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Das kupferne Zeichen - Fox, K: Kupferne Zeichen

Das kupferne Zeichen - Fox, K: Kupferne Zeichen

Titel: Das kupferne Zeichen - Fox, K: Kupferne Zeichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katia Fox
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und sogar der Hund des Tischlers und die Katzen lagen erschlagen im Schlamm. Wir konnten den Anblick und den Gestank des Todes nicht länger ertragen und flohen in den Wald.« Jean schürte das schon fast erloschene Feuer und legte einen Ast darauf, damit es weiter loderte.
    Die Nacht war sternenklar. Ellen fröstelte und war dankbarfür das Feuer. Sie holte ihren Mantel und breitete ihn auf dem Boden aus, damit sie darauf sitzen konnten.
    »Wir versteckten uns im Wald, trotzdem haben uns die Räuber entdeckt. An den Dingen, die sie bei sich trugen, erkannten wir, dass es dieselben Männer waren, die unser Dorf ausgelöscht hatten. Einer von ihnen wollte uns sofort töten. Er hatte sein Messer schon an Madeleines Hals, als ein anderer ihn aufhielt. ›Lass uns doch erst noch ein bisschen Spaß mit der Kleinen haben‹, schlug er vor. Ich war noch zu jung, um zu begreifen, was er meinte, aber ich sah die Angst in Madeleines Augen und dachte an meinen Vater mit seinem aufgeschlitzten Bauch. In meiner Wut vergaß ich meine eigene Angst und trat dem Kerl mit voller Wucht vor das Schienbein.«
    »Oh mein Gott!«, entfuhr es Ellen.
    »Du hast Recht, das war völlig schwachsinnig, ich war ja viel zu klein, um es mit so einem aufnehmen zu können. Er knallte mir eine, packte mich bei den Haaren und verpasste mir einen Tritt. Wahrscheinlich hätte er mich fertiggemacht. Aber da kam Marcondé, der Anführer der Meute, hinzu. Die Räuber wichen zur Seite. Im ersten Augenblick hoffte ich, er würde uns gehen lassen, aber dann sah ich das getrocknete Blut an seinem schmutzigen Hemd. Vielleicht war es das Blut meiner Mutter oder das meines Vaters!« Er unterbrach sich und schluckte. »Ich wurde sein Knecht und Prügelknabe. Trotzdem war mein Schicksal erträglich im Vergleich zu dem, was Madeleine durchmachen musste. Sie haben sie besprungen wie die Ziegenböcke, Tag für Tag, von früh bis spät, so viele Male.« Jean schlug die Hände vor sein Gesicht. »Sie war ein ganz vernünftiges Mädchen vorher, verstehst du? Sie war nicht … verrückt. Nein, war sie nicht. Die Kerle sind schuld, sie haben sie gequält, bis sie durchgedreht ist. Sie haben sie zum Tier gemacht, haben ihr das Essen zugeworfen wie einem Hund und gejohlt, wenn sie auf allen vieren hinkroch, um es sich zu holen. Sie haben ihre Messer im Feuer erhitzt und die heiße Klinge in ihr Fleisch gebrannt, bis sie auchdas ohne Schreie ertrug. Den einzigen Menschen, der mir noch geblieben war, haben sie in den Wahnsinn getrieben.«
    »Wie um Gottes willen habt ihr es geschafft, ihnen zu entkommen?«, fragte Ellen entsetzt und sah mitleidig zu der friedlich schlafenden Madeleine hinüber. Ihre Stirn war ein wenig gekraust, und die Hände hatte sie zu Fäusten geballt.
    »Ich hätte viele Male fliehen können, aber ich konnte Madeleine doch nicht alleinlassen! Ich hätte Marcondé getötet, wenn es genutzt hätte, aber sie waren doch so viele.« Er sah Ellen an und lächelte plötzlich. »Bei den Räubern haben wir das Reiten gelernt. Manchmal haben wir tagelang die Pferderücken nur zum Pinkeln und Schlafen verlassen, sogar gegessen haben wir auf den Gäulen. Mir waren diese Tage am liebsten, weil die Männer dann zu müde waren, um sich über Madeleine herzumachen. Monatelang haben sie uns auf ihre Beutezüge mitgenommen, und eines Tages bekamen wir die Gelegenheit zur Flucht, auf die wir so lange gewartet hatten. Marcondé und seine Männer überfielen einen kleinen Weiler, metzelten die Männer nieder und vergriffen sich an den Frauen und Mädchen. Die Männer feierten und betranken sich, so merkten sie nicht, dass wir ihnen zwei Pferde stahlen und uns aus dem Staub machten. Weil sie gute Spurenleser waren, verkauften wir die Pferde unterwegs. Und es gelang uns tatsächlich, die Kerle abzuschütteln. Ich kann bis heute kaum glauben, wie viel Glück wir an diesem Tag hatten. Trotzdem stehen mir noch heute vor Angst die Haare zu Berge, sobald ich einen Reitertrupp höre. Nur auf den Turnieren fühle ich mich sicher, weil die Banditen einen großen Bogen um sie machen.«
    Die Nacht war schon fortgeschritten, und obwohl Jeans Erfahrung gezeigt hatte, wie wenig Sicherheit die Nähe anderer Menschen brachte, war Ellen nach der grausigen Geschichte froh, die Händler, mit denen die beiden gereist waren, nicht weit entfernt zu wissen.
    »Madeleine hat großes Glück, dich an ihrer Seite zu haben«,sagte Ellen sanft und holte eine zweite Decke von Nestors Rücken. Sie rutschte

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