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Das kupferne Zeichen - Fox, K: Kupferne Zeichen

Das kupferne Zeichen - Fox, K: Kupferne Zeichen

Titel: Das kupferne Zeichen - Fox, K: Kupferne Zeichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katia Fox
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ziellos durch den Wald.
    »Nun komm schon! Du musst dich um die Schmiede kümmern, wir brauchen dich!«, ermahnte Jean sie, wenn sie wieder einmal nicht zum Arbeiten kam.
    »Wozu soll das alles noch gut sein?« Ellen schüttelte mutlos den Kopf. »Leofric wird es nicht schaffen!«
    »Aber du, Ellen!«, begehrte Jean auf. Er hatte viel von ihr gelernt und würde kaum Schwierigkeiten haben, bei einem Schmied unterzukommen, und auch Rose würde leicht Arbeit finden. Was aber sollte aus William und Ellen werden, wenn sie sich so gehen ließ? »Denk an deinen Sohn! Osmond hätte gewollt, dass er die Schmiede bekommt, falls Leofric etwas passiert!«
    Ellen presste geräuschvoll die Luft zwischen ihren Zähnen hindurch. »Und ich? Wer denkt an mich? Ich habe diese Schmiede immer gewollt, aber sie steht mir nicht zu. Das hat sie nie und wird sie nie. Ich durfte sie nach Osmonds Tod für Leofric erhalten, und nun soll ich weitermachen, bis mein Sohn sie erbt? Es ist meine Schmiede!«, begehrte sie außer sich vor Wut auf und sah Jean herausfordernd an.
    »Aber du bist eine Frau und kannst nicht …«
    »Was kann ich nicht? Meister werden? Wer sagt das?« Ellens kämpferische Haltung war zurückgekehrt. »Sind es nicht die Gleichen, die sagen, Frauen könnten keine guten Schwerter schmieden? Ich strafe sie Lügen, du weißt das!«
    »Ja, du hast Recht«, antwortete Jean matt.
    Die Tür der Werkstatt öffnete sich, und der kleine William humpelte zögerlich herein.
    »Was willst du?«, fragte Ellen gereizt.
    »Die Gänse«, sagte er und zog die Nase hoch, »die ham mich gebissen!«
    Ellen war noch immer wütend und holte tief Luft. »Dann wirst du es verdient haben!«
    Jean schüttelte fast unmerklich den Kopf. »Komm her, Will«, sagte er freundlich und winkte den Jungen zu sich. Er kniete sich nieder und nahm den Kleinen in den Arm. »Gänse mögen es nicht, wenn man ihnen zu nahe kommt. Sie haben keine Waffen, keine scharfen Krallen, mit denen sie sich wehren, Hufe,mit denen sie treten, oder Hörner, mit denen sie jemanden aufspießen könnten. Und sie haben auch keinen giftigen Stachel. Sie haben nur ihre Schnäbel, um sich zu verteidigen. Deshalb schnappen sie nach allem, was in ihre Nähe kommt, damit alle Welt Angst vor ihnen hat.« Jean wischte William die Tränen von der Wange. »Das ist doch gar nicht dumm von ihnen, findest du nicht? Beweg dich langsam in ihrer Nähe, und wenn sie zu böse werden, dann zeigst du ihnen, dass du stärker bist als sie und gibst ihnen eins mit dem Stock.«
    William nickte tapfer.
    »Geh jetzt zu Tante Rose, und sag ihr, dass wir etwas später zum Essen kommen, ja?« Jean gab dem Kleinen einen freundlichen Klaps auf das Hinterteil, und William gehorchte brav. Nachdem er aus der Werkstatt verschwunden war, wandte sich Jean ärgerlich an Ellen: »Warum bist du so hart zu ihm? Das hat er nicht verdient!«
    »Soll ich ihn etwa verzärteln?«, schnaubte Ellen.
    »Er ist doch noch so klein!«
    Ellen baute sich vor Jean auf. »Ich musste mich immer mehr anstrengen als die anderen, um als Mädchen zu erreichen, was ich wollte. Ihm wird es einmal genauso gehen. Er ist zwar ein Junge, aber er ist ein Krüppel!«
    »Ellen!« Jean runzelte erbost die Stirn.
    »Dir mag das Wort nicht gefallen, aber die Menschen sehen ihn so, und deshalb werde ich ihn nicht verweichlichen, bei allem, was mir heilig ist. Ich schwöre, dass ich ihm alles beibringen werde, was ich kann. Das ist das Einzige, was ich wirklich für ihn zu tun in der Lage bin. Und es ist mehr, als meine Mutter je für mich getan hat. Viel mehr!«
    Jean staunte, wie verbittert Ellen war. Sie sprach zum ersten Mal über ihre Mutter. Der Hass und die Enttäuschung in ihrer Stimme waren unüberhörbar.
    »Das Leben ist nun einmal hart. Aber hast du je beobachtet, dass ich William geschlagen hätte?«
    Jean schüttelte den Kopf. »Du siehst ihn ja kaum, weil du nur ans Schmieden denkst. Du hast nicht einmal bemerkt, wie sehr seine Füße im letzten Jahr gewachsen sind, nicht wahr? Ich musste ihm schon zweimal neue Holzschuhe machen! Oder ist dir vielleicht aufgefallen, dass sein Fuß ein bisschen weniger verdreht ist? Weißt du, wie viele Zähne er hat? Nein! Du kennst deinen eigenen Sohn nicht. Er ist ein pfiffiges Kerlchen, und er hat nicht nur deine roten Haare, sondern auch deinen Dickschädel!«
    »Dafür danke ich Gott, denn er wird ihn brauchen, um zurechtzukommen! Du fragst, ob ich weiß, wie viele Zähne William hat? Du hast Recht, das

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