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Das kupferne Zeichen - Fox, K: Kupferne Zeichen

Das kupferne Zeichen - Fox, K: Kupferne Zeichen

Titel: Das kupferne Zeichen - Fox, K: Kupferne Zeichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katia Fox
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müssen, um sich daran zu erinnern. Er atmete tief ein. Ellens Nähe erregte ihn noch immer. Sie hatte sein Blut so sehr in Wallung gebracht, dass er sich unbesiegbar gefühlt hatte. Vielleicht war sie ihm doch vom Schicksal bestimmt! Thibault sprang auf und warf dabei den Schemel um. »Gilbert!«, brüllte er. »Gilbert, hilf mir, mich wieder einzukleiden, heute hole ich mir fette Beute!«
    Nachdem ihm der Schildknappe erneut in Kettenhemd und Waffenrock geholfen hatte, schritt Thibault nach draußen. Er fühlte sich jetzt schon wie ein Sieger! Als die Mägde auf dem Platz mit Fingern auf ihn zeigten und hinter vorgehaltenen Händen kicherten, sah er zufrieden an sich hinab. »Ich kann jede haben«, murmelte er selbstgefällig und schwang sich auf sein Pferd.
    Als er sich zu den Rittern des jungen Henry gesellte, wurde er mit Kopfnicken und erhobenen Siegerfäusten begrüßt. Man hatte seinen Triumph bei der Tjost also bemerkt! Gut so. Nun galt es, auch bei dem Hauptturnier gut abzuschneiden. Thibaultsah zu Guillaume hinüber, der ihm den behandschuhten, erhobenen Daumen entgegenstreckte und ihn an seine Seite beorderte.
    »Holt Euch so viele, wie Ihr könnt, mein Lieber, aber den Anführer der Franzosen, den rührt nicht an, er gehört mir!«, befahl Guillaume.
    »Seht Ihr nur zu, dass Ihr nicht selbst gefangen werdet«, brummte Thibault so leise, dass Guillaume es nicht hören konnte. Die Franzosen standen nicht weit von ihnen entfernt und lästerten über die großen Verluste der Engländer bei den vergangenen Turnieren. Unter großem Gelächter verteilten sie schon im Voraus die Beute, die sie ihren englischen Gegnern abnehmen wollten. Und dann begann endlich das Turnier. Zuerst diszipliniert in Reihen, ritten die Gegner aufeinander zu, aber je näher sie sich kamen, desto kampfwütiger wurden sie, und schon bald darauf zerfielen die Reihen in ein turbulentes Durcheinander.
    Thibault beschloss, sich von Guillaume fernzuhalten, der das ausgewählte Ziel der besten Franzosen war, und stürzte sich lieber mit einigen anderen Rittern der königlichen Mesnie auf die Angevinger. Ausgerechnet den Bruder des Herzogs von Anjou suchte er sich als Gegner aus. Der junge Ritter war ein ausgezeichneter Turnierkämpfer und trieb Thibault schneller in die Enge, als ihm lieb war. Er hieb mit seinem Schwert auf ihn ein und führte ihn schon bald als seinen Gefangenen in eine Ecke, um dort die Zügel von Thibaults Pferd an seinen Knappen zu übergeben. Wutschnaubend saß Thibault hoch zu Ross und beobachtete, zur Untätigkeit verurteilt, den weiteren Verlauf des Turniers. Guillaume schlug sich tapfer, aber auch er bekam die Übermacht der Franzosen zu spüren und wurde gefangen genommen. Thibault strich sich zufrieden über das Kinn. Von wegen, der Anführer der Franzosen gehörte ihm! Außer Gefecht gesetzt ist der Angeber, freute er sich. Aber dann ritt der Knappe des jungen Königs zu den Franzosen und kaufte Guillaume frei, sodass er weiterkämpfen konnte. Thibault brülltenach Gilbert, der in angemessenem Abstand auf seinen Herrn wartete.
    »Hol mein Geld, und kauf mich frei, sofort!«, fuhr er den Jungen an. Im Gegensatz zu diesem Parvenü Guillaume war er, Thibault de Tournai, der älteste Sohn seines Vaters und bekam eine ansehnliche Summe Unterhalt, mit der er sich durchaus leisten konnte, sich freizukaufen, um weiterzukämpfen. Auch wenn er die Gunst des jungen Henry nur allzu gern gehabt hätte, war er nicht darauf angewiesen!
    Noch zwei weitere Male wurden sowohl er als auch Guillaume an diesem Tag gefangen genommen. Thibault war am Ende des Turniers um einen ganzen Beutel Gold ärmer und damit beinahe mittellos, schuldete aber niemandem einen Dank. Guillaume hingegen war dreimal freigekauft worden und dem jungen Henry mehr denn je verpflichtet!

    * * *

    Ellen schwärmte noch von den Tjosten, als das wunderbar rhythmische Geräusch der Hämmer auf dem Eisen der Ambosse aus der Ferne an ihr Ohr drang und sie zum Schweigen brachte. Seit Beauvais träumte sie davon, ein Schwert ganz allein zu fertigen. Es war schon seit langem in ihrem Kopf und wartete nur noch darauf, endlich geschmiedet zu werden. Sie musste unbedingt Arbeit bei einem Waffenschmied finden. Von Jean wusste sie, dass sie nicht wie die Händler Stände mit Lederdächern hatten, sondern in steinernen Scheunen oder Ställen arbeiteten, die ihnen auf den Turnieren zur Verfügung gestellt wurden. Jeder Schmied brachte seine Esse, einen Baumstumpf, auf dem ein

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