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Das kupferne Zeichen - Fox, K: Kupferne Zeichen

Das kupferne Zeichen - Fox, K: Kupferne Zeichen

Titel: Das kupferne Zeichen - Fox, K: Kupferne Zeichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katia Fox
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Osmond, und wir bekommen genügend Aufträge, aber der Winter war lang und hart dieses Jahr. Außerdem ist vor einiger Zeit die Schmiedeabgebrannt, ich habe sie wieder aufgebaut, aber es hat alle meine Ersparnisse gekostet. Deshalb konnten wir nicht so viel zur Seite legen. Uns fehlen acht Shilling, um Vater behandeln zu lassen.«
    »Mein Mann ist alt und hässlich, ich bezahle wahrlich teuer genug für meinen Wohlstand. Und ihr wagt euch, herzukommen und mich anzubetteln! Haltet ihr mich für so dumm? Glaubt ihr, ich wüsste nicht, dass ihr euch nur ein schönes Leben von meinem Geld machen wollt?«
    Ellen war schockiert über das, was Aedith ihnen unterstellte. »Du irrst dich, Aedith! Ich will doch nur, dass Osmond wieder sehen kann«, setzte Ellen an. Als sie jedoch das verkniffene Gesicht von Aedith sah, drehte sie sich weg. »Ach was, Aedith, vergiss einfach, dass ich hier gewesen bin. Vergiss, wer wir sind und woher du kommst. Ich werde das Geld zusammensparen und ihn erst nächstes Jahr zum Starstecher bringen.« Ellen wandte sich ab und ließ ihre Schwester stehen. Ärgerlich schlug sie das große Tor an der Straße hinter sich zu. »So eine blöde Gans«, schnaubte sie und ging zurück zu der Ecke, an der Kenny auf sie wartete. »Ich hätte auf dich hören sollen, diese dumme …«
    »Sie ist es nicht wert, dass du dich über sie aufregst. Du hast mir nicht gesagt, was du von ihr wolltest, aber ich wusste, dass sie dir nicht helfen würde. So ist sie nun einmal. Ich glaube, sie genießt es, böse zu sein.«
    Ellen schwieg. Sie war viel zu wütend, um noch weiter über ihre Schwester nachzudenken. Stattdessen bat sie ihren Bruder, noch eine Nacht bleiben zu dürfen, und kaufte eine große Fleischpastete, Mehl, Eier und einen Laib Brot, weil Kennys Vorratskammer leer war. Kurz bevor es dunkel wurde, klopfte es an der Haustür. Einen Augenblick später bat der alte Knecht Ellen hinunterzukommen.
    In der Stube, die kalt und ungeheizt war, saß ein elegant gekleideter greiser Mann in Kennys Lehnstuhl. Als Ellen eintrat, erhob er sich mühsam und begrüßte sie höflich. Er war kleiner als sie und wirkte gebrechlich. Sein runzliges Gesicht war vonschütterem Haar eingerahmt, das in grauen Strähnen bis auf seine Schultern hing. Sein Mund war fast zahnlos, trotzdem sah der Alte ehrwürdig aus. »Ich bin Euer Schwager«, stellte er sich vor. Seine kräftige Stimme wollte nicht so recht zu seinem zarten Äußeren passen.
    Ellen begriff nicht sofort.
    »Aedith, sie ist meine Frau«, erklärte er schmunzelnd.
    Erstaunt sah Ellen ihn an.
    »Mir wurde von Eurem Gespräch mit ihr heute Mittag berichtet.« Er stützte sich mit beiden Händen auf den silbernen Knauf seines Ebenholzstocks und beugte sich zu Ellen vor.
    »Sie ist eine Schönheit, aber das ist auch schon alles, was für sie spricht. Kein Wunder, dass sie mir keine Kinder schenkt, sie ist durch und durch geizig.« Er keuchte kurz und lachte traurig. »Sogar mit meinem Geld!«
    Ellen überlegte, wer ihm von dem Gespräch berichtet haben könnte, und verdächtigte den Knecht, der ihr geöffnet hatte.
    »Sie hat Euch das Geld für den Starstecher verweigert. Für den eigenen Vater.« Verständnislos schüttelte er den Kopf. »Wenn es um mich gegangen wäre, und sie hätte die Hand auf der Geldkatze, hätte sie es nicht anders gemacht. Sie hat kein Herz im Leib.« Er holte einen Lederbeutel hervor und reichte ihn Ellen. »Ich weiß, dass Euer Bruder nicht helfen kann, ihm steht das Wasser bis zum Hals«, sagte er heiser und räusperte sich. »Schon um Aedith zu ärgern, werde ich seine Schuldscheine aufkaufen und verbrennen. Außerdem werde ich ihm jemanden schicken, der ihm eine Weile mit dem Geschäft hilft. Ich hab ihn beobachtet, er ist fleißig und nicht ungeschickt, aber er hat viel Pech gehabt.«
    Ellen sah den Alten misstrauisch an. »Warum tut Ihr das?«
    »Ich habe keinen Sohn.« Er hustete gequält. »Soll ich ihr alles vererben, wenn ich einmal sterbe? Da tue ich lieber noch hier und da ein gutes Werk. Mein Seelenheil, Ihr versteht?« Er hustete erneut. »Es bleibt ihr trotzdem noch genug. Sagt Eurem Bruder nichts von unserem Gespräch.«
    »Warum nicht?«, fragte Ellen argwöhnisch.
    »Ein junger Kindskopf wie er bringt es fertig und weist die helfende Hand zurück, aus Eitelkeit oder falsch verstandenem Stolz. Aber keine Sorge, er wird rechtzeitig genug erfahren, woher die Hilfe kam. – Ich war auch einmal jung. Weiß nicht, was ich an seiner Stelle

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