Das kupferne Zeichen - Fox, K: Kupferne Zeichen
hervorragend befestigt, trotzdem war sie nicht uneinnehmbar. Die Grafen von Eu, Mandeville und Tancarville waren sich darüber einig, dass sie ein Vordringen des Feindes unbedingt verhindern mussten. Späher hatten ihnen genauestens vom Gegner berichtet, der in der Überzahl und bis auf die Zähne bewaffnet war. Guillaume, der wie die anderen Knappen dicht bei seinem Herrn stand, begriff, wie ernst die Lage war. Er fiel vor Tancarville auf die Knie und bat seinen Herrn eindringlich, ihn mitreiten zu lassen. Tancarville sah seinen Knappen stolz an, lehnte aber ab. Es sei die Aufgabe der Ritter, ihr Leben im Kampf für den König zu lassen, und nicht der Knappen, erwiderte er, und obwohl seine Stimme dunkel und streng klang, sah Guillaume das Lächeln in seinen Augen, also blieb er beharrlich auf den Knien. Wie auf ein geheimes Zeichen knieten nun auch die Knappen von Mandeville und Eu vor ihren Herren nieder. Guillaume holte tief Luft. Er fasste all seinen Mut zusammen und bat seinen Herrn mit fester Stimme, zum Ritter geschlagen zu werden, damit er für ihn und den König kämpfen könne. Mitgerissenvon diesem ergreifenden Augenblick, baten nun auch die anderen Knappen ihre Herren um die Ritterweihe. Mandeville, Eu und Tancarville schauten sich einen Moment lang ratlos an. Mandeville war selbst nur ein paar Jahre älter als die Knappen und verstand wohl am besten, wie ihnen zumute war.
Doch noch bevor einer der Barone etwas sagte, kam ein Bote völlig atemlos hereingestürzt und berichtete, Eu und Aumâle seien verloren und der Feind sei nicht mehr weit.
Tancarville zog als Erster sein Schwert, hielt es aufrecht vor sein Gesicht, senkte es dann auf Guillaumes Schulter nieder und berührte sie kurz damit. Die anderen Barone taten es ihm gleich und gaben ihren Knappen die Schwertleite, bevor der Feind Neufchâtel erreichte. Tancarville ließ eiligst ein Schwert aus der Waffenkammer holen, gürtete es Guillaume um und umarmte ihn. »Tu mir nur einen Gefallen, und stirb heute nicht!«, raunte er ihm bewegt ins Ohr. Guillaume trafen diese Worte mitten ins Herz, aber noch bevor er etwas erwidern konnte, kam ein weiterer Bote. Der Feind war schneller vorangekommen als erwartet. Nichts war vorbereitet, keine Taktik besprochen, es waren nicht einmal alle Männer ausreichend bewaffnet! Eu war am Boden zerstört, als er hörte, dass seine Grafschaft brannte, und wusste nicht, was er tun sollte. Die Barone redeten aufgeregt durcheinander. Kopflos beschlossen ein paar Männer, dem Feind entgegenzureiten, um ihn noch vor den Toren der Stadt aufhalten zu können, und stürmten los, ohne sich mit den anderen abzusprechen. So schwächten sie die Garnison und brachten Neufchâtel in Gefahr. Mandeville nahm sich hastig ein paar Männer, um die Brücke am Westtor der Stadt zu sichern. Nur Tancarville behielt einen kühlen Kopf. Er rief seine Leute zusammen und konnte recht schnell eine vorzeigbare Truppe aufstellen. Wohl überlegt befahl er seinen Rittern, zur Brücke zu reiten, um Mandeville und seine Männer zu unterstützen. Guillaume war wie berauscht. Sein erster Kampf als Ritter stand ihm bevor! Er schwang sich voller Kampfeslust auf sein Pferd und zog auf dem Weg zur Brückean seinem Herrn vorbei. Doch Tancarville rief ihn zurück und befahl ihm zu warten. Obwohl Guillaume es kaum abwarten konnte, ließ er wie befohlen ein paar ältere Ritter an sich vorüberreiten. Dann stürzte er sich ins Kampfgetümmel.
Die flämischen Soldaten hatten bereits die Siedlungen außerhalb der Stadtmauern überfallen. Sie kämpften hart und unbarmherzig. Schon nach kurzer Zeit brach Guillaumes Lanze, und ihm blieb nur sein Schwert. Zunächst gelang es den Männern um Tancarville, die Truppen ein wenig zurückzutreiben, aber dann preschten die Angreifer vor, und Graf Matthieu befahl seinen Männern, die Stadt zu erobern. Nun galt es, mit allen Mitteln Neufchâtel zu schützen. Sogar die Stadtbevölkerung kam ihnen zu Hilfe. Sie kämpften mit dem Mut der Verzweiflung, um zu verhindern, dass die flämischen Soldaten siegten und ihnen Hab und Gut nahmen. So gelang es ihnen mit vereinten Kräften, die Feinde erneut zurückzudrängen.
Ein paar flämische Fußsoldaten hefteten sich an Guillaumes Fersen. Er versuchte, sich hinter einem Schafspferch zu verschanzen, doch nun war ihm der Weg zu seinen Kampfgefährten abgeschnitten. Guillaume war auf sich allein gestellt, doch solange er auf seinem Pferd saß, war er seinen Gegnern überlegen, auch wenn
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