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Das kupferne Zeichen - Fox, K: Kupferne Zeichen

Das kupferne Zeichen - Fox, K: Kupferne Zeichen

Titel: Das kupferne Zeichen - Fox, K: Kupferne Zeichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katia Fox
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reiten und Kenny oder zur Not Aedith um Geld bitten.«
    Jean und Leofric blickten sich an und hoben die Schultern. »Wenn du meinst.«
    »Ich mache mich gleich in der Früh auf den Weg, dann bin ich in ein paar Tagen zurück. Der Starstecher wird bald in St. Edmundsbury sein. Wir können dort bei Mildred übernachten.« Ellen hauchte den beiden einen Kuss auf die Wange. »Ihr kommt auch ohne mich klar, oder? Jean, wenn der Sergeant wegen der Lanzen kommt und du nicht damit fertig geworden bist, sagt ihm, er muss ein bisschen länger darauf warten, weil ich wegmusste und ihr nur noch zu zweit seid. Wenn er zetert, beachte es einfach nicht. Und du, Leofric, putzt inzwischen das Werkzeug und bringst die Werkstatt auf Vordermann. Jeder Winkel ist sauber, wenn ich wiederkomme!« Jean brummte mürrisch, während sich Leofric lieber zurückhielt. Die Erfahrung hatte ihn gelehrt, dass man besser tat, was Ellen verlangte.

    Gleich am nächsten Morgen mietete Ellen sich ein Pferd im größten Stall von Orford. Sie wählte zum ersten Mal kein Pony, sondern ein richtiges Reitpferd, um schneller in Ipswich anzukommen.
    »Keine Angst, sie ist zahm wie ein Lamm und auch für einen weniger geübten Reiter geeignet«, versicherte ihr der Besitzer, sattelte die unscheinbare braune Stute und legte ihr das Zaumzeug an.
    Als Simon, der gerade Leder lieferte, von Ellens Plan hörte, bot er an, sie zu begleiten.
    Ellen lehnte freundlich ab. Sie mochte Simon und wusste, wie sehr er sie verehrte, aber bei dem Gedanken, länger mit ihm allein zu sein, war ihr nicht wohl. Die Leute redeten auch so schon genug über sie. Ellen machte sich hastig auf den Weg und schaffte es, noch vor Anbruch der Nacht in Ipswich zu sein.
    Sie ritt geradewegs in die Tuchhändlergasse und klopfte bei Kenny an. Es dauerte eine Ewigkeit, bis jemand angeschlurft kam, um ihr zu öffnen.
    Ein grimmig aussehender Knecht stand in der Tür. »Was wollt Ihr?«, fragte er mürrisch.
    »Ich möchte zu meinem Bruder.«
    »Eurem Bruder?«, fragte er gereizt.
    »Ja, ich möchte zu Kenny.«
    »Aha, wusste gar nicht, dass er noch eine dritte Schwester hat«, brummelte er. »Kommt rein, wenn Ihr wollt, aber er wird Euch nicht gefallen, Euer Herr Bruder.« Er leuchtete mit der kleinen Laterne in den schmalen Flur. »Dort geht’s lang, folgt mir!« Die Laterne in seiner Faust schaukelte heftig hin und her.
    Ellen fragte sich bang, was der Knecht mit seiner Bemerkung gemeint haben konnte, und folgte ihm eine steile Holztreppe hinauf.
    Mit einem lauten Krachen sprang die Holztür zu Kennys Kammer auf. Zuerst sah Ellen nur den riesigen Berg an Dokumentenrollen auf dem großen Eichentisch, dann entdeckte sie ihren Bruder dahinter. Er musste jetzt ungefähr siebzehn sein, sah aber älter aus. Gierig setzte er einen silbernen Becher an und trank. Er kniff die Augen zusammen und streckte den Kopf ein wenig nach vorn. »Ellen?« Er nahm noch einen weiteren Schluck. Der rote Wein floss über sein Kinn. »Ich bin froh, dass Aedith nicht gelogen hat und du tatsächlich noch lebst!«, murmelte er, stellte den Becher ab, wischte sich mit dem Ärmel über den Mund und rülpste. »Ist mein letzter Tropfen. Überall nur Schulden; drei Schiffsladungen habe ich in den letzten zwei Jahren verloren«, jammerte er voller Selbstmitleid. »Und seitGroßvater tot ist, sind mir auch noch die letzten Kunden weggeblieben.« Kenny starrte Ellen mit glasigen Augen an. »Ich werde das Haus verlieren. Die Gläubiger sitzen mir im Nacken, und ich kann nichts tun. Ich werde am Bettelstab enden. Zu nichts tauge ich, nicht zum Schmied und nicht zum Kaufmann.« Verzweifelt nahm Kenny einen weiteren Schluck aus dem Becher. »Und was willst du ?«, fuhr er seine Schwester an. »Willst du Geld von mir, so wie alle anderen?« Er lachte jäh auf und stürzte den letzten Rest Wein hinunter.
    Ellen verschwieg, weshalb sie gekommen war. Es war nicht der richtige Augenblick, um mit ihm über den Kummer eines anderen zu sprechen. Sie ging zu ihm, nahm ihn bei den Schultern und sah ihn eindringlich an. »Du kannst jederzeit nach Hause kommen. Du bist Osmond immer willkommen, das weißt du, nicht wahr?«
    Kenny stöhnte. »Ich könnte vor Scham im Boden versinken.«
    »Du bist zu jung gewesen für solch eine Verantwortung. Hätte Großvater länger für dich da sein können, wäre bestimmt alles anders geworden. Bitte, Kenny, es gibt immer einen Ausweg, aber darin liegt er nicht!« Ellen zeigte auf den Weinkrug. »Kann ich heute

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