Das Kumo-Kartell
Set kürzlich benutzt worden, denn das Teepäckchen war angebrochen.
Decker checkte den Laptop, der auf dem Tisch stand. Doch der war passwortgeschützt. Damit würde sich Zeerookah beschäftigen dürfen. Wie Cotton den IT-Crack kannte, würde er kaum eine Minute brauchen, um das Passwort zu knacken. Doch auch ohne zu wissen, was der Laptop offenbarte, sah alles danach aus, als hätte Kumiko tatsächlich nichts mit dem Mord an Saito zu tun. Offenbar hatte die Attentäterin sich Zutritt zu ihrer Wohnung verschafft, Kumiko betäubt und ihren Platz bei Saito eingenommen. Vielleicht konnte die Japanerin ihnen Näheres sagen, sobald sie zu sich kam.
Die Ambulanz traf ein, und Kumiko wurde ins Krankenhaus gebracht. Cotton und Decker fuhren ins HQ, um den Laptop bei Zeerookah abzugeben und zu erfahren, ob er inzwischen mehr herausgefunden hatte. Denn bis jetzt war die ganze Sache noch sehr mysteriös.
3
Simon O’Leary schaltete den Laptop aus und stützte das Kinn auf die gefalteten Hände. Ein kaltes Gefühl der Angst hatte sich in ihm festgesetzt und breitete sich langsam in seinem Körper aus. Er hatte einen Fehler begangen. Genau genommen sogar zwei. Aber, verdammt, fünf Jahre lang war alles gut gegangen. Wer hätte denn ahnen können, dass die Yakuza nicht weiterhin stillhalten würden, nachdem sie ihn und seine Geschäfte so lange ignoriert hatten.
Sein erster Fehler: Er hatte sich zu sicher gefühlt.
Der zweite und bei Weitem schwerwiegendere Fehler war, dass er offensichtlich Spuren hinterlassen hatte, denen jemand folgte und dabei selbst eine Spur hinterließ – eine sehr tödliche Spur. Zweifellos war das beabsichtigt, um seine Aufmerksamkeit zu erregen. Zu seinem Glück verfolgte er die Meldungen der Lokalzeitungen in den Städten, in denen seine Leute lebten. Andernfalls hätte er von der Säuberungsaktion – denn nichts anderes war es – noch lange nichts erfahren. Schließlich lautete die oberste Prämisse für seine Leute, dass sie nur im äußersten Notfall Kontakt zu ihm aufnehmen durften. Die Mitglieder seiner Organisation kannten sich nicht einmal untereinander.
Sie erhielten anonym ihre Aufträge und ihr Geld und verschickten die Waren versteckt in ganz legalen Sendungen an Empfänger, von denen sie nicht wussten, ob sie der Organisation angehörten oder nicht. Auch den Anwälten in ihren Reihen war nicht bekannt, wer Mitglied war. Ihre Aufgabe bestand darin, die Lücken des Zollrechts auszunutzen und notfalls jemanden aus der Organisation zu verteidigen, der bei einer Straftat erwischt worden war. Sie erfuhren aber nie, welcher von den Aufträgen, die O’Leary ihnen zuschusterte, tatsächlich mit der Organisation zu tun hatte.
Da bis auf den ersten Ermordeten keines der Opfer in letzter Zeit Kontakt mit ihm aufgenommen hatte, blieb die drängende Frage, woher die Yakuza wusste, wer er war. Und falls sie es noch nicht wusste, würde sie es sehr bald herausfinden.
Was hatte er übersehen? Er musste etwas übersehen haben, sonst wäre man ihm nicht auf die Schliche gekommen.
Die Berichte, die er online verfolgte, seit er von dem ersten Mord erfahren hatte, zeigten ihm, dass sich die Schlinge um seinen Hals immer enger zog. Der Killer hatte sich nicht nur damit begnügt, die Leute umzubringen. Er hatte jedem Toten das japanische Wort »Kumo« auf die Stirn geschrieben, das O’Leary sich als Decknamen und geheimes Codewort gewählt hatte.
Verdammt, wie hatten die das rausgefunden?
Außerdem hatte der Killer die Safes der Opfer ausgeräumt. Und da die Toten höchstwahrscheinlich Dokumente darin aufbewahrt hatten, kannte die Yakuza jetzt die Notfallpläne. Die waren zwar für jedes Mitglied individuell ausgearbeitet worden, aber wenn man alle diese Pläne besaß und analysierte, mochte ein findiger Kopf durchaus die richtigen Schlüsse ziehen und den Weg zu ihm finden. Eine Katastrophe.
Daran musste die Schlampe von der Polizei schuld sein, die sich bei Yamato eingeschlichen hatte. Die war zwar längst tot, aber niemand wusste, wie viel sie herausgefunden und wem sie was verraten hatte.
Verdammt, verdammt, verdammt!
O’Leary fuhr sich mit beiden Händen übers Gesicht. Er musste zu seinem eigenen Notfallplan greifen, um dem Schicksal seiner Leute zu entgehen. Sollte er die anderen kontaktieren und sie warnen? Nur das nicht! Das konnte genau das sein, wozu man ihn provozieren wollte. Jeder Kontakt zu seinen Leuten konnte den Killer direkt zu ihm führen.
Er zuckte zusammen, als die Tür
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