegbar. Wir werden niemals aufgeben.«
»Nun, du hast bereits bewiesen, dass du ziemlich besiegbar bist.« Er seufzte, da ihm die Geschichte dieses Ortes einfiel.
»Wir sind verraten worden!«, schrie die Frau. »Unsere Armee wurde niemals geschlagen; wir wurden…«
»Durch einen Dolchstoß in den Rücken vernichtet – ich weiß.«
»Ja! Aber unser Geist wird niemals untergehen. Wir…«
»Ach, halt den Mund!«, sagte er, während er die Beine aus dem schmalen Bett schwang und der Frau ins Gesicht sah. »Ich habe diese Scheiße schon zu oft gehört. ›Wir sind bestohlen worden.‹ – ›Die Leute zu Hause haben uns im Stich gelassen.‹ – ›Die Medien waren gegen uns.‹ Alles Scheiße!« Er fuhr sich mit einer Hand durch das nasse Haar. »Nur ganz junge oder ganz dumme Typen glauben, dass Kriege nur durch das Militär ausgetragen werden. Sobald sich eine Nachricht schneller verbreitet als ein motorisierter Melder oder ein fliegender Kurier sein kann, dann kämpft die ganze… Nation… Oder was auch immer. Das ist der Geist, von dem du sprichst, der Wille. Nicht das Grunzen über die Hintergründe. Wenn man verliert, verliert man. Jammere nicht darüber. Ihr hättet auch diesmal verloren, wenn dieser beschissene Regen nicht gewesen wäre.« Er hielt eine Hand hoch, als die Frau tief Luft holte. »Und – nein, ich glaube nicht, dass Gott auf eurer Seite ist.«
»Ketzerei!«
»Danke.«
»Ich hoffe, deine Kinder sterben – langsam.«
»Hmm«, sagte er. »Ich bin mir nicht ganz sicher, ob ich die Voraussetzungen mitbringe, aber wenn ich es schaffe, dann wird es ein großer Wurf werden.« Er ließ sich aufs Bett zurückfallen, dann drückte sein Gesicht Fassungslosigkeit aus, und er richtete sich wieder auf. »Verdammt, ihr müsst schon in ziemlich jungen Jahren indoktriniert werden; so etwas zu sagen ist schrecklich, noch dazu für eine Frau.«
»Unsere Frauen sind männlicher als eure Männer«, schnaubte die Frau.
»Und ihr vermehrt euch trotzdem. Die Auswahl muss sehr begrenzt sein, nehme ich an.«
»Mögen deine Kinder leiden und auf schreckliche Art umkommen!«, kreischte die Frau.
»Nun, wenn du wirklich so empfindest«, seufzte er und legte sich wieder zurück, »dann kann ich dir nichts Schlimmeres wünschen, als dass du genau das ekelhafte Schwein bist, das zu sein du dir den Anschein gibst.«
»Barbar!
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