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Das kupferne Zeichen - Fox, K: Kupferne Zeichen

Das kupferne Zeichen - Fox, K: Kupferne Zeichen

Titel: Das kupferne Zeichen - Fox, K: Kupferne Zeichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katia Fox
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aus dem Bett trieb. Sie torkelte nach draußen in den Garten, dessen Erde vom Regen der vergangenen Tage aufgeweicht war, rutschte beinahe auf dem Schlamm aus und erbrach sich schließlich hinter einem Busch. Gott straft mich für meine Sünden, alle werden es mir ansehen, ängstigte sie sich und überlegte verzweifelt, wie sie es wohl anstellen konnte, nicht in die Kirche gehen zu müssen. Das Kleid würde Claire diesmal sicher nicht als Entschuldigung durchgehen lassen. Aber um eine bessere Ausrede zu erfinden, blieb Ellen keine Zeit, Claire hatte sie bereits im Garten entdeckt und kam auf sie zu.
    »Ich habe dich überall gesucht, was machst du denn hinter dem Busch?« Claire schüttelte verständnislos den Kopf. »Komm, wir müssen uns beeilen, die Messe fängt gleich an. Herrje, du läufst ja noch immer in dem alten Kittel herum! Wir müssen unbedingt nächste Woche dein Kleid machen, hier, nimm für heute wenigstens den Mantel«, schnatterte sie, ohne zu bemerken, wie blass Ellen aussah.
    Widerstandslos ließ diese sich den Mantel umhängen. Wenn der Priester mit dem Finger auf mich zeigt und allen von meinen Sünden berichtet, werde ich tot umfallen. Der Boden wird sich auftun und die Hölle mich verschlingen, dachte sie düster, als sie schweigend neben Claire her zur Kirche lief.
    Fast alle Dorfbewohner hatten sich schon im Inneren des steinernen Gotteshauses versammelt. Ellen musterte die Kirchgänger, von denen sie inzwischen mehr als die Hälfte kannte. Sie plauderten miteinander und nahmen keine Notiz von ihr. Vorn am Altar stand ein kostbar gekleideter Mann, der mit dem Priester ins Gespräch vertieft war.
    »Wer ist denn der Ritter dort?«, flüsterte sie Claire zu und deutete mit dem Finger zaghaft in seine Richtung.
    »Der Advokat von Béthune. Er hat diese Kirche gebaut, alssein ältester Sohn geboren wurde. Und das dort hinten ist Adelise de St. Pol, seine Frau«, raunte Claire ihr zu. »Sie ist die wahre Herrin von Béthune.«
    Ellen nickte; zu gern hätte sie die Dame von Béthune genauer betrachtet, aber es gehörte sich nicht, sie anzustarren, also ließ sie den Blick durch die gefüllte Kirche schweifen: Alte, bereits ins Gebet vertiefte Frauen, ungeduldige Kinder, die mit zappeligen Füßen auf dem Boden scharrten, schwatzende Männer und Frauen und ein junges Mädchen, das nach einem heimlichen Blick ihres Liebsten Ausschau zu halten schien, waren in dem Gotteshaus versammelt. Als der Priester die Messe begann, legte sich das Gemurmel der Anwesenden. Ellen hatte große Schwierigkeiten, sich auf seine Worte zu konzentrieren. Sie wartete geradezu darauf, dass als Strafe für ihre Vergehen jeden Augenblick ein Blitz auf die Kirche niedergehen oder sonst etwas Furchtbares geschehen würde. Beim letzten Paternoster, das sie alle gemeinsam beteten, dachte sie an Guillaume und wie sehr er ihr fehlte. Ellen erschrak, als das Gemurmel plötzlich verstummte. Der Gottesdienst war zu Ende, und es hatte keinen Zwischenfall gegeben. Als sie mit Claire aus der Kirche kam, lief ihnen ein kleines Mädchen vor die Füße.
    Die kostbar gekleidete Dame eilte lachend hinter ihm her und fing es auf, bevor das Kind das Gleichgewicht verlor. »Wolltest du schon wieder fortlaufen, mein Engel«, rügte sie das Mädchen kopfschüttelnd. Ihre Stimme klang weich und melodisch. Sie nahm das Kind auf den Arm und lächelte Claire und Ellen freundlich an.
    »Sie ist wirklich allerliebst, Madame«, sagte Claire und griff nach dem Händchen der Kleinen.
    »Wie geht es dir, Claire?«, fragte Adelise de Béthune, dann blickte sie fragend zu Ellen.
    »Oh, danke, Madame, es geht mir gut. Darf ich Euch meine neue Magd vorstellen, sie heißt Ellenweore und hilft mir in der Werkstatt.«
    Ellen knickste artig, so wie Claire es mit ihr geübt hatte, und entschuldigte sich für die noch vorhandenen Blessuren im Gesicht, die sie mit einem Überfall durch Gesetzlose erklärte. Die Dame sah sie mitfühlend an und wollte ihr gerade über die Wange streicheln, als eine junge Frau aufschrie: »Seht nur da hinten!« Sie fuchtelte hilflos mit den Armen herum. »Ein Kind ist in den Fluss gefallen, warum hilft denn niemand?«
    Adelise de Béthune drehte sich suchend um. »Wo ist Baudouin, hat ihn denn niemand gesehen?«, rief sie mit einem Mal panisch vor Angst. Die Kinderfrau schüttelte schuldbewusst den Kopf.
    Geistesgegenwärtig stürzte Ellen los. Die Regenfälle hatten den Fluss mehr als üblich anschwellen lassen. Das reißende Wasser

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