Das kupferne Zeichen - Fox, K: Kupferne Zeichen
weiß, in alten Zeiten haben Könige den besten ihrer Schmiede sogar die Ferse durchtrennt, damit sie nicht fortlaufen und ihre Schmiedekunst einem anderen in Dienst stellen konnten. Kennen wir«, sagte Isaac gereizt.
»Ist das wahr?« Jean schauderte.
»Habe ich dir nie die Geschichte von Wieland dem Schmied erzählt?«, fragte Ellen erstaunt.
Jean schüttelte den Kopf
»Wieland war ein großer Schmied und das, obwohl er nicht laufen konnte!« Ellen funkelte Isaac an. »Genau wie Hephaistos!«
»Wie mir scheint, ist Ellenweore ganz verrückt nach diesen harten Männern. Wie schade, dass keiner von ihnen mehr zu haben ist!«, neckte Isaac sie.
»Raus jetzt mit euch!«, schalt Ellen gereizt.
Isaac nahm Jean bei den Schultern und führte ihn hinaus.
»Jetzt holen wir erst einmal ein bisschen Holz, damit uns die Frauen etwas Gutes kochen können.«
»Dass ich dir etwas koche, wirst du wohl kaum erleben«, knurrte Ellen, als die beiden bereits draußen waren. Isaacs kleiner Seitenhieb hatte gesessen.
Rose lachte. »Ihr zwei seid wie Hund und Katze. Was für ein Glück, dass deine Eltern Mildred mit ihm verheiratet haben und nicht dich.«
»Oh, ich wär längst Witwe, weil ich ihm nämlich schon in der ersten Woche den Hals umgedreht hätte!«, gab Ellen zurück und musste lachen, als sie Roses erschrockenes Gesicht sah.
Januar 1176
E llen stand frierend an Osmonds Grab. Nur ein Jahr nach dem Starstechen war er an einem hellen Sommertag einfach nicht mehr aufgewacht. Ellen und Leofric hatten ihn mithilfe von Jean und Simon zu Grabe getragen.
Die erste Zeit nach Osmonds Tod war Simon auffällig oft zur Schmiede gekommen. Ellen dachte an den Abend zurück, als Simon ihr einen Antrag gemacht hatte.
»Simon ist ein netter Kerl, du solltest ihn endlich erhören!«, hatte Leofric erklärt, sobald dieser das Haus verlassen hatte.
»Ich will keinen netten Kerl und Simon schon gar nicht. Er ist mein Freund, das ist er immer gewesen, aber heiraten? Niemals!« Ellen bebte vor Empörung.
Simon war zwar ihr Vertrauter aus Kindertagen, aber es gab nichts Weiteres, das sie verband. Simons Welt bestand aus Tierhäuten, Urin und Eichenlohe, und seine Hoffnungen beschränkten sich darauf, einmal die Gerberei zu übernehmen und Söhne zu zeugen, so wie es sein Vater getan hatte. Die Gerberei hatte die Familie nicht reich gemacht, aber sie hatten immer ein Dach über dem Kopf gehabt und niemals Hunger leiden müssen.
Ellens Pläne aber sahen ganz anders aus. Der Gedanke, Simons Frau zu werden und eines Tages zu enden wie seine Mutter – gegerbt und durchdrungen von diesem entsetzlichen Gestank –, war ihr ein solcher Graus, dass sie ihren Bruder wütend anfunkelte. »Wenn du glaubst, du wirst mich so einfach los, dann hast du dich getäuscht. Ich weiß, dass du die Schmiede erbst und nicht ich. Das Gesetz will es so, obwohl ich älter bin. Aber dubist ohnehin noch zu jung und unerfahren, um die Werkstatt allein führen zu können. Du bist fürs Erste noch darauf angewiesen, dass ich hierbleibe. Also solltest du besser deine Zunge hüten und dir gut überlegen, mit wem du mich verkuppelst!«
»Du wirst eine alte Schachtel sein, bis ich die Schmiede übernehmen kann. Wer wird dich dann noch wollen, he?«, schnaubte Leofric wütend zurück. »Außerdem möchte ich dich gar nicht loswerden. Du sollst ja gar keine Gerberin werden. Auch wenn du mit Simon verheiratet wärst, könntest du hier arbeiten!«
Für einen Moment erwiderte Ellen nichts. Leofric hatte Angst, dass sie weggehen könnte! Das Funkeln in ihren Augen wich einem zärtlichen Blick auf ihren jüngsten Bruder. »Ich kann ihn nicht heiraten, wirklich!« Bei dem Gedanken an die Gerberin war Ellen ganz blass geworden.
»Ich finde, du stellst dich ganz schön an, ehrlich!«, setze Leofric noch einmal an.
»Ich werde keinen Gerber heiraten, hast du mich verstanden?« Ellen reichte es. »Wenn überhaupt, heirate ich nur einen Schmied, der mich schmieden lässt. Alles andere kannst du vergessen, und das ist mein letztes Wort. Leg dich jetzt lieber schlafen, wir haben morgen viel zu tun!«
Als Simon eine Woche später zu ihr gekommen war, um ihre Antwort zu hören, hatte sie seinen Antrag ohne jede Erklärung abgelehnt. Zu ihrem allergrößten Erstaunen hatte er nicht versucht, sie doch noch zu überzeugen, sondern es einfach so hingenommen, ohne Wut, ohne böse Worte. Aber er war danach nie wieder zur Schmiede gekommen. Seit diesem Tag gingen nur noch Jean oder
Weitere Kostenlose Bücher