Das kupferne Zeichen - Fox, K: Kupferne Zeichen
eigenen Sohn.
Ellen wusste, wie sehr Osmond dem Jungen fehlte, und sie konnte sehen, wie William die Aufmerksamkeit ihres Schwagers genoss. Ich werde beten, dass Mildred einen Sohn bekommt,dachte sie, als sie beobachtete, mit welcher Bewunderung William zu Isaac aufschaute.
»Ist schon ein wenig gerader geworden, scheint mir!«, sagte Isaac zufrieden und massierte den Fuß des kleinen Jungen versonnen.
»Mich stört der krumme Fuß nicht!«, sagte Ellen in scharfem Ton.
»Aber es wäre doch gut, wenn er ein wenig gerichtet wird!«, ereiferte sich Isaac.
»Ich sehe nicht, wozu das gut sein soll. Glaubst du ernsthaft, euer Holzschuh wird etwas ändern? Ich jedenfalls nicht. Ich bin auch nicht sicher, ob es gut für ihn ist, wenn du ihm Hoffnung machst. Selbst wenn sein Fuß ein wenig gerader wird, so bleibt er doch verkrüppelt.«
Je länger Isaac und Ellen stritten, desto trauriger wurde William, bis er schließlich tränenüberströmt dasaß.
Mildred schlug auf den Tisch und forderte die beiden Streithähne energisch auf, endlich still zu sein, woraufhin Ellen bis zum nächsten Tag beleidigt war und kein einziges Wort mehr mit Isaac sprach. Nachdem nicht mehr über Williams Fuß geredet wurde, verbesserte sich die Stimmung im Haus langsam wieder. Mildred schwatzte unaufhörlich und schaffte es immer aufs Neue, Ellen zum Lachen zu bringen.
»Am liebsten würde ich für immer hierbleiben, aber die Pflicht ruft.« Ellen hob bedauernd die Schultern. »Ich kann Jean und Rose nicht ewig allein in der Schmiede lassen. In zwei Tagen werden wir also wohl oder übel aufbrechen müssen«, erklärte Ellen ihrer Schwester, während sie im Gemüsebeet saßen und Zwiebeln fürs Abendessen ausbuddelten.
»Schade, du tust mir gut!«, sagte Mildred, die in der Tat strahlender aussah denn je. »Wollt ihr nicht alle zum Weihnachtsfest zu uns kommen? Das Kind kommt im Februar oder März, so genau weiß ich das nicht.« Mildred sah sie flehend an. »Bitte, Ellen!«
»Na gut, einverstanden. William wird entzückt sein!« Ellen nahm ihre Schwester in den Arm und drückte sie. »Und ich bin es auch.«
Die Zeit bis zu ihrer Abreise verlief friedlich. Isaac hatte offensichtlich von Mildred eingeschärft bekommen, sich nicht wieder mit seiner Schwägerin zu streiten, und hielt sich daran.
Ellen fiel der Abschied schwer.
»Wir sehen uns Weihnachten!«, rief Mildred ihnen hinterher und winkte fröhlich, als sie davonritten.
Es war ein grauer, kalter Herbsttag, den Ellen zur Abreise gewählt hatte. Gegen Mittag kam ein böiger Wind auf, der an den Bäumen rüttelte und zerrte, Äste abriss und Mutter und Sohn bis auf die Knochen auskühlte. Müde und durchgefroren erreichten sie Orford.
Graubart jaulte vor Begeisterung über ihre Rückkehr.
Rose eilte ihnen voller Freude entgegen. Jean machte ein ordentliches Feuer, damit sie sich wärmen konnten, und brachte dann das Pferd zurück zum Mietstall.
Nach einem Getreidebrei und einem Becher heißen Würzweins fühlte sich Ellen wieder wohl zu Hause. Erst jetzt bemerkte sie, wie schön Rose aussah. Ihre Wangen waren frisch, und ihre Augen leuchteten. Wie gut es ihr tut, nicht mehr in Thibaults Nähe zu sein, dachte Ellen zufrieden.
In der Schmiede war kaum etwas zu tun gewesen, und Jean war froh zu hören, dass Ellen mit neuem Mut und vielen Plänen für die Zukunft zurückgekommen war.
»Ich habe beschlossen, als Nächstes ein Schwert zu schmieden. Damit suche ich dann die umliegenden Güter auf, um mich und meine Dienste vorzustellen, ich meine, um unsere Dienste anzubieten. Ich habe es satt, immer nur Werkzeug herzustellen. Ich bin Schwertschmiedin!«, tat sie Jean am Abend entschlossen kund.
»So kenne ich dich!«, jubelte er. »Voller Eifer und Ehrgeiz, das ist meine Ellen!«, rief er erleichtert.
Aber obwohl sich Rose und Jean ganz offensichtlich über ihre Rückkehr gefreut hatten, fand Ellen, dass sie anders waren als sonst.
»Ist irgendetwas mit euch?«, fragte sie Jean deshalb am nächsten Tag während der Arbeit.
»Ähm, nein, wie meinst du das?«, stammelte er unsicher.
»Du und Rose, habt ihr Ärger miteinander gehabt?«
»Nein!«, antwortete Jean ein wenig entspannter. »Nein, wir verstehen uns gut!«
Ellen gab sich mit der Antwort zufrieden. Vermutlich bildete sie sich die Entfremdung nur ein.
Schon nach ein paar Wochen stellte sich heraus, dass ihr Plan, sich mit einem selbst geschmiedeten Schwert in der Umgebung vorzustellen und ihre Dienste anzubieten, sich
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