Das kupferne Zeichen - Fox, K: Kupferne Zeichen
nicht arbeiten. Wir treffen uns hier zu Mittag, ja?«
Ellen nickte nur matt.
»Du bist wunderschön und sehr aufregend.« Er grinste sie selbstbewusst an.
Ellen wusste nicht, was sie davon halten sollte. Jocelyn hatte von Liebe gesprochen. Jocelyn … er war nur noch eine blasse Erinnerung. Guillaume hatte ihn aus ihrem Herzen gestoßen.
Auf dem Weg zurück zur Schmiede fühlte sich Ellen kraftvollund zuversichtlich. Sie musste unbedingt bald mit der Arbeit an dem Schwert beginnen, das ihr seit Monaten nicht aus dem Kopf ging. Sie wusste genau, wie es aussehen würde, welchen Knauf es bekäme, wie lang und breit es sein würde und wie sie die Parierstange, den Griff und das Gehilz anfertigen würde. Es hatte ja sogar schon einen Namen! Er war irgendwann einfach da gewesen, hatte sich in ihrem Kopf eingenistet und forderte sie nun immer dringender auf: Schmiede mich!
»Athanor«, flüsterte Ellen.
Am nächsten Tag zu Mittag ging sie klopfenden Herzens in den Wald. Sie schlenderte den holprigen, noch etwas aufgeweichten Weg entlang und genoss den schönen Frühlingstag. Die Sonne ließ den blauen Himmel strahlen wie ein Meer aus Kornblumen. Der Winter war endgültig vorüber. Zu Ostern hatte es schon einmal ein paar schöne Tage mit Sonnenschein gegeben, aber danach war es wieder kalt geworden. Jetzt schien nichts das schöne Wetter mehr aufhalten zu können. Überall blühten Hirtentäschel, Löwenzahn, Blutwurz und Brennnesseln. Die Blaubeeren trugen ihre ersten Blüten, und am Wegesrand standen unzählige Maßliebchen, Ellens Lieblingsblumen. Es wurde gemunkelt, dass manche Frauen sie benutzten, um eine unerwünschte Leibesfrucht zu vertreiben, aber daran dachte sie lieber nicht. Sie schob die Erinnerung an Thibault beiseite. Das ist Vergangenheit, dachte sie, alles vorbei. Ich muss es vergessen. In der Ferne auf einem Hügel standen wunderschöne, weiß leuchtende, blühende Apfelbäume. In einigen Monaten würden sie voller köstlicher Früchte hängen, und Ellen würde längst woanders sein.
Schneller, als sie gedacht hatte, erreichte sie die Stelle, an der sie mit Guillaume verabredet war. Sie setzte sich auf den Baumstamm und wartete. Zu ihren Füßen blühte das Maikraut in zartem Weiß. Ellen dachte an Claire und das Getränk, das sie mit dem Kraut zubereitet hatte. Es hatte dem weinhaltigen Gebräuein einzigartiges Aroma gegeben, das Ellen beinahe zu schmecken glaubte, als sie an der Blüte roch.
Auf einmal stand Guillaume vor ihr. »Du lächelst ja!«, sagte er sichtlich erfreut.
Ellen hatte ihn nicht kommen hören und blickte erstaunt zu ihm auf. Sie blinzelte, weil die Sonne in seinem Rücken sie blendete.
»Du bist noch schöner heute«, sagte er, setzte sich schwungvoll neben sie und streckte ihr einen kleinen Strauß weißer Blumen entgegen.
»Maiglöckchen!« Ellen war gerührt.
Einen Moment schwiegen sie beide. Guillaume sah sie neugierig an, und Ellen wurde unruhig.
»Ich werde bald mit einem Schwert anfangen«, sagte sie und sah verlegen zur Seite.
Guillaume ging nicht darauf ein. Er griff nach ihrem Kinn, drehte ihr Gesicht zu sich und küsste sie leidenschaftlich. Ellen vergaß Schmiede, Schwert und Vergangenheit und genoss seine Küsse und Liebkosungen. Guillaume stand auf und zog sie mit sich.
Erst jetzt bemerkte Ellen die Wolldecke, die er bei sich trug. Nimm dich in Acht, er hat sich vorbereitet, er weiß genau, was er will, und das ist nur das Eine, schoss es ihr durch den Kopf. Er ist ein erfahrener Mann. Wenn du glaubst, er empfindet mehr für dich als für irgendeine andere, dann irrst du dich. Weiter kam Ellen mit ihren Gedanken nicht.
Guillaume führte sie zur Wiese. Das Gras stand noch nicht sehr hoch, deshalb schüttelte Ellen den Kopf.
»Nicht hier, wir könnten gesehen werden!« Sie errötete.
Guillaume störte sich nicht an ihrem Einwand, breitete die Decke aus und zog Ellen zu sich herab.
Sobald seine Lippen ihren Mund berührten und er sie an sich presste, war ihr Widerstand dahin. Sie überließ sich ihm, vergaß Zeit und Ort, bis sie beide von der Liebe ermattet waren.
Beschämt richtete sie ihr Kleid, während Guillaume sich ganz ungeniert ankleidete. Ellen überlegte fieberhaft, worüber sie gesprochen hatten, als sie in Tancarville Freunde gewesen waren. Aber sie konnte sich kaum noch an Einzelheiten erinnern. Nicht ein einziges vernünftiges Wort wollte aus ihrem Mund kommen. Alan war tatsächlich tot.
Guillaume legte sich wieder ins Gras und
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