Das kupferne Zeichen - Fox, K: Kupferne Zeichen
um sie kümmerte, würde es ihr gut gehen.
Obwohl Pierre unter den Schmieden hoch angesehen war, machten sie sich noch den ganzen Tag über den Ausgang der Wette lustig und zogen ihn auf, dass er nun noch eine zweite Frau durchfüttern müsse. Sie grinsten, als Ellen am nächsten Morgen zur Schmiede kam, beruhigten sich aber im Lauf des Tages und beachteten sie schon bald nicht mehr.
Am Ende der Woche kam der Muskelmann zu Ellens Zelt und lieferte unaufgefordert seine Einnahmen ab. »Wirst du weiter zu Turnieren ziehen?«, fragte er.
»Ich denke schon.«
»Wenn du mal keine Arbeit hast, kannst du mich ja herausfordern. Wir lassen die Ritter Wetten abschließen, und ich verliere. Würde zwar meinem Ruf schaden, und irgendwann würde ich mich dafür hassen, ließe sich aber für eine Weile eine richtig gute Menge Geld damit machen«, schlug er vor.
»Wenn es irgendwie geht, will ich mein Geld lieber mit dem Schmieden verdienen.« Ellen bemühte sich, nicht eingebildet zu klingen.
»Wie du meinst.« Der Kraftprotz hob zum Abschied die Hand. »Falls du deine Meinung doch noch änderst …«
»Weiß ich, wo ich dich finde!« Ellen nickte und war erleichtert, als er endlich gegangen war. Auch wenn sie ihn beim Zuschlagen hatte besiegen können, war es besser, jemanden wie ihn nicht zum Feind zu haben.
Châteauneuf-en-Braye, Mai 1172
S eit dem Herbst des vergangenen Jahres zog Ellen mit Jean und Madeleine von einem Turnier zum anderen. Die ersten Male hatte sie noch gezittert, ob Pierre ihr wieder Arbeit geben würde, dann war es selbstverständlich geworden. Trotzdem war Pierre kein Freund geworden, der lebensfrohe Henry le Norrois dagegen schon. Ellen hörte sein kehliges Lachen meist schon von weitem. So auch diesmal. Sie schlich sich näher, um ihm von hinten auf die Schulter zu tippen. Wenn sie sich danach rasch versteckte, würde er sich vergeblich umdrehen. Im letzten Moment erkannte Ellen den Mann neben Henry und erstarrte. Gerade als sie sich klopfenden Herzens abwenden wollte, entdeckte Jean sie.
»Ellenweore! Henry!«, rief er und kämpfte sich durch die Menge.
Henry drehte sich um. »Jean!« Er klopfte dem Jungen auf die Schulter, als dieser neben ihm stand. »Hast du nicht gerade Ellenweore gerufen? Wo ist sie?« Henry blickte sich um und entdeckte sie.
Wie vom Blitz getroffen stand sie da.
»Ellen, wie geht es dir?«, begrüßte er sie.
Genau in diesem Augenblick drehte sich auch sein Begleiter um.
Ellen spürte, wie ihr das Blut ins Gesicht schoss, als sich ihre Blicke trafen.
Guillaumes Augen tasteten neugierig ihr Gesicht ab.
»Kennen wir uns?« Guillaumes Blick hielt an ihr fest.
Es ist fünf Jahre her, seit er mich zum letzten Mal gesehen hat,und er hielt mich damals für einen Jungen, versuchte Ellen, sich zu beruhigen, und schüttelte den Kopf. »Verzeiht, ich muss zurück. Die Arbeit!« Sie knickste höflich und rannte fort.
»Meine Herren, Guillaume! Einen Eindruck machst du auf die Frauen!« Henry lachte. »Ich hatte nicht einmal Zeit, euch vorzustellen, und schon ist sie auf der Flucht vor dir.«
Guillaume sah ihr verwundert nach.
Ellen beeilte sich, zu Pierre in die Schmiede zu kommen. Den ganzen Tag dachte sie an nichts anderes mehr als an die Begegnung mit Guillaume. Sosehr sie auch hoffte, ihn bald wiederzusehen, sosehr fürchtete sie, er würde sie wiedererkennen. Sein Anblick hatte ihr Herz heftig klopfen lassen und ein warmes, vertrautes Gefühl ausgelöst. Ellen war mit den Gedanken nicht ganz bei der Sache, und Pierre tadelte sie ungnädig. Ellen dachte an den Streit mit Donovan und versuchte, sich zusammenzureißen, damit Pierre nicht bereute, sie beschäftigt zu haben. Als sie am Abend nach Hause kam, war Jean bereits im Zelt und bereitete das Essen vor. Madeleine war noch nicht zurück.
»Was war denn mit dir los heute Morgen?«
»Wieso, was meinst du?« Ellen tat betont unschuldig.
»Du bist rot angelaufen, als du den Kerl gesehen hast. Kennst du ihn?«
Ellen wollte verneinen, aber dann überlegte sie, dass es sicher besser war, Jean als Verbündeten zu haben, deshalb nickte sie.
»Oh là, là!« Jean grinste von einem Ohr bis zum anderen. »Du bist in ihn verliebt!« Jean wedelte mit seiner Hand auf und ab. » L’amour, l’amour, toujours l’amour! Was soll man nur gegen die Liebe tun?«
Ellen funkelte ihn wütend an. »Er kennt mich als Alan, den Schmiedejungen, das ist das Problem.«
»Wie? Das verstehe ich nicht.« Jean sah sie irritiert an.
»Ich
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