Das kupferne Zeichen - Fox, K: Kupferne Zeichen
habe in Tancarville, wo er Knappe war, als Junge verkleidet gelebt. Wir waren Freunde, jahrelang. Ich habe das Kämpfenmit dem Schwert von ihm gelernt. Er darf niemals erfahren, dass Alan und ich eine Person sind, so eine Lüge würde er mir nie verzeihen!«
»Hast du überhaupt eine Ahnung, wer das ist?«
»Sicher. Er heißt Guillaume … und?«
»Und er ist der Lehrmeister des jungen Königs, wusstest du das nicht?«
»Nein!«, staunte Ellen. Dann aber umspielte ein Lächeln ihren Mund. »Eigentlich wundert es mich nicht. Er hat immer gesagt, er wolle einmal ein Ritter des Königs werden. Dass er es so schnell schaffen würde, hätte ich allerdings nicht gedacht. Wenn der alte König eines Tages stirbt und sein Sohn den Thron als König des gesamten Reiches besteigt, wird William alles erreicht haben, was er sich erhofft hat.«
»William?«
»So sprechen wir in England den Namen aus. Und er ist Engländer wie ich, deswegen habe ich ihn oft so genannt!« Ellen lächelte verträumt.
»Dann solltest du dir das schleunigst wieder abgewöhnen, damit er nicht merkt, wer du bist!«, empfahl Jean ihr dringend.
Ellen nickte zwar, aber sie sah aus, als habe sie gar nicht zugehört. » Meine Träume liegen noch in so weiter Ferne«, seufzte sie traurig.
Madeleine kam ins Zelt gekrochen und verzog sich ohne einen Gruß singend in eine Ecke. Sie zog eine Münze aus der Tasche und betrachtete sie selig.
»Woher hast du so viel Geld?«, erkundigte sich Jean argwöhnisch und sah sich die Münze näher an.
»Ein Ritter hat sie mir gegeben. Ein schöner Ritter. Er wollte wissen, wer sie ist.« Madeleine zeigte auf Ellen.
»Und was hast du gesagt?« Ellen packte sie an den Schultern und schüttelte sie ein wenig.
»Dass du Ellenweore heißt und meine Freundin bist, habe ich gesagt. Sonst gar nichts.«
»Und dafür hat er dir so viel Geld gegeben?«
»Ja!« Madeleine strahlte.
Jean und Ellen sahen sich an.
»Das kann nur Guillaume gewesen sein!«
»Mach dir keine Sorgen. Madeleine weiß ja nichts von damals«, flüsterte er Ellen beruhigend zu.
* * *
Fast neun Monate hatte er seinen Frieden gehabt, und nun spukte sie schon wieder in seinem Kopf herum! Thibault beeilte sich, zu seinem Zelt zu kommen. Sein Herz stand in Flammen, nur Rose konnte seine Qualen jetzt noch lindern. Thibault wischte sich über die Augen, als könne er so die Bilder vertreiben, die ihn seit dem Vormittag beschäftigten. Kaum hatte Ellen Guillaume entdeckt, war sie errötet und hatte schöner ausgesehen als je zuvor. Thibault schnaufte. Das einfältige, kleine Flittchen, das behauptete, ihre Freundin zu sein, hatte ihm für die Silbermünze nichts gesagt, was er nicht längst wusste, trotzdem hatte er sie freundlich behandelt, immerhin konnte es noch sehr wertvoll sein, einen Spion in Ellens Zelt zu haben. Thibault grinste kalt.
»Rose?« Er sah sich ungeduldig in seinem Zelt um. Es war ordentlich aufgeräumt, aber leer. »Rose!«, brüllte er laut, aber nichts geschah. Als sie endlich kam, saß Thibault missmutig in seinem Stuhl. »Wo warst du?«, fuhr er sie an.
»Ich habe mir ein paar hübsche Bänder und ein Stück wunderbaren Stoff gekauft!« Rose sprang fröhlich auf ihn zu, setzte sich zu seinen Füßen und half ihm aus den Stiefeln.
»Damit ich schön für dich bin!« Sie schlug kokett die Augen nieder, um ihn zu besänftigen.
»Du wirst das Zelt nicht wieder verlassen, es sei denn, ich erlaube es dir!«
»Aber …«, wollte Rose widersprechen.
»Du willst doch das Kind diesmal unbedingt behalten, odersollen wir es wieder wegmachen lassen?«, fragte Thibault drohend.
Rose schüttelte den gesenkten Kopf. »Wenn du es wünschst, bleibe ich natürlich hier.«
»So gefällst du mir schon besser!« Thibault sah sie begehrlich an, stand auf und zog sie zu seinem Lager. »Komm, mein Röslein, leg dich zu mir!«
Seit Rose schwanger war, begehrte er sie weniger, und nach dem Beischlaf fühlte er sich unbefriedigt. »Geh und hol mir Margaret!«, befahl er. Die Tränen in Roses Augen rührten ihn nicht. »Hör auf zu flennen und sei froh, dass ich dich mit deinem Bastard nicht zur Hölle schicke«, herrschte er sie an und räkelte sich auf der Felldecke. Natürlich wusste Rose, was er mit Margaret tun würde, und genau das war schließlich der Spaß daran. Warum in aller Welt sollte er immer der Einzige sein, der litt? Konnte Roses Schmerz, ihn mit einer anderen zu sehen, denn schlimmer sein als seiner, wenn er Ellen mit anderen
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