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Das kupferne Zeichen - Fox, K: Kupferne Zeichen

Das kupferne Zeichen - Fox, K: Kupferne Zeichen

Titel: Das kupferne Zeichen - Fox, K: Kupferne Zeichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katia Fox
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sondern auch verwöhnt ist.«
    Der Ritter zog die Augenbrauen spöttisch hoch, lachte erneut schallend und schlug Ellen freundschaftlich und mit solcher Wucht auf den Rücken, dass ihr kurz die Luft wegblieb. Kopfschüttelnd und immer noch laut lachend ging er zurück zu seinen Begleitern. Er reichte ihnen den Korb und sagte etwas in einer fremden Sprache. Die Männer sahen zu ihnen herüber und grölten vor Lachen.
    Als sie endlich abzogen, atmete Ellen erleichtert auf.
    Die Pastetenverkäuferin war wie erstarrt. »Ich muss mir einen neuen Korb kaufen«, stammelte sie leise. »Wie soll ich sonst morgen Pasteten verkaufen?« Sie sah gar nicht glücklich aus, obwohl man das nach einem so guten Verkauf hätte erwarten können. »So ein Korb ist nicht billig. Hoffentlich bleibt mir genug Geld übrig. Wenn es meiner Mutter zu wenig ist, lässt sie ihre siebenschwänzige Katze auf meinem Rücken tanzen.«
    Ellen sah die Tränen in den großen Augen des Mädchens und hatte Mitleid mit ihm, obwohl sie nicht wusste, was eine siebenschwänzige Katze war. Auf alle Fälle hörte es sich furchtbar an, fand sie. Ob es schlimmer sein konnte, als mit Leofruns Lederriemengeschlagen zu werden? »Seine Münze ist bestimmt viel mehr wert als der Korb und die Pasteten«, versuchte sie dem Mädchen Mut zu machen. »Deine Mutter wird sicher zufrieden mit dir sein.«
    »Es war mutig von dir, zu sagen, dass die Pasteten gut sind.« Das Mädchen sah Ellen in die Augen. »Und sehr nett.« Dann hob sie stolz den Kopf. »Wenn du morgen wieder hier bist, bekommst du eine Pastete umsonst, als Dankeschön.« Die Pastetenverkäuferin lächelte und verabschiedete sich mit einem Kuss, den sie blitzschnell auf Ellens Wange hauchte, bevor sie eilig verschwand.
    Diesmal war es Ellen, die errötete. Langsam schlenderte sie weiter, bis sie den Marktplatz erreichte, wo sie einen Jongleur und Possenreißer beobachtete, der mit seinen Scherzen die schamhaften Mädchen zum Glühen und die übrige Menge zu schadenfrohem Lachen brachte.
    Immer wieder verbeugte er sich grinsend und bedankte sich für den Applaus der Zuschauer und die hingeworfenen Kupfermünzen.
    Nicht weit von ihm entfernt stand ein Feuerspucker und Schwertschlucker. Ein feister Mann mit haariger, nackter Brust und kahlem Schädel, der sich unter den erstaunten Ausrufen der Schaulustigen einen langen Dolch durch den Mund bis tief in den Rachen schob. Ellens Blick wanderte fasziniert zu den Darbietungen der Gaukler, als ein markerschütternder Schrei ihre Aufmerksamkeit auf eine Menschenansammlung lenkte.
    Ellen bahnte sich den Weg hinüber. Der Zahnreißer, von dem die Mädchen gesprochen hatten, und ein Bader teilten sich das große Holzpodest in der äußersten Ecke des Marktplatzes.
    Wie man an der silbrig verwitterten Farbe des Podests erkennen konnte, stand es das ganze Jahr über an dieser Stelle. Wahrscheinlich wurden dort oben auch Gerichtstage abgehalten, Ehebrecherinnen ausgepeitscht, Betrüger an den Pranger gestellt oder Dieben die Hände abgeschlagen. Vielleicht fanden sogarHinrichtungen auf dem mit dunklen Flecken übersäten Podest statt. Jetzt aber standen zwei große Lehnstühle für die Kranken dort oben.
    Der Zahnreißer hatte auf einem Tischchen Maulsperren und Zangen in verschiedenen Größen bereitgelegt, außerdem Kräuter und Tinkturen für eine schnellere Wundheilung. Ellen dachte an die Magd mit den roten Händen und fragte sich, ob sie sich tatsächlich in den griesgrämig aussehenden Alten verguckt hatte, der gerade die Instrumente zurechtlegte. Erst als ein hübscher junger Mann in einem braunroten Gewand das Podest betrat, begriff Ellen, dass der Alte nur der Handlanger des Zahnreißers war.
    Auf der anderen Seite der Zuschauermenge, dicht an der Treppe, sah sie die Magd stehen. Ganz versunken war sie in den Anblick des jungen Mannes, und Ellen hoffte, der Magd würde etwas anderes einfallen, als sich einen Zahn ziehen zu lassen, um seine Aufmerksamkeit auf sich zu lenken.
    Die Ausstattung des Baders benötigte einen größeren Tisch als die des Zahnreißers. Auf der einen Seite der Tischplatte hatte er Kräuter, Arzneien und Leinentücher für Pflaster und Verbände zurechtgelegt, auf der anderen Sägen für Amputationen, Pinzetten, Skalpelle und Nadeln in verschiedenen Größen. Ein Kohlebecken mit einem Brandeisen stand auch bereit. Damit sie nicht vor Angst oder Schmerz aufspringen und fortlaufen konnten, wurden die Kranken sowohl beim Bader als auch beim

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