Das kupferne Zeichen - Fox, K: Kupferne Zeichen
mehrfach nach ihr um und wechselte angeregte Worte mit seinem Herrn. Obwohl sie den freundlichen Ritter auf Anhieb sympathisch gefunden hatte, war irgendetwas an ihm beunruhigend.
Schon am nächsten Tag sah sie den Fremden erneut. Er kam ohne Begleitung in die Schmiede. »Einen guten Morgen, Meister Donovan.« Der Ritter lächelte freundlich.
»Meiner Treu, Bérenger, verzeiht, Sire, Sir Bérenger!«
Der Ritter lachte. »Schön, Euch wiederzusehen, Donovan. Überall spricht man von Euren Schwertern, Tancarville ist mächtig stolz auf Euch!«
»Ich danke Euch, Sir Bérenger! Ihr wart noch ein Knappe, als wir uns das letzte Mal sahen, wie lange ist das her?«, fragte Donovan und schlug in die ausgestreckte Hand ein.
»Eine Ewigkeit! Bald zwanzig Jahre, ich erinnere mich nochgut an Ipswich, war meine beste Zeit. Ich war ein freier Mann damals, wenn Ihr wisst, was ich meine.« Er zwinkerte Donovan zu, und der lachte. Dann wandte sich Sir Bérenger an Ellen: »Guten Morgen, Alan, ich komme, um mir dein Gesellenstück anzusehen.«
Donovan blickte erstaunt von Ellen zu Sir Bérenger und zurück. »Du kennst Sir Bérenger? Dann los, Alan, geh, und hol das Schwert. Es würde hervorragend zu ihm passen.«
Nachdem Bérenger de Tournai sich das Schwert genauestens angesehen hatte, nickte er anerkennend. »Ein sehr schönes Stück. Wäre vielleicht etwas für meinen Sohn. Seine Schwertleite ist erst in zwei, drei Jahren, aber ein Anreiz wäre es allemal. Vielleicht kennt Ihr ihn ja, er heißt Thibault.«
»Oh, mit den Knappen habe ich nichts zu tun, aber Alan kennt die meisten von ihnen.« Donovan sah Ellen fragend an.
Bei der Erwähnung von Thibaults Namen waren ihre Mundwinkel herabgefallen, und die Farbe war aus ihrem Gesicht gewichen. Auf keinen Fall würde Thibault dieses Schwert bekommen, dafür würde sie sorgen. Ellen überlegte fieberhaft, was sie tun konnte, um den Kauf zu verhindern, aber noch bevor ihr etwas einfiel, schlug Donovan dem Ritter vor, mit seinem Sohn vorbeizuschauen.
»Ihr habt Recht, Meister, ich werde in den nächsten Tagen mit Thibault herkommen, dann kann er es ausprobieren.«
»Eine weise Entscheidung, Sir Bérenger.« Donovan erspähte das Fuhrwerk des Eisenhändlers. »Wenn Ihr mich bitte entschuldigt, eine wichtige Lieferung.« Er verbeugte sich, und Sir Bérenger nickte.
Ellen blieb allein mit ihm in der Schmiede zurück. Wie konnte dieser freundliche Mann nur der Vater von diesem Teufel Thibault sein?
»Bist du auch aus Ipswich?«, erkundigte er sich interessiert. Ellen nickte gedankenverloren, obwohl es ja nicht stimmte, dann korrigierte sie sich. »Meine Mutter.«
Bérenger de Tournai nickte, als habe sie ihm nur bestätigt, was er schon längst wusste. Er strich sich über das glatt rasierte Kinn. »Ich glaube, ich kenne sie. Sie heißt Leofrun, nicht wahr?«
In Ellens Magengrube breitete sich ein Brennen aus, das sich rasch bis zum Kopf hocharbeitete. »Woher wisst Ihr das?«, fragte sie überrascht. Niemand hier kannte den Namen ihrer Mutter, nicht einmal Rose.
»Sie hatte wunderschönes Haar, lang und blond wie die Weizenfelder der Normandie, und ihre Augen waren so blau wie das Meer«, schwärmte der Ritter, ohne ihre Frage zu beantworten.
Ellen fand die Beschreibung von Leofrun viel zu blumig und sagte nichts dazu.
»Sie war das schönste Mädchen, das ich je gesehen habe. Wir waren verliebt und haben uns heimlich getroffen, aber eines Tages blieb sie fort, ich habe sie nie wiedergesehen. Dann hörte ich, dass man sie verheiratet hatte.«
Ellen war unfähig, seine Worte zu verstehen, sie konnte sich weder rühren noch etwas sagen.
»Als ich dich im Wald gesehen habe, war ich noch unsicher, aber Paul, mein ältester Freund, hat ebenfalls bemerkt, wie ähnlich du ihr siehst.«
»Meiner Mutter?« Ellens Stimme überschlug sich höhnisch.
»Nein, Alan, meiner Mutter!«
Ellen japste nach Luft, plötzlich schien es, als ob sich der Boden unter ihren Füßen im Kreis bewegen würde. Sie brachte nur ein heftiges Kopfschütteln zustande, dann floh sie aus der Schmiede und rannte fort, ohne zu wissen wohin. Aelfgivas Erklärung, dass sie der Bastard eines normannischen Ritters sei, hatte ihr zwar wehgetan, aber es war wie die Geschichte einer anderen gewesen. Niemals hätte sie sich vorstellen können, dass sie diesem normannischen Wüstling einmal begegnen würde. Wie groß konnten Zufälle sein? Wieso begegnete sie ihm hier? Warum musste sie ihn so nett finden, dass sie
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