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Das Kultur-Spiel

Das Kultur-Spiel

Titel: Das Kultur-Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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Ungläubiger!«
    »Dir werden bald die Schimpfworte ausgehen; ich rate dir, heb dir ein paar für später auf. Nicht dass es je zur starken Seite von eurer Bande gehört hat, mit euren Kräfte zu haushalten, oder?«
    »Wir werden euch zermalmen!«
    »He! Ich bin zermalmt, ich bin zermalmt!« Er machte eine schlaffe Handbewegung. »Jetzt gib’s auf.«
    Die Frau stieß ein Geheul aus und rüttelte an dem kleinen Stuhl.
    Vielleicht, dachte er, sollte ich dankbar sein für die Gelegenheit, mich von der Verantwortung der Befehlsgewalt zu drücken; mich zu befreien von den sich ständig verändernden Bedingungen, mit denen diese Dummköpfe nicht selbst fertig werden können und in denen man so sicher versackt wie im Schlamm; mich der ständigen Flut von Berichten zu entziehen über Einheiten, die bewegungsunfähig gemacht worden waren, weggeschwemmt, desertiert, vom Nachschub abgeschnitten, entscheidende Positionen aufgebend, um Hilfe brüllend, um Entsatz, um Verstärkung, um mehr Lastwagen, mehr Panzer, mehr Wasserfahrzeuge, mehr Nahrung, mehr Funkgeräte… Ab einem gewissen Punkt hatte er nichts mehr tun können; er konnte nur noch bestätigen, antworten, ablehnen, verzögern, befehlen durchzuhalten; nichts, nichts. Die Berichte gingen weiterhin ein, bauten sich zu einem einfarbigen Papiermosaik auf, das aus einer Million von Teilen bestand und ein Bild ergab von einer Armee, die sich Stück für Stück zersetzte, aufgeweicht vom Regen, genau wie ein Blatt Papier, durchtränkt und zerreißbar und sich allmählich auflösend.
    Alledem entging er, indem er hier auf verlorenem Posten saß… Und doch war er nicht insgeheim dankbar, war er nicht wirklich froh darüber; er war zornig und erbost, weil er vom Geschehen getrennt war, dass er alles anderen überlassen musste, vom Mittelpunkt abgeschnitten, ohne Information über die Ereignisse. Er sorgte sich wie eine Mutter um ihren jungen Sohn, der in den Krieg gezogen ist, zu Tränen oder sinnlosen Schreien hingerissen wegen ihrer Machtlosigkeit, wegen der unerbittlichen, unaufhaltsamen Kraft, die dahinter steckte. Der Gedanke kam ihm, dass es bei dem ganzen Vorgang eigentlich keiner Feindeinwirkung bedurfte. Er selbst und die Armee unter seinem Befehl führten die Schlacht gegen die Elemente. Ein dritter Beteiligter war überflüssig.
    Zunächst die Regenfälle, dann ihre beispiellose Verbissenheit, dann der Erdrutsch, der sie von den übrigen Truppenteilen abgeschnitten hatte, dann diese schmutzige Idiotin von einer Möchtegern-Meuchelmörderin…
    Er richtete sich ruckartig wieder auf, legte den Kopf in die Hände.
    Hatte er versucht, zu viel zu erreichen? Er hatte während der vergangenen Woche ganze zehn Stunden geschlafen. Hatte das seinen Verstand getrübt, seine Urteilsfähigkeit beeinträchtigt? Oder hatte er zu viel geschlafen? Hätte es die entscheidende Wende gebracht, wenn er noch ein bisschen länger wach geblieben wäre?
    »Ich hoffe, du stirbst«, quäkte die Stimme der Frau.
    Er sah sie an, runzelte die Stirn und fragte sich, warum sie wohl seine Gedanken unterbrochen hatte, und wünschte sich, sie würde den Mund halten. Vielleicht sollte er sie knebeln.
    »Du machst einen Rückzieher«, bemerkte er. »Vorhin hast du mir noch erzählt, dass ich sterben werde.« Er ließ sich auf das Bett zurückfallen.
    »Dreckskerl!«, schrie sie.
    Er sah sie an und kam plötzlich zu der Erkenntnis, dass er, wie er dalag, ebenso ein Gefangener war wie sie auf ihrem Stuhl. Rotz sammelte sich wieder unter ihrer Nase. Er wandte den Blick ab.
    Er hörte, wie sie den Rotz hochzog und dann ausspuckte. Er hätte gelächelt, wenn er die Kraft dazu gehabt hätte. Sie zeigte ihre Verachtung durch Ausspucken; was bedeutete ihr Quäntchen Schleim verglichen mit der Sintflut, die dabei war, eine Kampfmaschinerie, an deren Aufstellung und Ausbildung er zwei Jahre lang gearbeitet hatte, zu ertränken?
    Und warum, warum hatte er sie ausgerechnet an einen Stuhl gebunden? Versuchte er, das Glück und das Schicksal überflüssig zu machen, indem er gegen sich selbst handelte? Ein Stuhl; ein Mädchen, an einen Stuhl gefesselt…, etwa im gleichen Alter, vielleicht ein wenig älter… Aber die gleiche schlanke Gestalt, mit einem verlogenen Überzieher, der sie größer erscheinen lassen sollte, was jedoch nicht gelang. Ungefähr das gleiche Alter, ungefähr die gleiche Gestalt…
    Er schüttelte den Kopf und zwang sich, die Gedanken von dieser Schlacht, diesem Fehlschlag abzuwenden.
    Sie

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