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Das Kultur-Spiel

Das Kultur-Spiel

Titel: Das Kultur-Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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große Brett wanderten, stehen blieben, um Figuren zu verrücken, oder von anderen verrücken ließen.
    Sie waren fremdartig, aber sie waren Leute, waren humanoid. Sie hatten dieses bizarre, ungeheuerliche Spiel gemeistert. »Sie sind doch nicht superintelligent?«, fragte Gurgeh den Roboter.
    »Kaum, wenn sie in diesem Stadium technologischer Entwicklung an einem solchen sozialen System festhalten, ob nun mit oder ohne Spiel. Im Durchschnitt ist das Zwischen- oder Apex-Geschlecht wahrscheinlich ein bisschen weniger intelligent als ein Durchschnittsmensch der Kultur.«
    Diese Behauptung war Gurgeh rätselhaft. »Das impliziert, dass es einen Unterschied zwischen den Geschlechtern gibt.«
    »Jetzt gibt es einen«, sagte Worthil.
    Gurgeh verstand nicht ganz, was das heißen sollte, doch der Roboter fuhr fort, bevor er weitere Fragen stellen konnte. »Tatsächlich hoffen wir innerhalb vernünftiger Grenzen, dass Sie fähig sein werden, bei dem Spiel von Azad Überdurchschnittliches zu leisten, wenn Sie es die zwei Jahre lang studieren, die Ihre Reise dorthin dauern wird. Natürlich wird das die ständige und umfassende Benutzung von Sekreten erfordern, die das Gedächtnis und die Lernfähigkeit steigern, und ich möchte darauf hinweisen, dass schon allein der Besitz von Drogendrüsen Sie für jeden Posten innerhalb des Imperiums, den Sie im Spiel erringen könnten, disqualifizieren würde, selbst wenn Sie kein Fremder wären. Jede ›unnatürliche‹ Beeinflussung des Spiels ist streng verboten; sämtliche Spielräume sind elektronisch abgeschirmt, damit keine Verbindung zu einem Computer hergestellt werden kann, und nach jeder Partie werden Drogentests durchgeführt. Die Ihnen eigene Körperchemie, ebenso wie Ihre Fremdartigkeit und die Tatsache, dass Sie für die Leute dort ein Heide sind, bedeutet, dass Sie – falls Sie sich für die Reise entscheiden – nur ehrenhalber teilnehmen könnten.«
    »Roboter… Worthil… ich glaube nicht, dass ich eine solche Reise machen möchte, so weit, so lang… aber ich wüsste zu gern mehr über dieses Spiel. Ich möchte darüber diskutieren, es analysieren…«
    »Unmöglich«, erklärte der Roboter. »Ich habe die Erlaubnis, Ihnen das alles zu erzählen, aber Sie dürfen es nicht weiterverbreiten. Sie haben mir Ihr Wort gegeben, Jernau Gurgeh.«
    »Und wenn ich es breche?«
    »Alle würden denken, Sie hätten es erfunden. Es existiert keine zugängliche Aufzeichnung, die das Gegenteil beweisen würde.«
    »Warum ist übrigens alles so geheim? Wovor fürchten Sie sich?«
    »Die Wahrheit ist: Wir wissen nicht, was wir tun sollen, Jernau Gurgeh. Das Problem ist größer als alles, womit Kontakt sich üblicherweise zu befassen hat. Im Allgemeinen kann man sich an feste Regeln halten; wir haben so viel Erfahrung mit jeder Art von barbarischer Gesellschaft gesammelt, dass wir wissen, was jeweils wo funktioniert und was nicht. Wir überwachen, wir arbeiten mit Kontrollen, Vergleichen und Modellen und treffen im Allgemeinen jede nur mögliche Vorsichtsmaßnahme, um sicherzugehen, dass wir es richtig machen… Aber so etwas wie Azad ist einzigartig, es gibt keine Schablonen, keine Präzedenzfälle, auf die man sich verlassen könnte. Wir müssen sozusagen nach dem Gehör spielen, und das lädt uns eine gewaltige Verantwortung auf. Schließlich haben wir es mit einem ganzen stellaren Imperium zu tun. Das ist der Grund, warum >Besondere Umstände< hinzugezogen worden ist; wir sind an heikle Situationen gewöhnt. Und offen gestanden, diese macht uns Kopfschmerzen. Wenn wir es zuließen, dass alle Welt von Azad erfährt, könnten wir allein durch das Gewicht der öffentlichen Meinung dazu gedrängt werden, eine Entscheidung zu fällen… Das hört sich vielleicht gar nicht so schlecht an, könnte sich aber als katastrophal erweisen.«
    »Für wen?«, fragte Gurgeh skeptisch.
    »Für die Leute des Imperiums und für die Kultur. Wir könnten zu einer massiven Intervention gegen das Imperium gezwungen werden. Es würde kaum ein Krieg sein, da wir ihm technologisch weit überlegen sind. Aber wir würden als Besatzungsmacht auftreten müssen, um es zu kontrollieren, und das würde hohe Anforderungen an unsere Hilfsmittel wie an unsere Moral stellen. Am Ende würde sich ein solches Abenteuer fast mit Gewissheit als Fehler erweisen, ganz gleich, mit welcher Begeisterung es anfangs begrüßt wurde. Den Leuten des Imperiums würde es schaden, müssten sie gegen uns statt gegen ihr korruptes Regime

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