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Das kupferne Zeichen - Fox, K: Kupferne Zeichen

Das kupferne Zeichen - Fox, K: Kupferne Zeichen

Titel: Das kupferne Zeichen - Fox, K: Kupferne Zeichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katia Fox
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einem kleinen Kreuz davor und dahinter. Ellen konnte weder lesen noch schreiben, obwohl sie, anders als Guillaume, nichts dagegen gehabt hätte, es zu erlernen. Aber sie hatte die Gelegenheit dazu nicht bekommen. So musste sie sich bei der Auswahl des Spruches auf die Beratung durch den Goldschmied verlassen. Er konnte zwar auch nicht lesen, besaß aber eine Vorlage mit mehreren Sprüchen, die ein Gelehrter für ihn angefertigt hatte. Der Goldschmied hatte ihre Bedeutung nur noch auswendig lernen müssen und konnte sie nun seinen Kunden anbieten. Er wusste genau, welche Sprüche bei den Rittern gefragt waren. Als Gehilz und Wicklung sowie das Gehänge fertig waren, lag nach ziemlich genau vier Monaten endlich das vollendete Schwert in ihren Händen.
    Ellen bebte innerlich vor Stolz, denn das Schwert war ihr gut gelungen. Mehr als einmal hatte sie es auf Biegsamkeit, Schärfe und Stabilität geprüft. Trotzdem war sie furchtbar aufgeregt.
    »Schlechte Feuerführung, minderwertiges Eisen oder eine schlechte Schweißung sind nicht der schlimmste Feind einesSchmiedes, sondern seine eigene Eitelkeit«, hatte Donovan ihr immer wieder einzuschärfen versucht.
    Also bemühte sie sich um Demut und Geduld und wartete den ganzen Tag auf den richtigen Augenblick, um Donovan zu bitten, sich das Schwert anzusehen. Dabei kam ihr der Arbeitstag schier endlos vor, so gespannt war sie auf das Urteil ihres Meisters. Als es Abend wurde und Donovan Vincent und Arnaud nach Hause schickte, blieb sie noch in der Schmiede. »Meister!« Ellen verneigte sich ehrfürchtig vor Donovan und übergab ihm ihr Kleinod mit pochendem Herzen.
    Donovan nahm das Schwert in beide Hände und prüfte sein Gewicht. Dann packte er es am Griff und wog es in einer Hand.
    An seinem Gesichtsausdruck konnte Ellen weder Wohlwollen noch Unzufriedenheit ablesen. Nervös biss sie sich auf die Unterlippe.
    Donovan zog das Schwert langsam aus der Scheide.
    Ellen hielt gespannt den Atem an.
    Der Schmied nahm den Griff dicht vor seine Augen, die Spitze des Schwertes zeigte auf seinen rechten Fuß. Eingehend prüfte er, ob die Klinge gerade war. Dann rüttelte er an Knauf und Gehilz, um zu sehen, ob sie fest saßen. Waren sie locker, taugte ein Schwert nichts. Mit dem Daumen fuhr er über die Vernietung am Knauf und nickte kaum merklich. Ellen hatte ordentlich gearbeitet, trotzdem wagte sie kaum zu atmen. Donovan nahm einen Lappen, um die Klinge nicht mit dem Fett seiner Hände zu verunreinigen, und bog sie zu einem Halbkreis. Ellen wusste, dass sie das Biegen unbeschadet überstehen würde, trotzdem war sie froh, als das Schwert wieder gerade war. Als Letztes nahm der Meister ein Stück Leinen, faltete es einmal um die Klinge und drückte die Schneide durch den Stoff. Ein glatter Schnitt durchtrennte das Leinen, nicht eine Faser franste dabei aus. Donovan wiederholte den Test mit der anderen Seite der Klinge, wiederum mit einem tadellosen Ergebnis.
    Ellen atmete kaum hörbar auf. Sie hatte viel Zeit darauf verwendet,die Schnittkanten zu schärfen, weil es nun einmal nichts Grässlicheres gab als ein nur mittelmäßig scharfes Schwert. Trotzdem sank sie immer mehr in sich zusammen, jedes Zucken in Donovans Gesicht schien Unzufriedenheit zu bedeuten, und ein Räuspern legte sie sofort als Missbilligung aus. Wie hatte sie nur glauben können, Donovan könne je mit ihr zufrieden sein? Nur weil er in der letzten Zeit freundlicher gewesen war und ihr Begabung zugestanden hatte, hieß das noch lange nicht, dass er ihr Schwert für gut befinden würde. Sicher denkt er, der Knauf sei zu auffällig und eine Silbertauschierung dazu nicht passend, überlegte sie und zweifelte plötzlich, ob das Schwert überhaupt verkäuflich sein würde. Vergessen waren die Kommentare des Gehängemachers und des Goldschmieds, die sich durchaus lobend über das Schwert geäußert hatten. Ihre Meinungen waren im Vergleich zu Donovans Urteil bedeutungslos. Ellen spürte, dass ihr Schweiß auf der Stirn stand, obwohl es nicht besonders warm in der Schmiede war.
    Als Donovan das Schwert zurück in die Scheide gleiten ließ, glaubte Ellen zu erkennen, dass er ein klein wenig nickte. Enttäuscht sah sie, wie er sich abwandte, das Schwert zur Seite legte und kommentarlos zu der großen Kiste ging, in der sie seltener verwendetes Werkzeug und ein paar Hilfsmittel aufbewahrten. Auf dieser Kiste stand eine längliche, einfache Truhe, die er nun mit beiden Händen packte. »Du hast es gut gemacht«, sagte er und

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