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Das Kultur-Spiel

Das Kultur-Spiel

Titel: Das Kultur-Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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»Würde unser geschätzter Gesandter unsere Ehefrauen mit seinen Augen amüsieren?«
    »Ich wäre entzückt!«, erklärte Za. Er reichte Gurgeh das Tablett mit den Leckereien, und während die Frauen kicherten und die Apices sich zugrinsten, trat er dicht vor die Frauen und ließ die Nickhaut seiner Augen auf- und abschnellen. »Da!« Er lachte, tanzte zurück. Einer der Apices dankte ihm. Dann ging die Gruppe redend und lachend weiter.
    »Sie sind wie große Kinder«, meinte Za, klopfte Gurgeh auf die Schulter und wanderte davon, einen leeren Ausdruck in den Augen.
    Flere-Imsaho kam angeflogen und machte ein Geräusch wie raschelndes Papier. »Ich habe gehört, was dieses Arschloch über das Ignorieren von Maschinen gesagt hat!«, verkündete er.
    »Hmm?«, fragte Gurgeh.
    »Ich sage… ach, ist auch egal. Sie fühlen sich doch nicht ausgegrenzt, weil Sie nicht tanzen können?«
    »Nein. Ich habe keinen Spaß am Tanzen.«
    »Das ist gut. Es wäre entehrend für jeden hier Anwesenden, Sie auch nur zu berühren.«
    »Wie Sie mit Worten umgehen können, Maschine«, sagte Gurgeh. Er hielt das Gebäck-Tablett vor den Roboter, ließ es los und ging davon. Flere-Imsaho quietschte auf. Er schaffte es gerade noch, das fallende Tablett aufzufangen, bevor alle in Papier eingewickelten Teilchen herunterfielen.
     
    Gurgeh spazierte eine Weile umher. Er war ein bisschen ärgerlich und fühlte sich mehr als ein bisschen unbehaglich.
    Ihn plagte der Gedanke, er sei von Leuten umgeben, die auf gewisse Weise gescheitert waren, als seien sie weggelassene Komponenten eines Systems von hoher Qualität, das durch sie verdorben werden würde. Nicht nur, dass die Menschen um ihn herum ihm töricht und ungehobelt vorkamen, er hatte zudem das Gefühl, er unterscheide sich nicht sehr von ihnen. Jeder, den er kennen lernte, schien unter dem Eindruck zu stehen, er sei nur hergekommen, um sich lächerlich zu machen.
    Die Kontakt-Leute hatten ihn mit einem vergreisten Kriegsschiff hergeschickt, das diesen Namen kaum noch verdiente, hatten ihm einen unnützen, hoffnungslos linkischen jungen Roboter zur Begleitung mitgegeben, hatten versäumt, ihn über Tatsachen zu informieren, die, wie sie hätten wissen müssen, entscheidenden Einfluss auf die Art der Spielführung hatten – das Kolleg-System, das die Begrenzungsfaktor nur gestreift hatte, war ein gutes Beispiel – und ihn zumindest teilweise in die Obhut eines betrunkenen dummen Großmauls gegeben, das sich kindisch für ein paar imperialistische Tricks und ein erfinderisch inhumanes soziales System begeisterte.
    Während der Reise hierher war ihm das ganze Abenteuer so romantisch vorgekommen, als eine große, Mut erfordernde Aufgabe, eine edle Tat. Dieser Aspekt der Geschichte war jetzt verblasst. Im Augenblick hatte er nur noch das Gefühl, er sei – ebenso wie Shohobohaum Za oder Flere-Imsaho – ein weiterer Außenseiter der Gesellschaft und dieses ganze, spektakulär heruntergekommene Imperium sei ihm wie ein Brocken vorgeworfen worden. Er war überzeugt, irgendwo lungerten im Hyperraum, geborgen im Feldgewebe eines großen Schiffes, Gehirne herum und lachten sich kaputt.
    Er sah sich in dem Ballsaal um. Die Musik spielte schrill, die Paare aus Apices und luxuriös gekleideten Frauen bewegten sich in feststehenden Figuren über die schimmernden Intarsien des Fußbodens, und es war gleichermaßen widerwärtig, dass die einen stolz, die anderen demütig dreinblickten. Männliche Diener schritten vorsichtig umher wie Maschinen, sorgten dafür, dass die Gläser und Teller stets gefüllt waren. Gurgeh dachte, es komme kaum darauf an, welches soziale System hier herrschte. Es wirkte einfach so krass, so starr überorganisiert.
    »Ah, Gurgee«, sagte Pequil. Er kam zwischen einer großen Topfpflanze und einer Marmorsäule hervor und hielt eine jung aussehende Frau am Ellbogen. »Da sind Sie ja. Gurgee, darf ich Ihnen Trinev Dutleystochter vorstellen?« Der Apex lächelte von dem Mädchen zu dem Mann und führte es vorwärts. Sie verbeugte sich langsam. »Trinev ist ebenfalls Spielerin«, erklärte Pequil. »Ist das nicht interessant?«
    »Es ist mir eine Ehre, Sie kennen zu lernen, junge Dame«, sagte Gurgeh zu dem Mädchen und verbeugte sich ebenfalls leicht. Sie stand still vor ihm, den Blick zu Boden gerichtet. Ihr Kleid war weniger prächtig als die meisten, die er gesehen hatte, und die Frau darin wirkte weniger glanzvoll.
    »Dann will ich Sie beide mal allein lassen, was?« Pequil trat

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