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Das kupferne Zeichen - Fox, K: Kupferne Zeichen

Das kupferne Zeichen - Fox, K: Kupferne Zeichen

Titel: Das kupferne Zeichen - Fox, K: Kupferne Zeichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katia Fox
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mit ihm ausgehalten hätte.«
    Die beiden waren langsam weitergeschlendert. Der schwere Geruch der Lohe hing bereits in der Luft.
    »Sir Miles hat es auch kein Glück gebracht. Er hat ziemlich genau ein Jahr nach Aelfgivas Tod einen Jagdunfall gehabt. Ist vom Pferd gefallen und hat sich fast den Hals gebrochen. Er konnte danach nicht mehr richtig laufen, und als der König Thomas Becket zum Teufel gejagt hat, ist er als Erster von seinen Männern aus Orford verschwunden. Ich bin sicher, Aelfgiva hat die beiden im Angesicht des Todes verflucht.« Simon machte ein zufriedenes Gesicht.
    Gegen diese Art von Gerechtigkeit hatte auch Ellen nichts einzuwenden.

    Die harte Arbeit hatte Simons Mutter noch hagerer werden lassen, ansonsten hatte sie sich erstaunlich wenig verändert. Sie roch noch genauso streng wie früher und lächelte ihren Sohn nach wie vor voller Liebe an, sobald sie ihn sah.
    Als Ellen auf sie zuging, kniff sie die Augen zusammen. »Beiallen Heiligen«, rief sie, »es ist also wahr, Ellenweore! Gut siehst du aus, wie das blühende Leben!« Sie strahlte über das ganze Gesicht. In ihrem Oberkiefer saß nur noch ein einziger Zahn, im unteren zwei. Der Rest musste weggefault sein. Mit herzlicher Freude nahm sie Ellen in den Arm und drückte sie fest an sich. Der starke Geruch der Gerberin drehte Ellen beinahe den Magen um. Trotzdem bemühte sie sich, freundlich zu sein, und lächelte Simons Mutter an.
    »Es geht mir auch gut, ich arbeite wieder in der Schmiede.«
    Ellen nahm ein wenig Abstand von der Gerberin.
    »Der Bürstenmacher hat erst kürzlich gesagt, es sei eine Rothaarige in der Schmiede, aber dass du es wirklich bist, habe ich nicht glauben können.« Sie wandte sich zu ihrem Sohn um. »Simon, hast du das gewusst?«
    »Hm«, antwortete der nur verlegen.
    »Und du bist nicht eher zu ihr gegangen, um sie zu holen?« Simons Mutter lachte ungläubig. »Er hat dich nie vergessen, Ellenweore, sein Herz hat immer nur dir gehört!«
    Ellen lief rot an. »Ich glaube, ich muss wieder nach Hause; niemand weiß, wo ich bin. Osmond macht sich so schnell Sorgen«, stammelte sie.
    »Wer sollt es ihm verdenken!« Simons Mutter nickte verständnisvoll und streichelte Ellen mit ihren knotigen Fingern über die Wange. Widerwillig lächelte Ellen und verabschiedete sich von ihr.
    »Ich bring dich noch ein Stück!«, bot Simon an.
    »Ist nicht nötig, ehrlich!« Ellen sah ihm dabei nicht in die Augen.
    »Oh doch, ich bringe dich!«, beharrte er. »Erst wenn ich sicher bin, dass du heil zu Hause angekommen bist, kann ich heute Nacht ruhig schlafen.«
    Simons weicher Blick war Ellen auf einmal unerträglich.

April 1174
    I ch werde mir ein Pferd im Reitstall holen und noch heute nach Ipswich aufbrechen. Ihr könnt euch nicht vorstellen, was ich gestern in Woodbridge gesehen habe«, erzählte Ellen aufgeregt, als sie die Werkstatt betrat.
    »Du bist schon zurück?« Jean und Leofric sahen sie fragend an. Sie hatten sie erst am nächsten Tag erwartet.
    »Ein Starstecher! Wisst ihr, was ein Starstecher ist?« Ellens Wangen leuchteten vor Aufregung.
    »Nein, keine Ahnung. Was ist das?«, rief Leofric als Erster.
    »Auf dem Markt in Woodbridge hab ich ihn gesehen; er hat lauthals verkündet, er könne Blinde wieder sehen lassen!«
    »Ach, der hält sich wohl für einen Heiligen?« Jean grinste frech. Er war zu lange mit Gauklern herumgereist, um noch an Wunder zu glauben. Die meisten so genannten Wunder waren keine. Da wurden angeblich Lahme geheilt, und Blinde – die sich noch tags zuvor des besten Augenlichts erfreut hatten – konnten endlich wieder sehen. Die vermeintlichen Kranken gehörten zu den selbst ernannten Heilern und Heiligen und waren in klingender Münze an deren Erfolg beteiligt.
    »Mag sein, dass du es nicht glaubst, aber ich habe es gesehen!«
    »Ach ja, wirklich?«, zog Jean sie auf.
    »Der Mann hatte ganz weiße Augen, so wie Osmond, aber nachdem der Starstecher mit einer langen Nadel in sein Auge gegangen ist, war das Weiße weg und das Auge wieder klar! Der Mann hat geweint vor Freude und beteuert, alle Schmerzen, dieihm der Eingriff bereitet habe, hätten sich gelohnt. Das kann nicht gespielt gewesen sein, ich habe seine weißen Augen gesehen!« Ellen beharrte eindringlich auf der Echtheit des Wunders. »Ich will, dass der Mann auch Osmond behandelt, aber es ist teuer, und wir haben durch das Feuer und den langen Winter noch nicht wieder genügend Geld ansparen können. Ich werde also nach Ipswich

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