Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das kupferne Zeichen - Fox, K: Kupferne Zeichen

Das kupferne Zeichen - Fox, K: Kupferne Zeichen

Titel: Das kupferne Zeichen - Fox, K: Kupferne Zeichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katia Fox
Vom Netzwerk:
ihn. Ihr Schwager war fast einen Kopf größer als sie, breitschultrig und gut aussehend. »Ich bin Ellenweore!«, sagte sie lächelnd.
    »Aha, die Cousine Schmiedin.« Isaac klang alles andere als erfreut. »Na ja, halten kannst du ja mal«, sagte er von oben herab.
    Ellen ärgerte sich über seinen Ton. Ein wenig freundlicher hätte er schon sein können. Sie sah sich um und griff sich eine der Lederschürzen, die am Pfosten neben der Esse hingen. Geschickt bearbeitete Isaac das Werkstück. Er hatte einen guten Rhythmus, arbeitete aber mit weiter ausholenden Schlägen als Ellen. Auf sein Nicken hin legte sie das Eisen wieder in die Glut. Geringschätzig sah er sie an. »Ehrlich gesagt halte ich nichts von Frauen an der Esse. Am Herd gefallen sie mir besser.«
    »Bitte!«, erklärte Ellen und zog die Schürze wieder aus. »Dann mach eben allein weiter! Wenn du dich lieber quälst …« Sie wandte sich ab, um die Schmiede zu verlassen.
    »Genau das meine ich! Frauen geben viel zu leicht auf und sind zu streitsüchtig, um Männerarbeit zu leisten.«
    Ellen atmete tief durch und ging hinüber ins Haus. »Dein Mann wollte mich nicht in der Schmiede haben; er findet, Frauen gehören an den Herd«, schnaubte sie.
    »Wenn er wüsste, wie du kochst, hätte er das sicher nicht gesagt.« Mildred grinste, und auch Osmond konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen.
    »Oh, ihr seid unmöglich. Wenn er wüsste, wie gut ich schmiede …«
    »Dann hätte er das auch nicht gesagt. Da hast du vollkommen Recht, Liebes«, bestätigte Osmond weich. »Manche Männer können es nicht vertragen, wenn ihnen eine geschickte Frau zu nahe kommt.«
    »Ich werde niemals heiraten. Ich könnte es nicht ertragen, an den Herd verbannt zu werden.«
    »Aber du warst doch schon einmal verheiratet; war dein Mann denn nicht so?«, fragte Mildred ein wenig verwundert.
    Ellen wurde rot bei dem Gedanken, dass sie alle belog. »Jocelyn war ganz anders. Er hat mir so viel beigebracht, und er hätte mich arbeiten lassen, was immer ich wollte. Aber er hatte ja keine Gelegenheit dazu«, stammelte sie mit belegter Stimme.
    »Entschuldige, ich hätte nicht davon anfangen sollen«, sagte Mildred, als sie sah, dass Ellen Tränen in den Augen hatte.

    Sobald Ellen die Werkstatt betrat, zeigte sich Isaac von seiner schlechtesten Seite. War sie im Haus, behandelte er sie freundschaftlich, machte Scherze und lachte herzlich.
    Sein Gesicht hatte etwas Jungenhaftes, obwohl er schon fast dreißig war. Wenn er grinste, kniff er die Augen zusammen, sodass nur noch kleine Schlitze davon übrig blieben. Seine braunen Augen blickten freundlich drein und funkelten lustig, wenn er lachte, aber sie konnten auch eine Eiseskälte verbreiten, wenn er schimpfte oder spottete.
    Die Tage bei Mildred vergingen schnell, und schon bald machten sich Ellen und Osmond auf den Rückweg.
    Mildred nahm beide fest in den Arm. »Ich bin froh, dass du Vaters Werkstatt übernommen hast! Er ist so stolz auf dich!«, flüsterte sie Ellen zum Abschied ins Ohr.

Dezember 1174
    Z um Weihnachtsfest kamen Mildred und Isaac mit der kleinen Marie und ihrer zweiten, erst wenige Wochen alten Tochter Agnes nach Orford.
    Ellen hatte neue Feilen, einen Schleifstein und mehrere Poliersteine anschaffen müssen, um die Aufträge für die Garnison der Burg schmieden zu können, aber bislang hatte sie nur die Hälfte des vereinbarten Lohnes bekommen. Sie zog es vor, darüber weder mit Mildred noch mit Isaac zu sprechen und bat auch Jean, nicht über ihre Arbeit zu reden. Da sich auf diese Weise die Tischgespräche nicht um das Schmieden drehten, blieb Isaac friedlich, scherzte und benahm sich auch gegenüber Ellen, wie es sich für einen Schwager gehörte.
    Zum Christfest ließen sie es sich mit geräuchertem Aal, der fetten Gans, die Mildred mitgebracht hatte, kräftigem Brot und herzhafter Soße gut gehen.
    »Wenn du’s nur sehen könntest!« Ellen stupste ihren Vater an, der schon wenige Monate nach dem Starstich wieder vollkommen erblindet war. »Will versucht zu laufen, wenn er jetzt noch loslässt …«
    Und dann ließ William tatsächlich den Schemel los und tapste unsicher auf die kleine Holzkrippe zu, die auf der anderen Seite des Raumes stand. Seit Jean sie am Morgen dort aufgestellt hatte, war sie im Mittelpunkt von Williams Aufmerksamkeit gewesen, und endlich hatte die Neugier über seine Angst gesiegt.
    Seit Ostern schon warteten alle darauf, dass er zu laufen anfangen würde, aber er hatte sich nicht

Weitere Kostenlose Bücher