Das kupferne Zeichen - Fox, K: Kupferne Zeichen
die Seine sein wollte, dann würde er einen triftigen Grund finden, damit sie es sich anders überlegte. Irgendwann würde Ellen ganz ihm gehören!
August 1172
A n den nächsten zwei oder drei Turnieren werde ich nicht teilnehmen können. Der junge Henry hat Verpflichtungen«, erklärte Guillaume, nahm einen Grashalm und strich damit über Ellens Hals. Seit drei Monaten trafen sie sich bei den Turnieren sooft es ging, um sich zu lieben. »Ich denke, dass wir spätestens Anfang Oktober wieder dabei sind. Bis dahin musst du eben von mir träumen. Und dass du mich ja nicht vergisst!«, ermahnte er sie streng.
»Ach, und von wem wirst du träumen?«, neckte Ellen ihn.
»Was glaubst du wohl?« Er sah sie tadelnd an.
»Ich glaube, ich muss jetzt gehen, sonst reißt Pierre mir den Kopf ab.« Ellen stand auf. Sie wollte nicht anfangen zu weinen, deshalb küsste sie ihn nur auf die Stirn, zupfte Haare und Kleid zurecht und lief eilig davon. Einmal noch drehte sie sich um und wollte ihm zuwinken, aber Guillaume war damit beschäftigt, seine Stiefel anzuziehen, und sah sie nicht.
Zu ihrer Verwunderung war Pierre überhaupt nicht böse, obwohl sie mal wieder viel zu spät dran war. Im Gegenteil, er grinste breit, als sie ankam.
»So, so, dann stimmt es also wirklich, du hast was mit dem Lehrmeister des jungen Königs.« Er nickte anerkennend. »Alle Achtung, hätte ich dir gar nicht zugetraut. Aber wer weiß, vielleicht bringt uns das ja irgendwann einmal einen königlichen Auftrag!«
Ellen spürte, dass sie feuerrot wurde, und wagte nicht, Pierreins Gesicht zu sehen. Der junge König ist mittellos, wollte sie schon sagen, überlegte es sich aber anders und fasste die sich bietende Gelegenheit beim Schopf. »Ich soll ein Schwert machen, Sire Guillaume will sehen, was ich kann. Erlaubst du mir, abends wenn ich hier fertig bin, in deiner Schmiede daran zu arbeiten?«
Pierre sah sie überrascht an. Er rieb sich nachdenklich über das Kinn. »Meinetwegen«, knurrte er schließlich.
Vermutlich war er ein wenig verstimmt, weil sich Guillaume für ihre und nicht für die von ihm gefertigten Waffen interessierte.
Ellen jubelte im Stillen und machte sich voller Vorfreude an ihre Arbeit.
»Kann ich auch das Eisen von dir bekommen? Ich bezahle es natürlich«, fragte sie abends, als sie mit ihrer Arbeit fertig war.
Statt zu antworten, brummte Pierre nur Unverständliches. Ellen wertete es als Zustimmung und machte sich daran, in seinen Eisenvorräten zu stöbern. Aus der hintersten Ecke zog sie ein massives, grobes Stück Eisen von ungewöhnlicher Härte hervor.
»Was willst du denn damit!« Pierre lachte sie aus.
»Brot backen wohl kaum«, entgegnete Ellen spitz und suchte weiter nach Material.
»Der Klotz ist so spröde, der fällt auseinander, wenn du versuchst, ihn zu bearbeiten. Willst du daraus wirklich ein Schwert machen?« Pierre schüttelte belustigt den Kopf und presste zischend die Luft zwischen den Zähnen hindurch.
»Wenn es so schlechtes Material ist, wie du sagst, wirst du es mir hoffentlich für wenig Geld überlassen.«
»Ich habe nicht gesagt, es sei schlecht«, antwortete Pierre hastig. »Nur viel Arbeit, die man da reinstecken muss, zu viel.«
»Ich sag’s ja, du machst mir sicher einen guten Preis dafür!«
Pierre schnaufte.
Ellen ließ sich nicht aus der Ruhe bringen. Natürlich hatte der Schmied Recht. Das Eisen, das sie ausgewählt hatte, war ungewöhnlich hart, aber genau deswegen hatte sie es haben wollen.Sie wusste, dass nur gut gereinigtes Material ohne Schlackereste und Einschlüsse für eine hervorragende Klinge taugte. Um eine solche Reinheit zu erreichen, musste man das Eisen viele Male falten. Da aber mit jeder Faltung ein wenig von der Härte verloren ging, musste das Eisen am Anfang hart genug sein. Die meisten Schmiede scheuten sich davor, so sprödes Eisen zu falten und zu verschweißen, weil es so viel Mühe machte, es zu verarbeiten. Normalerweise genügten drei oder vier Faltvorgänge, um ein recht ordentliches Schwert herzustellen, aber Ellen wollte ein außergewöhnliches Schwert schmieden und das Eisen siebenmal falten, damit es besonders rein, widerstandsfähig und schärfer als alle anderen sein würde. Sie wusste, Guillaume würde das zu schätzen wissen und Athanor etwas Besonderes werden. Aus Pierres Vorrat wählte sie noch ein Stabeisen, das sie für den Klingenkern verwenden wollte, und ein ordentliches Stück mehrfach geschmiedetes, sauberes Eisen, das sich
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