Das kupferne Zeichen - Fox, K: Kupferne Zeichen
Leofric zur Gerberei, wenn sie Leder für die Arbeit benötigten.
Ein eisiger Windstoß riss Ellen aus ihren Gedanken. Besorgt sah sie zum Himmel. Es sah schon wieder nach Schnee aus. Frierend zog sie ihren Mantel enger, sprach noch ein Gebet für ihren Ziehvater und stapfte über den verschneiten Hügel zurück zur Schmiede.
Leofric war lange vor ihr mit dem Schlitten in den Wald aufgebrochen, um Holz zu schlagen. Im Winter musste es erst noch eine ganze Weile trocknen, bevor man es verfeuern konnte, und es war Leofrics Aufgabe, sich rechtzeitig um Holzvorräte zu kümmern. Die Holzkohle für die Schmiedeesse war zu teuer, um sie zum Kochen zu verwenden.
Als Ellen die Werkstatt betrat, war Jean allein. »Ist Leofric immer noch nicht zurück?«, fragte sie stirnrunzelnd.
»Nein.« Jean sah von seiner Arbeit auf. »Er ist ein bisschen lange weg, findest du nicht auch?« Es sah aus, als ob er sich Sorgen machte.
»Vielleicht sollten wir ihn suchen gehen, bevor es dunkel wird!«, schlug Ellen vor. Seit Osmonds Tod bestimmte sie allein, was zu tun war.
»Machen wir!« Jean legte die Schürze ab und nahm seinen Mantel vom Haken.
»Komm, Graubart!«, rief Ellen und klopfte mit der Hand auf ihren Schenkel.
Der Hund hob seinen Kopf, stand langsam auf und streckte sich genüsslich.
»Ist verdammt kalt geworden. Dem armen Leofric müssen ja Hände und Füße abfrieren, so lange im Wald.« Jean schüttelte sich, als ihm der eisige Wind entgegenschlug.
Draußen auf der Wiese knarrte der Schnee unter ihren Füßen. Leofrics Spuren, die in den Wald führten, waren deutlich zu erkennen. Sie folgten ihnen schnellen Schrittes.
Auf einer kleinen Lichtung entdeckte Ellen den Schlitten. Von Leofric war nichts zu sehen. Graubart wurde unruhig und begann zu winseln. Jean lief zum Schlitten und folgte von dort aus Leofrics Fußabdrücken.
»Hier geht es lang, Ellen!«, rief er und winkte sie zu sich.
Nur wenige Schritte weiter entdeckten sie eine Blutlache in dem unschuldigen Weiß des Schnees.
»Um Gottes willen, Jean!«
Mehrere Fußspuren führten von dem Fleck weg.
Jean entdeckte eine breite Schleifspur, die plötzlich endete.
»Hier haben sie es auf eine Stange gebunden, um es fortzutragen«, erklärte er und deutete auf die Abdrücke, die nun hintereinander herführten.
»Wovon sprichst du eigentlich?«
»Wilddiebe!«
Ellen blieb vor Schreck der Mund offen stehen. »Woher willst du das wissen?«, blaffte sie Jean an.
»Marcondé war ein Meister im Wildern. Die hier waren Anfänger. Sie müssen Angst gehabt haben, erwischt zu werden. Wer in königlichen Wäldern wildert, wird gehängt.«
»Das weiß ich selbst«, antwortete Ellen heftig und sah sich verzweifelt um. »Wo kann Leofric nur stecken?«
»Pst, sei mal leise!« Jean horchte angestrengt.
Ellen stand wie angewurzelt da.
Graubart war im Gebüsch verschwunden.
Mit einem Mal begann der Hund, wie von Sinnen zu bellen.
»Dort hinten, komm mit.« Jean rannte davon.
Ein kalter Schauer lief über Ellens Rücken und hinterließ eine fast schmerzende Gänsehaut.
»Leofric!«, schrie sie, als sie zwei vermummte Männer mit Stöcken sah. Jean schnappte sich einen abgebrochenen Ast und lief laut schreiend auf die Männer zu. In Panik warfen diese ihre Knüppel fort und flüchteten.
Ellen rannte zu dem Opfer der beiden.
Leofric war bewusstlos. An seinem Kopf klaffte eine stark blutende, große Wunde. Ellen legte ihr rechtes Ohr auf seine Brust. Sein Herz schlug schwach.
Graubart leckte winselnd Leofrics Gesicht ab.
»Er lebt!«, rief sie Jean zu, der ihnen nur ein kleines Stück gefolgt war und sich nun immer wieder misstrauisch umsah.
»Verdammte Schweine!« Verächtlich spuckte er in den Schnee und hob den Jungen bei den Schultern an.
»Nimm seine Beine, wir tragen ihn zum Schlitten. Wir müssen ihn so schnell wie möglich nach Hause ins Warme bringen und seine Wunde versorgen.« Ellen stand fassungslos da. Sie begriff zum ersten Mal, wie viel Leofric ihr bedeutete. »Mach schon!«, fuhr Jean sie an.
»Ja, was soll ich … die Beine, ja.«
Ellen ergriff Leofrics Füße und half Jean, ihn fortzutragen.
Graubart lief leise winselnd neben ihnen her. Es schien eine Ewigkeit zu dauern, bis sie endlich zu Hause ankamen.
»Was ist passiert?« Rose hatte bereits ungeduldig vor dem Haus gewartet und lief ihnen jetzt entgegen.
»Wilddiebe haben ihn überfallen. Geh und mach Wasser heiß, er ist schwer verletzt!«, rief Jean ihr zu.
Rose fragte nicht weiter,
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