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Das Kultur-Spiel

Das Kultur-Spiel

Titel: Das Kultur-Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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aß den letzten Cracker auf, wischte bedächtig die Brösel von seinen Händen ab. Die Suppentasse ließ er auf dem Geländer stehen.
    »Kommt es wirklich darauf an«, meinte Mawhrin-Skel nachdenklich, »wer als Erster ein Volles Gitter gewinnt?«
    »Hmm?«, machte Gurgeh.
    Mawhrin-Skel rückte ihm näher. »Kommt es wirklich darauf an, wer es als Erster gewinnt? Irgendwer wird es sein, aber spielt es eine große Rolle, wer es ist? Die Wahrscheinlichkeit muss doch bei jedem Spiel verschwindend gering sein! Hat es tatsächlich viel mit dem Können zu tun?«
    »Über einen bestimmten Punkt hinaus nicht«, gab Gurgeh zu. »Es erfordert ein Genie, das wirklich Glück hat.«
    »Aber das könnten Sie sein.«
    »Vielleicht.« Gurgeh lächelte in der kühlen Morgenluft. Er zog seine Jacke enger zusammen. »Es hängt völlig von der Lage bestimmter farbiger Perlen in bestimmten metallenen Kugeln ab.« Er lachte. »Ein Sieg, dessen Echo rund um die spielende Galaxis widerhallen würde, und er hängt davon ab, wohin ein Kind seine Perlen…« Er verstummte. Wieder sah er den kleinen Roboter an, runzelte die Stirn. »Entschuldigen Sie, ich bin ein bisschen melodramatisch geworden.« Er zuckte die Achseln, lehnte sich gegen das Steingeländer. »Es wäre… angenehm, ein Volles Gitter zu gewinnen, aber leider ist es unwahrscheinlich. Irgendwann wird es jemand schaffen.«
    »Aber ebenso gut könnten Sie es sein«, zischte Mawhrin-Skel und schwebte noch näher.
    Gurgeh musste zurücktreten, um die Maschine im Blick zu behalten. »Nun…«
    »Warum es dem Zufall überlassen, Jernau Gurgeh?« Mawhrin-Skel wich wieder ein bisschen zurück. »Warum es dem bloßen dummen Glück überlassen?«
    »Wovon reden Sie?«, fragte Gurgeh langsam und kniff die Augen zusammen. Die Drogen-Trance verflog, der Zauber war gebrochen. Er fühlte sich aufgedreht, gehoben – gleichzeitig nervös und aufgeregt.
    »Ich kann Ihnen sagen, welche Perlen in welchen Kugeln sind«, sagte Mawhrin-Skel.
    Gurgeh lachte leise. »Unsinn.«
    Der Roboter schwebte näher. »Ich kann es. Man hat nicht alles aus mir herausgerissen, als man mich aus BU ausschloss. Ich besitze Wahrnehmungsfähigkeiten, von denen Kretins wie Amalk-ney nie auch nur gehört haben.« Er kam noch näher. »Ich kann sie benutzen. Ich kann Ihnen sagen, was bei Ihrem Perlenspiel wo ist. Ich kann Ihnen zu dem Vollen Gitter verhelfen.«
    Gurgeh löste sich von der Balustrade, schüttelte den Kopf. »Das können Sie nicht. Die anderen Roboter…«
    »… sind schwache Simpel, Gurgeh«, behauptete Mawhrin-Skel. »Ich bin ihnen überlegen, glauben Sie mir. Vertrauen Sie mir. Wäre eine zweite BU-Maschine dabei, ließe es sich auf keinen Fall durchführen, bei einem Kontakt-Roboter wäre es unwahrscheinlich… Aber dieser Haufen veralteter Apparate? Ich könnte die Lage jeder einzelnen Perle herausfinden, die das Mädchen weggesteckt hat. Jeder einzelnen!«
    »Bei allen wäre es gar nicht notwendig.« Gurgeh schwenkte die Hand. Er wirkte beunruhigt.
    »Umso besser! Dann erlauben Sie es mir! Nur, um es Ihnen zu beweisen! Es mir selbst zu beweisen!«
    »Sie reden davon zu betrügen, Mawhrin-Skel.« Gurgeh sah sich auf der Plaza um. Niemand war in der Nähe.
    »Sie werden gewinnen – was macht es für einen Unterschied?«
    »Betrug wäre es trotzdem.«
    »Sie haben selbst gesagt, es sei nichts als Glück. Sie haben bereits gewonnen…«
    »Noch nicht endgültig.«
    »Aber so gut wie sicher. Es steht tausend zu eins, dass Sie verlieren.«
    »Die Wahrscheinlichkeit ist vermutlich noch geringer«, räumte Gurgeh ein.
    »Also ist das Spiel gelaufen. Das Mädchen kann nicht noch mehr verlieren, als es bereits verloren hat. Lassen Sie sie Teil eines Spiels sein, das in die Geschichte eingehen wird. Schenken Sie ihr das!«
    »Es…«, Gurgeh klatschte mit der Hand auf das Steingeländer, »ist…« – Klatsch – »trotzdem« – Klatsch – »Betrug!«
    »Nicht so laut«, murmelte Mawhrin-Skel. Der Roboter sprach selbst so leise, dass Gurgeh sich über das Geländer hinauslehnen musste, um ihn zu verstehen. »Es ist Zufall. Alles ist Zufall, wenn es auf das Können nicht mehr ankommt. Es war Zufall, dass mein Gesicht nicht für Kontakt geeignet war. Der Zufall machte Sie zu einem großen Spieler, der Zufall führte Sie heute Abend hierher. Keiner von uns beiden wurde in allen Einzelheiten geplant, Jernau Gurgeh. Ihre Gene bestimmten, was aus Ihnen wurde, und die Genmanipulation Ihrer Mutter sorgte dafür, dass

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