Das kupferne Zeichen - Fox, K: Kupferne Zeichen
verstanden?«
Ellen nickte.
Yquebœuf überreichte ihr einen Beutel mit Gold und einen weiteren mit kostbaren Edelsteinen.
Ellen schüttete die Juwelen in ihre linke Hand. »Saphire, Rubine und Smaragde, wunderschön!«, lobte sie die ausgewählten Steine. Sie waren in der Tat funkelnd und rein, aber Ellen musste an den Maréchal denken und an das, was Baudouin über seine Meinung zu Edelsteinen an einem Schwert gesagt hatte. Ellen runzelte die Stirn. Für einen König galten sicher andere Maßstäbe. »Es wird das schönste und beste Schwert werden, das der König je in seiner Hand gehalten hat!«, versprach sie.
»Das wird sich zeigen, aber es wäre besser für Euch!«, antwortete Yquebœuf.
Ellen lag eine Antwort auf der Zunge, aber es war ihr nicht daran gelegen, sich mit dem hohen Herrn zu streiten. Also senkte sie demütig den Kopf.
»Über Eure Arbeit schweigt zu anderen, und weist auch Eure Gesellen an. Zu niemandem ein Wort!« Yquebœuf starrte sie eindringlich an.
»Wie Ihr wünscht, Sire!« Sie verbeugte sich.
Yquebœuf schnaufte erneut, und diesmal blähten sich seine Nasenflügel dabei auf wie die Nüstern eines Pferdes.
»Und Knauf und Parierstange?«
»Fertigt sie, wie Ihr es für richtig haltet. Wählt die Form, die Euch für ein ausgewogenes Schwert am besten dünkt. Vergesst nicht, dem Schwert Eleganz und Anmut zu verleihen!«
Ellen schluckte die Antwort, die sie darauf am liebsten gegeben hätte, herunter. Jedes ihrer Schwerter hatte Eleganz und Anmut auch ohne Juwelenverzierung.
»Gibt es Wünsche für Scheide und Gehänge?«, fragte Ellen wie üblich.
Yquebœuf schüttelte unwillig den Kopf. »Seid Ihr nun der Meister oder nicht? Lasst Euch etwas einfallen, damit das Schwert einzigartig wird und ein jeder seinen Träger darum beneidet!«
Ellen verbeugte sich noch einmal. »Wie Ihr befehlt, Sire!«
Nachdem der königliche Ritter fort war, scharten sich Jean,Isaac und Peter neugierig um Ellen. Geduldig stand sie ihnen Rede und Antwort.
»Das Schwert für den König ist wichtiger als alles andere. Diese Arbeit hat Vorrang, habt ihr verstanden?«
»Aber wieso dürfen wir nicht darüber reden?«, wunderte sich Peter. »Es wäre viel leichter, die Mönche auf später zu vertrösten, wenn wir ihnen sagen könnten, dass du ein Schwert für den König machst. Außerdem würde es unserem Ruf nutzen und dich über die Grenzen von St. Edmundsbury hinaus bekannt machen!«
»Und für Räuber wäre es eine Einladung, uns zu bestehlen! Hast du daran mal gedacht? Wir haben schließlich wertvolle Edelsteine anvertraut bekommen!«
Peter hielt die Luft an. »Daran habe ich nicht gedacht!«, gab er kleinlaut zu.
Jean und Isaac sagten kaum etwas.
Als sie am späten Nachmittag mit Jean allein war, triumphierte Ellen. »Siehst du, du hattest Unrecht. Endlich hat er mich nun doch dem König empfohlen!«
Jean zuckte mit den Schultern. »Trotzdem bleibe ich dabei: Du musst ihn dir aus dem Kopf schlagen! «
Oktober 1180
D as Schwert rechtzeitig fertig zu bekommen schien beinahe unmöglich, so knapp war die Zeit bemessen. Ellen bestimmte, dass alle anderen Aufträge von Peter und Isaac allein erledigt werden mussten, bis Jean ihr nicht mehr als Zuschläger zur Hand zu gehen brauchte.
Für den Entwurf des Schwertes benötigte sie nur einen halben Tag. Sie nahm dazu die Edelsteine aus dem Lederbeutel, sortierte sie und überlegte, wie sie damit den Knauf verzieren konnte. Sie mochte aufwändig geschmückte Schwerter nach wie vor nicht, aber ein königliches Schwert war eben eine Ausnahme. Um sich für eine bestimmte Ausführung entscheiden zu können, zeichnete sie ihre Ideen zuerst in den Sand. Nachdem sie die Form festgelegt hatte, ritzte sie den Entwurf in eine lange Wachstafel und legte dabei die wichtigsten Maße fest. Während sie sich mit den Einzelheiten für das Schwert beschäftigte, hämmerte eine Silbenfolge immer wieder gegen ihre Schläfen. Ru – ne – dur. Ohne es zu bemerken, flüsterte sie die Silben immer wieder leise vor sich hin. Dann stutzte sie: Runedur! So also würde das Schwert des Königs heißen! Genau wie bei Athanor hatte der Name sich ihr förmlich aufgedrängt. Runedur sollte natürlich alle Werte vereinen, die eine gute Waffe ausmachten. Das Schwert würde aber vor allem deshalb einzigartig werden, weil Schmiedekunst und Goldschmiedearbeiten sich in ihm zu einer nie gekannten Harmonie verbinden würden, da alle Arbeiten einzig ihrer Seele und ihren Händen entspringen
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