Das kupferne Zeichen - Fox, K: Kupferne Zeichen
von Tag zu Tag schlimmer, und irgendwann wurde Ellen klar: Sie musste schwanger sein.
»Verdammt seist du auf alle Ewigkeit, die Fruchtbarkeit soll aus deinen Lenden weichen. Nie wieder sollst du eine Frau schwängern, nie!« Ellen flüsterte den Fluch immer wieder leise vor sich hin und fasste heimlich einen Entschluss.
Die Petersilienstängel mussten nach zwei Tagen im Unterleib gegen neue ausgetauscht werden, mehr wusste sie nicht darüber.Als sie das Kraut pflückte, beschlich sie ein unwohles Gefühl. Es war Sünde, was sie zu tun gedachte! Es war verboten und schlecht von ihr, aber sie konnte das Kind nicht behalten! Thibault hatte ihr Gewalt angetan, und er war ihr Bruder, Geschwister durften keine Kinder haben, auch das war Sünde. Gott allein würde ihrer beider Richter sein. Ellen beschloss schweren Herzens zu tun, was sie für das einzig Richtige hielt, und erwachte in einer der darauf folgenden Nächte mit Bauchkrämpfen. Nicht einmal Thibaults Tritte hatten so sehr geschmerzt. Um Claire und den Jungen nicht zu wecken und ihre furchtbare Tat geheim zu halten, nahm Ellen ihr Bündel, schlich sich aus der Werkstatt und schleppte sich mühsam in den Eichenwald am Rande des Dorfes. Das fahle Mondlicht wies ihr den Weg durch die kalte, dunkle Nacht. Irgendwann ließ sie sich keuchend vor Schmerz nieder. Nur die Angst, entdeckt zu werden, hielt sie davon ab zu schreien, als sich ihr Unterleib immer heftiger verkrampfte. Ach, Rose, wie tapfer du doch warst, dachte sie. Der Gedanke an die einstige Freundin und ihr gemeinsames Schicksal half ihr, Ruhe zu bewahren. Ellen holte ein paar alte, aber saubere Leintücher aus ihrem Bündel und breitete sie zwischen ihren Beinen aus. Sie stöhnte vor Schmerz, als ihr Körper den blutigen Klumpen abstieß, und wagte kaum anzusehen, was sie in dem Leintuch auffing. Weinend und innige Gebete murmelnd, verscharrte sie das Tuch mit seinem grausigen Inhalt. Blut lief an ihren zitternden Schenkeln hinab.
»Ellenweore, bitte, wach auf! Was um Gottes willen ist passiert?« Claire rüttelte sie an den Schultern; ihrer Stimme war die Angst deutlich anzuhören.
Ellen wollte den Kopf bewegen, aber es gelang ihr nicht. Das Dröhnen in ihrem Schädel war unerträglich. Sie versuchte, die Augen zu öffnen.
»Wo kommt das ganze Blut auf deinem Hemd her? HeiligeJungfrau Maria, bitte hilf ihr!«, betete Claire voller Angst. Ihre Stimme war weit weg und kaum noch hörbar.
Ob nun unbedingt Maria für mich eintreten wird, dachte Ellen, aber statt Angst durchströmte sie ein warmes Gefühl von Frieden. Sie fühlte sich leicht wie eine Feder, die durch laue Frühlingsluft schwebt. Es war, als triebe sie auf dieses wunderbare, helle Licht am Horizont zu. Das kann nur das Paradies sein, dachte Ellen glücklich. Der Herr hat mir verziehen, er schickt mich nicht in die Hölle! Dankbar begann sie zu weinen und spürte, wie die heißen Tränen über ihre kalten Wangen liefen.
»Ellen, bitte, Ellen, bleib bei mir«, hörte sie Claire jetzt wieder deutlicher rufen. Dann fühlte sie, wie ihr Hände und Arme gerieben wurden. Sie waren ganz taub vor Kälte.
»Ich bin im Himmel«, hauchte Ellen, ohne die Augen zu öffnen.
»Nein, du liegst halb tot im Wald, und wenn ich dich nicht auf der Stelle nach Hause bringe, dann wird es tatsächlich bald mit dir zu Ende gehen. Also reiß dich jetzt zusammen!«
Ellen hörte die Strenge in Claires Stimme und lächelte matt.
»Es tut nicht weh, jetzt nicht mehr«, flüsterte sie.
»Du hast Fieber«, stellte Claire fest, als sie ihre glühende Stirn berührte, »du musst sofort nach Hause. Kannst du laufen, wenn ich dich stütze?«
Ellen war noch immer benommen, versuchte aber, die Kontrolle über ihre schweren Glieder wiederzuerlangen. Mühsam richtete sie sich auf.
Claire legte den Arm um ihre Hüfte und nahm Ellens Hand über ihre Schulter. Immer wieder mussten sie anhalten.
»Ich kann nicht mehr, lasst mich einfach hier liegen und in Ruhe sterben«, murmelte Ellen, kurz bevor sie aus dem Wald heraus waren.
»Nichts da, den Rest schaffen wir auch noch. Ich werde dich nach Hause bringen und gesund pflegen, und dann wirst du mir alles erzählen: warum du überfallen wurdest, warum du immernoch Männerkleider trägst und wer der Vater des Kindes war. Ich habe dir vertraut, obwohl ich nichts über dich wusste, du wirst mir die Wahrheit erzählen, vergiss das nicht.«
»Ihr werdet sie nicht mögen, die Wahrheit«, seufzte Ellen matt.
»Das lass mich
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