Das kupferne Zeichen - Fox, K: Kupferne Zeichen
seinem Grinsen erkannte sie ihn schließlich. Ein kleines Grübchen bohrte sich tief in seine linke Wange.
»Ich wollte schon lange mal rüberkommen.« Simon kratzte sich nervös hinter dem Ohr.
»Ging mir genauso. Ist lange her«, antwortete Ellen leise.
»Sind immer noch so leuchtend rot …« Simon deutete auf ihre Haare. »Siehst gut aus.« Unbeholfen scharrte er mit dem Fuß im Staub.
Ellen wusste nicht, was sie darauf sagen sollte, also schwieg sie.
»Kommst du mit, meine Mutter würde sich freuen …« Simon lief rot an. »Meine Brüder erkennst du bestimmt nicht mehr! Sind jetzt richtige Männer geworden, alle bis auf Michael, dem wächst gerade erst ein wenig Bartflaum, aber er war ja auch noch ein Winzling, als du … als du fortgegangen bist.«
»Fortgegangen bist«, murmelte Ellen. »Verjagt wäre passender«, sagte sie leise.
Entweder hatte Simon es nicht gehört, oder er tat nur so. Auf jeden Fall sagte er nichts dazu.
Schweigend folgte Ellen ihm. Es war der gleiche Weg, den sie damals durch den Wald gerannt waren. Die Sonne schien durch die Bäume und tauchte den Pfad in ein weiches, friedliches Licht. Eine leichte Brise erfrischte sie. Die Bienen summten so eifrig wie damals, und doch war es anders. Sie mussten nichts mehr fürchten. Sie waren erwachsen, und niemand verfolgte sie.
»Ich hatte vergessen, wie schön es hier ist.«
Simon schaute sie an und nickte. »Seit er weg ist. Vorher war man nirgends sicher. Hatte lange Zeit Angst, dass es mir ergeht wie Aelfgiva. Du hast davon gehört?« Er wischte sich mit der gleichen Geste wie früher über die Nase.
Ellen nickte. »Osmond hat davon gesprochen, aber er wusste nichts Näheres. Weißt du mehr darüber?«
»Nachdem du weg warst, hat sie deine blutverschmierten Kleider im Moor ausgelegt. Sie hat mir erzählt, was wirklich passiert ist, und ich habe geschworen, zu niemandem etwas zu sagen. Habe ich auch nicht, Ehrenwort!« Simon war stehen geblieben und sah Ellen ernst in die Augen. »Du musst mir glauben, dass ich nie etwas verraten habe!«
»Ist gut, Simon«, murmelte Ellen beruhigend. Sie hatte ihm damals vertraut und tat es noch immer.
»Als die Männer von Sir Miles deine Kleider gefunden hatten, hieß es, du seist von den Moorgeistern gefressen worden. Ich hab mir die Augen rot gerieben und so getan, als würde ich weinen. Alle haben es geglaubt, sogar meine Mutter. Bis zum nächsten Sommer war Ruhe, niemand hat mehr von dir gesprochen, und es war, als hätte es dich nie gegeben. Bis Aedith einmal zu Besuch kam. Sie hat deiner Mutter erzählt, sie hätte dich in Ipswich als Junge verkleidet gesehen. Kurz darauf wurde Aelfgiva nicht weit von ihrer Hütte gefunden. Sie hatten sie übel zugerichtet. Ihr Unterkiefer war völlig zertrümmert und das Gesicht bis zur Unkenntlichkeit zugeschwollen.«
Ellen spürte, wie ihr das Entsetzen die Kehle zuschnürte.
»Mein Vater hat’s mir erzählt, er war dabei, als man sie gefunden hat. Danach hab ich mich lange Zeit keinen Schritt mehr von der Gerberei entfernt. Wie unsinnig das war, habe ich erst später kapiert. Als ob mein Vater etwas gegen Sir Miles hätte ausrichten können, wenn der mich hätte verfolgen wollen! Einmal bin ich ihm noch begegnet. Ich war mit meinem Vater Holz schlagen. Du hättest Sir Miles’ Blick sehen sollen. Ich hab mir fast in die Hosen gemacht und schnell die Augen gesenkt. Ich glaube, er hat meine Angst genossen, dabei weiß ich nicht einmal, ob er mich überhaupt wiedererkannt hat. Vermutlich hat er gar nicht gewusst, warum ich ihn so sehr fürchtete. Gott, was hab ich diesen Mistkerl gehasst!« Simon spuckte verächtlichauf den Boden. »Erst als der verdammte Kerl weg war, habe ich mich wieder frei und sicher gefühlt.«
Ellen war blass geworden. »Es ist allein meine Schuld, dass Aelfgiva tot ist!«, flüsterte sie niedergeschlagen.
»Unsinn!«, erwiderte Simon. »Sir Miles und deine Mutter haben Schuld auf sich geladen, nicht du!«
»Aber wenn ich Aedith damals in Ipswich aus dem Weg gegangen wäre, statt ihr ein Bein zu stellen, dann wäre Aelfgiva nichts passiert!«
»Hör auf, dich zu quälen, Ellen! Du konntest nicht wissen, was passieren würde. Es hat deiner Mutter ja auch kein Glück gebracht. Nicht mal drei Wochen nach Aelfgivas Tod, kurz nachdem Leofric geboren wurde, ist sie gestorben. – Hab mich lange gefragt, ob er Sir Miles’ Sohn ist …«
»Glücklicherweise sieht er Osmond ähnlich. Ich weiß nicht, ob ich es sonst in einem Haus
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