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Das kupferne Zeichen - Fox, K: Kupferne Zeichen

Das kupferne Zeichen - Fox, K: Kupferne Zeichen

Titel: Das kupferne Zeichen - Fox, K: Kupferne Zeichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katia Fox
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hatte Schlamm aufgewühlt und Äste mitgerissen. Ellen konnte das Kind nicht sehen. Angestrengt starrte sie auf die Wasseroberfläche, bis sie etwas entdeckte, dann sprang sie in den Fluss. Seit sie Orford verlassen hatte, war sie nicht mehr geschwommen, und für einen Moment verschlug ihr die Eiseskälte den Atem. Doch dann pflügte sie mit aller Kraft durch das Wasser, um das Kind so schnell wie möglich zu erreichen. An der Stelle, an der sie den kleinen Körper zum letzten Mal ausgemacht hatte, war nun nichts mehr zu sehen. Ellen tauchte in die Tiefe. Das Wasser war trüb und brannte in den Augen. Orientierungslos tastete sie um sich und wirbelte mit ihren Armen herum, in der Hoffnung, das Kind zu finden. Sie hatte kaum noch Luft und wollte schon wieder auftauchen, als sie plötzlich etwas in die Tiefe zog. Ellen strampelte mit den Beinen und schlug panisch um sich. Dann hatte sie auf einmal den Arm des Jungen in der Hand. Entschlossen packte sie ihn, stieß sich mit den Füßen vom Grund ab und zog das Kind mit nach oben. Der kleine Kerl hing leblos in ihrem Arm. Mit letzter Kraft und dem Mut der Verzweiflung kämpfte Ellen gegen die Strömung an, die sie fortzuziehen drohte. Ein paar Männer aus dem Dorf hatten Stangen geholt, die sie ihr entgegenstreckten. Ellen griff danach undrettete sich und den Jungen ans Ufer. Helfende Hände zerrten sie mit dem Kind die Böschung hinauf. Bleich und leblos lag der Knabe da. Keiner der Umstehenden sagte oder tat etwas. »Wach auf!«, rief Ellen entsetzt, rieb mit den Händen über seine schmale Brust und rüttelte ihn. »Bitte, Gott, lass ihn leben«, flehte sie kaum hörbar und drückte auf seine Brust. Plötzlich hustete der Junge und spuckte Wasser.
    Die Dorfbewohner brachen in erleichterten Jubel aus, pfiffen und johlten.
    Der ungefähr fünf- oder sechsjährige, kräftige Junge sah sich verwirrt um. Ellen strahlte ihn glücklich an.
    »Bist du ein Engel?«, fragte der tropfnasse, blasse Knabe sie schüchtern.
    Ellen schüttelte den Kopf, aber der Junge sah aus, als glaube er ihr nicht.
    »Baudouin!«, rief Adelise de Béthune, die inzwischen ebenfalls herbeigestürzt war. Sie herzte das Kind und wandte sich erleichtert an Ellen. »Gelobt sei der Herr! Du hast meinem Sohn das Leben gerettet!«, sagte sie dankbar und drückte ihn noch einmal an ihre Brust.
    Er schmiegte sich an seine Mutter und weinte.
    Erst jetzt nahm Ellen wahr, von welch wunderbarer Schönheit die Dame war. Ihr zartes, ebenmäßiges Gesicht war von dichtem kastanienfarbenem Haar eingerahmt, und ein glückliches Leuchten ging von ihr aus.
    »Ich werde dir auf ewig dankbar sein. Ich stehe tief in deiner Schuld … Wenn ich irgendwann einmal etwas für dich tun kann, dann komm zu mir, jederzeit!«
    Ellen nickte, aber an solche Versprechen glaubte sie nicht. Die Edlen vergaßen nur zu gern, in wessen Schuld sie standen, das hatte Aelfgiva ihr oft genug gesagt.
    »Wir sollten gehen, Madame! Es ist kalt, der Junge friert, und auch Ihr seid ganz nass«, meldete sich ein Ritter zu Wort.
    »Gauthier, gebt – wie heißt du noch, mein Kind?«
    »Ellenweore, Madame.«
    »Gebt Ellenweore eine Decke, damit sie sich nicht den Tod holt, und wickelt Baudouin ebenfalls ein«, befahl sie und wandte sich zum Gehen.
    »Ich werde für dich beten, damit nicht nur dein Körper, sondern auch deine Seele heilt«, sagte sie leise und ging.
    Wie angewurzelt blieb Ellen stehen, zitternd zog sie die Decke, die ihr der Ritter gegeben hatte, enger um die Schultern. Konnte die Dame hellsehen?
    »Wenn die Bauern Sorgen haben, gehen sie zu ihr und bitten sie um Hilfe«, sagte Claire, die auf einmal neben ihr stand. »Sie weiß immer Rat. Alle hier lieben sie. Jeder von uns würde sein Leben für sie geben. Du hast dem Dorf heute große Ehre gemacht!« Es war nicht zu überhören, wie stolz Claire auf Ellens Tat war.
    »Mir ist kalt!« Ellen klapperte mit den Zähnen.
    »Meine Güte, wie dumm von mir! Ab nach Hause mit dir, und dann legst du dich mit einem heißen Stein in mein Bett, sonst verkühlst du dich noch!« Claire zog Ellen durch die Menge der Dorfbewohner, die ihr anerkennend auf die Schultern klopften oder sie mit Handschlag beglückwünschten.
    Den Rest des Tages verbrachte Ellen im Bett.
    Claire spannte eine Schnur durch die Werkstatt, heizte die Feuerstelle ein und hängte Ellens Kleidung zum Trocknen auf.
    Der Nachmittag im warmen Bett sorgte dafür, dass Ellen nicht einmal einen Schnupfen bekam. Nur die Übelkeit wurde

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