Das kupferne Zeichen - Fox, K: Kupferne Zeichen
als erfolgreich erwies. Sie bekam zwei Aufträge für Schwerter und die Aussicht auf weitere Bestellungen.
Dezember 1176
A n einem bedeckten Dezembermorgen, wenige Tage vor dem Weihnachtsfest, machten sich die vier auf den Weg nach St. Edmundsbury. Ellen besaß inzwischen wieder ein eigenes Pferd. Jean und Rose ritten auf Tieren aus dem Mietstall. Jean hatte das nervösere Pferd, einen jungen Fuchs. Er tänzelte zunächst aufgeregt, gewöhnte sich mit der Zeit aber an seinen Reiter und wurde ruhiger.
Feiner Nieselregen begleitete sie während des ganzen Weges. Zuerst blieben die kleinen Wassertröpfchen wie winzige Perlen auf ihren Wollmänteln hängen, aber je länger es regnete, desto mehr drangen sie in den Stoff ein. Als sie die Schmiede erreichten, waren sie völlig durchnässt.
Mildred begrüßte sie freudig, aber Ellen erschrak.
Ihre Schwester schien vollkommen erschöpft von der Schwangerschaft, obwohl ihr noch mehr als zwei Monate bis zur Niederkunft blieben. Sie erfuhr, dass sich Mildreds anfängliche Übelkeit nicht gebessert hatte, sondern mit jedem Monat schlimmer geworden war, sodass sie, statt mit dem Kind runder zu werden, dünn und ausgezehrt aussah. Wie eine Geschwulst stand ihr Bauch von dem mageren Körper ab. Rose erkannte den Ernst der Situation und erbot sich sofort, den Haushalt zu übernehmen. Da Mildred viel schneller ermüdete als sonst, nahm sie dankbar an.
»Ich mache mir große Sorgen um Mildred«, flüsterte Isaac Ellen zu, als er sie einen Moment allein erwischte. »Sie wird immer dünner. Das wenige, das sie isst, erbricht sie schon nachkurzer Zeit wieder. Es ist gut, dass ihr da seid.« Isaac fuhr sich durchs Haar.
Auch er sah erschöpft aus, und als Ellen ihn nach seinem Befinden fragte, antwortete er nur schnell, dass er in der letzten Zeit viel zu tun gehabt habe und noch ein paar wichtige Aufträge fertig machen müsse. Jeans Hilfe nahm er dankend an, lehnte Ellens Mitarbeit in der Schmiede jedoch weiterhin ab. Obwohl Ellen deshalb wütend war, nahm sie sich um Mildreds willen vor, nicht wieder mit ihm zu streiten. Und da Isaac sich offensichtlich ebenfalls bemühte, verbrachten sie ein friedliches Weihnachtsfest. Anfang Januar machten sie sich schweren Herzens auf den Rückweg. Ellen schärfte Mildred ein, dass sie jemanden zu ihr zu schicken solle, falls sie Hilfe benötige, und tatsächlich dauerte es nicht einmal zwei Wochen, bis Isaacs Gehilfe Peter nach Orford kam.
»Mildred schickt mich«, sagte er außer Atem vom schnellen Galopp. Pferd und Reiter dampften in der Kälte.
Ellen bat Peter, ins Haus zu kommen, und bot ihm einen Platz am Tisch an. Rose schob ihm ein Stück Brot und eine Schüssel heißen Haferbrei hin, goss ihm einen Becher Dünnbier ein und setzte sich ebenfalls.
»Was ist mit ihr?«, fragte Ellen jetzt ungeduldig.
»Sie ist krank vor Sorge wegen Isaac!«
»Wegen Isaac?«, fragte Jean.
»Die Verletzung an seiner Hand …«, setzte Peter zwischen zwei Löffeln Brei an.
»Was denn, das ist immer noch nicht verheilt?« Jean runzelte erstaunt die Stirn.
»Einen Augenblick mal, wovon redet ihr da eigentlich? Du kommst gar nicht wegen Mildred?«
»Na ja, doch, irgendwie schon.« Der Gehilfe schaufelte sich schnell noch einen Löffel Brei in den Mund.
»Isaac hat sich eine ziemlich böse Verbrennung an der Hand zugezogen, als wir da waren«, erklärte Jean.
»War meine Schuld, habe eine Zange an der Esse liegen lassen, und er hat ins blaue Eisen gefasst.« Peter rieb sich verlegen über das Kinn.
»Isaac meinte, so etwas passiere nur Anfängern. Es war ihm peinlich, vor allem vor dir, deswegen hab ich es dir nicht erzählt, hab’s ihm versprechen müssen.« Jean zuckte mit den Schultern. »Aber es müsste längst geheilt sein!«
»Die Hand ist geschwollen, und aus der Wunde läuft Eiter, aber Isaac tut nichts dagegen. Mildred hat Angst, dass die Wunde brandig wird.« Peter seufzte, er schien das Gleiche zu befürchten.
»Um Gottes willen, gibt es keine Kräuterfrau in St. Edmundsbury? Was soll ich denn da tun? Ich habe doch gar keine Ahnung von solchen Sachen.«
»Mildred hat schon die Hebamme gebeten, sich Isaacs Hand anzusehen. Sie kennt sich aus mit so was und hat gesagt, er solle eine Weile nicht arbeiten, weil es sonst nicht heilen könne, aber davon will er nichts hören. Wir haben wichtige Aufträge, die noch nicht fertig sind. Er kann nicht einfach faulenzen, sagt er.«
»Dass er dich überhaupt weggelassen hat«, wunderte sich
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