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Das Kultur-Spiel

Das Kultur-Spiel

Titel: Das Kultur-Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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in der Mitte stehen sehen, kontrolliert die Gesellschaft und das Imperium. Im Allgemeinen werden die männlichen Wesen als Soldaten eingesetzt und die weiblichen als Besitz betrachtet. Natürlich ist die Sache ein bisschen komplizierter, aber Sie können sich jetzt eine Vorstellung machen?«
    »Hm.« Gurgeh schüttelte den Kopf. »Ich begreife nicht, wie das funktioniert, aber wenn Sie es sagen – gut.« Er kratzte sich den Bart. »Ich nehme an, es bedeutet, dass diese Leute ihr Geschlecht nicht wechseln können.«
    »Richtig. Gentechnologisch gesehen ist das seit Jahrhunderten in ihrer Reichweite, aber es ist verboten. Illegal, wenn Sie sich erinnern, was das heißt.« Gurgeh nickte. Die Maschine fuhr fort: »Auf uns wirkt das pervers und wie eine sinnlose Verschwendung, nur liegt Imperien überhaupt nichts an der rationellen Verwendung ihres Materials und der Verbreitung von Glück. Typisch ist, dass beides ungeachtet der ökonomischen Kurzschlüsse – vor allem Korruption und Günstlingswirtschaft, die dem System endemisch sind – erreicht wird.«
    »Okay«, sagte Gurgeh. »Ich werde Ihnen später eine Menge Fragen zu stellen haben, aber sprechen Sie weiter. Was ist mit diesem Spiel?«
    »Ja, das Spiel. Hier ist ein Spielbrett.«
    »… Sie machen Witze«, brachte Gurgeh schließlich hervor. Er beugte sich nach vorn und betrachtete das dreidimensionale Standbild, das sich vor ihm ausbreitete.
    Das Sternenfeld und die drei Humanoiden waren verschwunden. Gurgeh und der Roboter namens Worthil sahen sich am einen Ende eines riesigen Raums, um ein Vielfaches größer als der, in dem sie sich tatsächlich befanden. Vor ihnen dehnte sich ein Fußboden in einem überwältigend komplizierten und scheinbar chaotisch abstrakten, unregelmäßigen Mosaikmuster aus, das an manchen Stellen zu Hügeln anstieg oder in Täler abfiel. Bei genauerem Hinsehen war zu erkennen, dass die Hügel nicht kompakt, sondern vielmehr aufgestapelte, sich nach oben verjüngende Ebenen des gleichen verblüffenden Meta-Musters waren, die miteinander verbundene, vielschichtige Pyramiden über der phantastischen Landschaft schufen. Dinge, die wie bizarr gestaltete Spielfiguren wirkten, standen auf der in einer Orgie von Farben schwelgenden Oberfläche. Die ganze Konstruktion musste eine Kantenlänge von mindestens zwanzig Metern haben.
    »Das«, fragte Gurgeh, »ist ein Brett?« Er schluckte. Ein Spiel, so kompliziert wie das da sein musste, hatte er noch nie gesehen; er hatte noch nie von so etwas gehört, und er hatte nicht die leiseste Ahnung gehabt, dass es das geben könne.
    »Eines von mehreren.«
    »Wie viele gibt es denn?« Es konnte nicht sein. Bestimmt war es ein Witz. Sie machten sich über ihn lustig. Kein menschliches Gehirn war imstande, ein Spiel auf einem solchen Niveau zu erfassen. Es war unmöglich. Es musste unmöglich sein.
    »Drei. Alle von dieser Größe. Dazu zahlreiche kleinere, an denen auch mit Karten gespielt wird. Ich will Ihnen einiges Hintergrundmaterial zu dem Spiel geben.
    Zunächst der Name. ›Azad‹ bedeutet ›Maschine‹ oder vielleicht ›System‹ in dem weiten Sinne, der jede funktionierende Einheit – zum Beispiel ein Tier, eine Blume, etwas wie mich oder ein Schöpfrad – einschließen würde. Das Spiel ist über mehrere tausend Jahre hinweg entwickelt worden und erhielt seine augenblickliche Form vor rund achthundert Jahren, etwa um die gleiche Zeit, als die noch bestehende Religion der Spezies institutionalisiert wurde. Seit damals hat sich das Spiel wenig verändert. In seiner endgültigen Fassung stammt es also aus der Zeit, als Eä, der Heimatplanet des Imperiums, die Vormachtstellung beanspruchte und die erste relativistische Erkundung des ihn umgebenden Raums durchführte.«
    Jetzt hing vor Gurgeh ein Planet, der sich blauweiß und glänzend sehr langsam vor dem Hintergrund des dunklen Raums drehte. »Eä«, verkündete der Roboter. »Das Spiel wird als absolut integraler Teil des imperialen Machtsystems benutzt. So einfach wie möglich ausgedrückt: Wer auch immer das Spiel gewinnt, wird Kaiser.«
    Gurgeh drehte sich langsam zu dem Roboter um, der seinen Blick erwiderte. »Ich will Sie nicht auf den Arm nehmen«, stellte Worthil trocken fest.
    »Ist das Ihr Ernst?«, fragte Gurgeh trotzdem.
    »Mein völliger Ernst«, gab die Maschine zurück. »Die Kaiserwürde stellt einen ziemlich ungewöhnlichen… Siegespreis dar«, räumte sie ein, »und die vollständige Wahrheit ist, wie Sie sich wohl

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