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Das kupferne Zeichen - Fox, K: Kupferne Zeichen

Das kupferne Zeichen - Fox, K: Kupferne Zeichen

Titel: Das kupferne Zeichen - Fox, K: Kupferne Zeichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katia Fox
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würden. Das königliche Schwert würde unübertrefflich elegant und gleichzeitigschlicht wirken. Aber natürlich sollte Runedur auch Stärke und Macht des jungen Königs ausstrahlen. Ellen erinnerte sich an die Altargefäße und Kreuze, die Jocelyn gefertigt hatte. Auch sie waren manchmal mit Edelsteinen und anderen Verzierungen versehen gewesen, hatten dem Betrachter aber trotz ihrer aufwändigen Verarbeitung immer ein Gefühl von Demut angesichts ihrer Schönheit eingeflößt. Genauso sollte jeder empfinden, der Runedur betrachtete. Nachdem Ellen wusste, wie das Schwert aussehen sollte, begann sie, wie im Fieber daran zu arbeiten.
    Obwohl Jean die Zeichnung auf der Wachstafel eingehend studiert und Ellens Beschreibung aufmerksam zugehört hatte, konnte er kaum mit ihr Schritt halten. Ständig war sie ihm in Gedanken zwei oder drei Arbeitsgänge voraus. Manchmal war sie wütend, weil er nicht zu begreifen schien, was sie vorhatte. Immer wieder schwankten ihre Gefühle zwischen einer tief sitzenden Angst zu versagen und der Glückseligkeit, endlich ein Schwert für den König zu fertigen.
    Wenn sie mit dem Schwert gut vorankam, dann schaufelte Ellen ihre Mittagsmahlzeit gierig in sich hinein, um so schnell wie möglich wieder in der Werkstatt stehen zu können. Ging ihr eine Arbeit weniger leicht von der Hand oder grübelte sie über die Lösung eines Problems nach, dann stocherte sie noch in ihrem Essen herum, während alle anderen schon den Tisch verlassen hatten und wieder ihrer Wege gingen. Obwohl die Familie und die Helfer in der Schmiede einträchtig zusammensaßen, gemeinsam aßen und fröhlich miteinander schwatzten, blieb Ellen an diesen Tagen schweigsam. Sie schien nichts um sich herum wahrzunehmen, ihre Gedanken kreisten ausschließlich um Runedur. Im Geiste führte sie bereits den nächsten Arbeitsgang aus, versuchte, mögliche Hindernisse vorherzusehen und zu bedenken, wie sie im Voraus umgangen werden konnten, sodass sich keine Fehler einschlichen. Trotzdem rutschte sie beim Ausschaben der Hohlkehle einmal ab, und eine Riefe blieb im Schwert zurück. Als sie das Missgeschick betrachtete,schossen ihr die Tränen in die Augen. Wie hatte das nur passieren können? Verzweifelt untersuchte sie den Schaden genauer. Einen Tag verlor sie mit Selbstzweifeln, dann stellte sie fest, dass sich der Fehler beheben ließ, indem sie die Hohlkehle ein wenig verlängerte. Vorsichtig schabte Ellen noch etwas mehr Metall aus der Mitte heraus, drehte dann das Schwert um und verlängerte auch die Kehle auf der anderen Seite. Zufrieden atmete sie auf: Der Schaden war nicht mehr zu sehen. Wieder einmal arbeitete Ellen vom frühen Morgengrauen bis in die Nacht hinein. Nach der erfolgreichen Härtung, mit der sie die größte Hürde überwunden hatte, legte sie Grobschliff und Feinpolitur selbst an und freute sich über den wunderbaren Glanz, den sie Stück für Stück herausarbeitete. Obwohl sie kaum Schlaf bekam, schien Ellen nie müde zu werden und die Kraft von drei Männern zu besitzen. Nie hatte sie blühender ausgesehen, und je mehr das Schwert Form annahm, desto mehr strahlte sie vor Glück.

    »Habt ihr euch entschieden, wie eure Tochter heißen soll?« Ellen lächelte, ohne von der Arbeit aufzusehen. Rose hatte am Abend zuvor einem kleinen Mädchen mit einer kräftigen Stimme und ganz offensichtlich hervorragenden Lungen das Leben geschenkt.
    »Den Namen ihrer Mutter will Rose auf keinen Fall nehmen, aber sie meint, Jeanne wäre nicht übel!« Jean war anzusehen, wie stolz er auf den Namen für seinen Nachwuchs war.
    »Jeanne!«, wiederholte Ellen und nickte anerkennend. »Das passt ja gut!« Sobald sie sich wieder auf ihre Arbeit konzentrierte, schob sich Ellens Zungenspitze in ihren linken Mundwinkel. Das Fassen der Edelsteine bereitete ihr mehr Schwierigkeiten, als sie sich eingestehen wollte.
    »Warum überlässt du das nicht einem Goldschmied?« Jean bewunderte, wie sehr sie sich abmühte, ohne sich auch nur ein einziges Mal zu beschweren oder die Beherrschung zu verlieren,verstand aber nicht, warum sie darauf beharrte, ohne Hilfe zu arbeiten.
    »Kommt gar nicht infrage. Erstens habe ich mir geschworen, es allein zu schaffen, und zweitens würde der Goldschmied mich fragen, für wen das Schwert ist. Und das darf ich, wie du ja weißt, nicht sagen. Darüber hinaus traue ich bei solch wertvollen Steinen keinem Fremden. Wer weiß, ob er seine Arbeit ordentlich macht? Vielleicht fasst er nur Glassteine und behält

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