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Das kupferne Zeichen - Fox, K: Kupferne Zeichen

Das kupferne Zeichen - Fox, K: Kupferne Zeichen

Titel: Das kupferne Zeichen - Fox, K: Kupferne Zeichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katia Fox
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anderen den ganzen Tag Schutt fortgeschafft hatten. Schwarz wie eine Köhlerin setzte sie sich an den Tisch und trank gierig den Becher frische Ziegenmilch, den Rose ihr hinstellte.
    »Ellen!«, tadelte Osmond sie, »du solltest so etwas nicht sagen. Adam war immer anständig.«
    »Anständig! Dass ich nicht lache, Vater! Er hat dich betrogen. Nach allem, was ich gesehen habe, hat er sämtliche Eisenvorräte mitgehen lassen, dann die zwei Feilen, diverse Zangen – oder hast du etwa nie eine Wolfsmaulzange gehabt?«
    »Doch natürlich, mehrere sogar.« Osmond runzelte die Stirn.
    »Es ist keine einzige mehr da! Und deine Poliersteine für die Messer, wo bewahrst du die auf?«
    »In der Eichentruhe auf der Ablage!« Osmond sah erschrocken aus.
    Ellen nickte. »Das dachte ich mir. Nur noch Staubreste habe ich darin gefunden! – Er hat die Werkstatt zuerst geplündert und sie zum Dank nun auch noch angezündet.«
    »Woher willst du das wissen?«, fragte Osmond widerwillig.
    »Ich bin sicher, er hat gehofft, eines Tages der Meister hier zu sein. Und dann sind wir ihm dazwischengekommen.« Ellen schnaufte kurz. »Jetzt haben wir erst recht Aufträge nötig. Bis das Dach neu gemacht ist, müssen wir im Freien arbeiten, soweit es das Wetter zulässt. Gleich morgen gehe ich zur Burg, und dann suche ich uns einen Zimmermann, der das Dach repariert. Für den Anfang werden meine Ersparnisse reichen.«

    Ellen hatte Glück und kam tatsächlich mit einem Auftrag von der Burg zurück. Der junge Henry hatte gemeinsam mit seinen Brüdern seinem Vater den Krieg erklärt, und die Garnison inOrford sollte verstärkt werden, weil man Angriffe vom Meer aus befürchtete.
    »Ich habe erst einmal den Auftrag für fünf Lanzen, zwei Kurzschwerter und drei Soldatenschwerter einfacher Ausführung. Wenn die Erledigung zufrieden stellend verläuft – was kein Problem sein dürfte –, bekommen wir mehr Aufträge!«
    »Und Adam und seine Verbindungen, von denen er erzählt hat?«, fragte Jean.
    »War alles nur Lug und Trug. Seine Arbeiten waren schlecht, deswegen hat er immer weniger zu tun gehabt. Der Mann, mit dem ich gesprochen habe, kannte Donovans Ruf. Ich habe ihm erzählt, dass ich bei ihm gelernt habe, deshalb und weil es in der Gegend keinen anderen Waffenschmied mehr gibt, war er bereit, ein Auge zuzudrücken und mir die Aufträge zu erteilen. Natürlich habe ich gesagt, dass der Meister alle Arbeiten überwacht und noch weitere Männer in unserer Schmiede arbeiten. Damit sind Osmond und natürlich ihr beide gemeint.« Sie grinste Jean und Leofric an. »Nun liegt es an uns, ob wir sie überzeugen können, uns weitere Aufträge zu geben.«
    Jean nutzte die Gunst der Stunde, lernte in der Schmiede, was immer Ellen ihm zeigte, und machte schnell Fortschritte, genau wie Leofric, der zwar noch jung, aber ebenfalls lernwillig war.
    Osmond konnte nicht mehr arbeiten und saß entweder in der Werkstatt und lauschte den rhythmischen Schlägen, oder er verbrachte die Tage im Haus mit dem kleinen William, den er auf seinen Knien reiten ließ. Nachdem Ellen wieder mit dem Schmieden angefangen hatte und ihre Milch spärlicher geworden war, gab Osmond dem Jungen lauwarme Ziegenmilch, ganz so, wie er es schon bei ihr gemacht hatte.
    Rose ließ ihn dabei nie aus den Augen.
    Osmond beschwerte sich nicht, aber Ellen wusste, wie sehr er darunter litt, von Dunkelheit umgeben zu sein und sich nicht mehr richtig nützlich machen zu können.

    Kaum jemand in Orford erinnerte sich noch an Ellen. Viele der alten Bewohner waren tot und die Jüngeren zu sehr mit sich selbst beschäftigt. Die Zeiten waren zu bewegt, als dass man sich an ein vermisstes Mädchen erinnert hätte. Es gingen zwar noch immer Gerüchte um, die Moorgeister würden Kinder verschleppen, um sie zu fressen, aber an die Tochter des Schmieds dachte man dabei nicht.
    Auch Sir Miles war bei den meisten längst in Vergessenheit geraten. Die Männer, die zu Thomas Becket gehört hatten, waren über Nacht verschwunden, nachdem ihr Herr beim König in Ungnade gefallen war. In seinem Zorn über Beckets Verrat hatte Henry II. seinem ehemaligen Freund und Vertrauten die Rechte an Orford wieder genommen. Nachdem das Land an die Krone zurückgefallen war, hatte der König in kürzester Zeit und mit erstaunlichen Mitteln eine Burg errichten lassen. Wie es hieß, hatte er damit ein Zeichen der Stärke setzen wollen. Hugh Bigod, der von Framlingham aus über weite Teile East Anglias herrschte, sollte so ein

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