Das kupferne Zeichen - Fox, K: Kupferne Zeichen
selbst entscheiden. Aber zuerst müssen wir das Fieber senken und dich wieder aufpäppeln.«
Die ersten Tage fühlte sich Ellen wie in Nebel eingehüllt. Sie war zu schwach, um zu essen, schluckte aber wehrlos, wenn Claire sie zum Trinken nötigte, und fiel anschließend wieder in einen unruhigen Schlaf, in dem sie von schrecklichen Albträumen gequält wurde. Ihr Gesicht wechselte die Farbe von wachsweiß zu glühend rot, das Fieber stieg und schüttelte sie mit Krämpfen. Am vierten Tag schreckte sie plötzlich hoch: Die grausam entstellte Fratze Thibaults hatte sie verfolgt! Ellen war noch schwach, aber nicht mehr so benommen wie zuvor. Claire war auf dem Boden neben ihr eingenickt und schlief fest. Es musste Nacht sein, denn es war dunkel und ruhig. Nur der Rest eines kleinen Talglichts flackerte auf dem Tisch und ließ Schatten über die Wände tanzen. Thibault war nur ein Trugbild aus einem schrecklichen Traum. Ellen ließ sich erleichtert zurück auf das weiche Daunenkissen sinken, auf dem sonst Claire schlief. Die Haare klebten schweißnass an ihrem Kopf. Als sie das Laken bis zum Kinn hochzog, bemerkte sie, dass sie darunter fast nackt war. Nur zwischen ihren Beinen fühlte sie ein zusammengefaltetes Stück Leinen. Mühsam versuchte sich Ellen zu erinnern, was geschehen war. Vor ihren Augen blitzten beängstigende Bilder auf. Als sie einen Sinn zu machen begannen, glaubte sie vor Scham im Boden zu versinken. Claire musste ihr das Leintuch umgebunden haben, damit das Blut nicht die Laken befleckte. Kraftlos nickte Ellen schließlich wieder ein. Diesmal war der Schlaf traumlos und stärkend, weil das Fieber sank.
Am nächsten Morgen erwachte sie vom zarten Duft in Milchgekochten Hafers, der ihr in die Nase stieg. Sie wollte sich strecken, zuckte aber bei der kleinsten Bewegung stöhnend zusammen.
»Wie geht es dir?«, begrüßte Claire sie freundlich lächelnd.
»Habt Ihr mich aufs Rad geflochten, oder warum tut mir alles weh?« Ellen lächelte schwach.
»Du hast Krämpfe vom Fieber gehabt. Manchmal haben wir geglaubt, du schaffst es nicht. Kein Wunder, wenn dir alles wehtut.«
» Wir? Weiß denn Jacques, was passiert ist?«
»Nein, keine Sorge, er ist seit dem ersten Tag auf der Burg. Ich habe mir keinen anderen Rat gewusst und ihn die Dame von Béthune holen lassen. Sie hat ihn mitgenommen. Jacques glaubt, er soll einem ihrer Söhne das Schnitzen beibringen. Er kann wunderbare Sachen machen, weißt du? Alles, was er braucht, ist ein gutes Messer, einen Wetzstein zum Schärfen und ein Stück trockenes Holz. Sein Vater hat es ihm beigebracht.« Claire rieb sich über die Nase.
»Was um Gottes willen habt Ihr der Dame gesagt?«
»Nichts, das war nicht nötig. Sie hat auch nicht gefragt, nur geholfen. Sie würde nie fragen. Wenn es etwas geben sollte, das du ihr sagen willst, wird sie dich anhören, aber wenn es etwas Gesetzwidriges wäre, würde sie dich nicht schonen. Ich schätze, deshalb fragt sie nicht und will lieber nicht wissen, ob es Gottes Wille war oder deiner. Aber was mich betrifft, ich möchte alles hören, ohne Beschönigung und ohne Auslassungen. Und von Anfang an, wenn ich bitten darf.« Claire sagte es zwar mit einem Lächeln, aber bestimmt genug, um Ellen klar zu machen, wie ernst es ihr damit war. Sie füllte den heißen Haferbrei in eine Tonschale und fügte eine ordentliche Portion Honig dazu. »Den hat sie für dich gebracht, zur Stärkung.« Claire pustete in die Schale und streckte sie Ellen hin.
Langsam und genüsslich löffelte Ellen den Brei. »Ich habe noch nie etwas Besseres gegessen!«, schwärmte sie.
Claire lächelte zufrieden. »Hier, nimm! Sie hat gesagt, du sollst am Tag fünf Becher von ihrem Kräuteraufguss trinken. War nicht einfach, dir davon einzuflößen, solange du ohnmächtig warst.«
Nach den ersten Schlucken spürte Ellen den Druck in ihrer Blase und sah sich suchend um. Als sie den Nachttopf entdeckte, kroch sie vorsichtig unter ihren Laken hervor, entfernte die Leintücher zwischen ihren Beinen und zog ein Hemd über, das am Fußende für sie bereitlag. Dem Aussehen nach zu urteilen, hatte es einmal Claires Mann gehört. Ellen wankte zum Topf. Alles um sie herum drehte sich, sogar das Atmen fiel ihr schwer, als läge ihr ein schwerer Stein auf der Brust. Bedächtig hockte sie sich auf den Nachttopf. Der Druck auf ihrer Blase war so groß, dass es schmerzte, sich zu erleichtern. Nachdem sie fertig war, bedeckte sie den Topf mit dem Deckel, schob ihn
Weitere Kostenlose Bücher