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Das kupferne Zeichen - Fox, K: Kupferne Zeichen

Das kupferne Zeichen - Fox, K: Kupferne Zeichen

Titel: Das kupferne Zeichen - Fox, K: Kupferne Zeichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katia Fox
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sich her. Sie drängte sich an den Schaulustigen vorbei und machte sich beim Starstecher bemerkbar. Dann trug sie ihm ihr Anliegen vor.
    Der schmale Mann mit dem schlohweißen, fast schulterlangen Haar und dem glatt rasierten Gesicht beugte sich von dem Podest zu ihr herab. »Ich werde mir Euren Vater ansehen. Wenn ich glaube, dass ich ihm helfen kann, will ich es gerne tun. Bringt ihn herauf!«, befahl er freundlich.
    Ellen half Osmond die knarrenden Holzstufen hinauf.
    Der Starstecher untersuchte Osmonds Augen eingehend.
    »Ich denke, wir können es wagen. Wenn ich die verdorbenen Säfte, die seine Augen trüben, abdrängen kann und sie nicht wieder aufsteigen, wird er Euch noch heute sehen können!«, sagteer so laut, dass es die umstehenden Schaulustigen hören konnten, und nannte Ellen seinen Preis.
    Ein Raunen ging durch die Menge, und die Menschen drängten sich dichter um das Podest, um nur nichts zu verpassen.
    »Könnt Ihr zupacken, oder muss ich mir einen kräftigen Mann suchen, der ihn festhält?«
    »Sagt mir nur, was ich tun muss.« Ellen sah ihm gerade in die Augen.
    »Setzt Euren Vater hier auf diesen Stuhl, und stellt Euch hinter ihn.« Der Starstecher zog sich einen zweiten Stuhl herbei, rückte ihn ein wenig hin und her, bis er genau vor dem anderen stand, und nahm Platz.
    »Nehmt seinen Kopf fest in beide Hände, und drückt ihn kräftig an Eure Brust, sodass er ihn nicht bewegen kann. Er wird es versuchen, wird zucken, vermutlich auch laut schreien, aber Ihr dürft nicht loslassen, hört Ihr!« Er sah sie eindringlich an. »Werdet Ihr das schaffen?«
    Ellen nickte, obwohl ihr ein wenig flau im Magen war.
    »Sie wird mich festhalten, sie ist meine Tochter!«, sagte Osmond stolz und tätschelte Ellens Hand. Er selbst schien ganz ruhig zu sein und keinerlei Angst zu haben.
    »Ich werde jetzt in Euer Auge stechen. Es wird wehtun, aber es dauert nicht lange, dann könnt Ihr – so Gott will – Eure Tochter wieder sehen!«, ermutigte der Starstecher seinen Patienten, stützte seine linke Hand an Osmonds Stirn ab, öffnete mit Daumen und Zeigefinger weit das Augenlid des rechten Auges und hielt mit seinen schmalen, feingliedrigen Fingern den Augapfel fest, sodass er sich nicht bewegen konnte. In der rechten Hand hielt er die dünne Starstichnadel, deren Kopf leicht gerundet war. Er führte sie zum Mund, befeuchtete sie mit seinem Speichel und stach seitlich in das Weiße des Auges ein.
    Osmond zuckte zusammen. Er stöhnte kurz, als die Nadel sein Auge durchbohrte, gab aber weiter keinen Laut von sich.Die Menge wurde immer stiller. Jede Faser in Osmonds Körper schien angespannt zu sein.
    Der Starstecher schob die Nadel vorsichtig weiter, bis er ihre Spitze hinter der Pupille sehen konnte, dann bewegte er sie von oben nach unten, harrte einen Moment aus, damit der Star nicht wieder aufstieg, und zog sie schließlich langsam aus dem Auge. Zum Abschluss legte er eine mit starkem Wein getränkte Kompresse auf Osmonds Auge. »Nehmt einen Schluck, das wird Euch guttun.« Er reichte Osmond einen kleinen Becher mit dem gleichen Wein. »Aber langsam!«, mahnte er.
    Osmond trank mehrere kleine Schlucke und entspannte sich ein wenig.
    »Gleich ist es vorüber«, beruhigte ihn der Starstecher, nahm die Nadel in die linke Hand und führte die gleichen Handgriffe am anderen Auge aus. Als er fertig war, nahm er Osmond die Kompresse vom ersten Auge und deckte das zweite damit ab.
    »Und, könnt Ihr schon etwas sehen?«
    Osmond blinzelte und drehte den Kopf. »Ellenweore!«, rief er leise. Dann begann er vor Freude zu weinen und breitete die Arme aus.

    Mildred konnte es kaum fassen, als ihr Vater sie anblickte.
    »Was ist mit deinen Augen?«, fragte sie ungläubig.
    Osmond erzählte in allen Einzelheiten, wie der Starstecher ihn von seiner Blindheit befreit hatte. »Ich sehe nicht wieder so gut wie als junger Mann, aber ich sehe!« Er lächelte glücklich. »Dank sei dem Herrn dafür, dass ich euch noch einmal sehen darf und meine Enkel auch. Wo ist Marie? Ich habe das Kind schon so lange nicht mehr anschauen können!«
    Während Osmond und Mildred in der Küche saßen und Marie auf den Knien ihres Großvaters ritt, trieb es Ellen in die Schmiede.
    »Geh nur. Isaac weiß, dass ihr da seid.« Mildred lachte und winkte sie fort.
    Als Ellen die Werkstatt betrat, mühte sich Isaac gerade mit einem Werkstück ab, bei dem er gut einen Helfer hätte brauchen können.
    »Soll ich halten?«, fragte Ellen und stellte sich neben

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