Das kupferne Zeichen - Fox, K: Kupferne Zeichen
dröhnte ihr Kopf.
Schwester Agnes’ Ordnung war vorbildlich. Ohne lange suchen zu müssen, griff sie nach einem Körbchen und holte eine Hand voll getrockneter Blätter heraus.
»Huflattich«, erklärte sie. »Ein Aufguss davon hilft unserer lieben Schwester Berthe, besser zu atmen; sie trinkt täglich davon. Für dich mache ich auch einen Aufguss, aber du wirst ihn nicht trinken. Wir waschen deine Wunden damit aus, und dann mache ich dir Umschläge mit Johanniskrautöl.« Schwester Agnes zeigte auf ein kleines Tonfläschchen mit öligen Flecken. »Huflattich muss man trocken aufbewahren und schnell verbrauchen, er schimmelt leicht. Wir haben immer welchen in unserem Garten. Erst vor kurzem habe ich wieder Blätter getrocknet, weil Schwester Berthe so geröchelt hat.« Während sie weiterplauderte, nahm sie einen dreibeinigen Topf und stellte ihn in die kleine Feuerstelle. Sie warf ein paar Kräuter und ein wenig trockenes Holz in die Glut, sodass schnell ein Feuer loderte, das noch dazu wunderbar duftete.
Ellen konnte die Augen nicht mehr aufhalten und nickte ein. Als sie wieder erwachte, war der Aufguss bereits durchgeseiht und ein wenig abgekühlt.
Schwester Agnes hatte ein Leinentuch in der Hand und tupfte Ellens Wunden mit dem Aufguss ab. Vorsichtig, aber nicht zimperlich entfernte sie das getrocknete Blut.
Es brannte, aber Ellen biss die Zähne zusammen.
»Ich werde noch mal nach deiner Nase sehen. Vorsicht, jetzt wird es sicher ein bisschen wehtun«, warnte sie Ellen und tastete ihren Nasenrücken ab, dann schüttelte sie den Kopf. »Bestens, sie scheint nicht gebrochen zu sein.« Mit diesen Worten schloss die Nonne ihre Untersuchung ab und trug das Johanniskrautöl auf Gesicht, Rippen und Bauch auf.
Obwohl sie die zartesten Hände hatte, die man sich vorstellen konnte, tat jede Berührung entsetzlich weh.
»Du solltest dein Gesicht die nächsten Tage vor der Sonne schützen, du kriegst sonst hässliche Male von dem Johanniskrautöl. Aber du wirst sehen, es ist das Beste für die Wunden und hilft gut gegen die blauen Flecken.«
Ellen schaffte es gerade noch, müde zu nicken, bevor sie erneut einschlief. Diesmal erwachte sie erst am nächsten Morgen. Nachdem Ellen ein frisches Stück weiches Brot zum Frühstück bekommen hatte, das für gewöhnlich nur für die zahnlose Schwester Berthe gebacken wurde, behandelte Schwester Agnes noch einmal ihre Wunden.
»Die Schwellungen sind schon etwas zurückgegangen. Besonders über dem Auge ist es besser geworden.« Gerade als sie erneut das Johanniskrautöl mit sanften Bewegungen auftrug, kam Claire.
»Wie geht es dir, Ellenweore?« Claire nahm ihre Hand und drückte sie zart.
»Beffer«, sagte Ellen und grinste schief, weil sie immer noch so undeutlich sprach.
»Der Kiefer ist böse geprellt, aber nicht gebrochen; sie hat gro- ßes Glück gehabt«, erklärte Schwester Agnes.
»Glück?« Ellens Herz raste. Unter Glück stellte sie sich etwas anderes vor.
»Die Mutter Oberin hat nach Schwester Agnes’ Bericht angeboten, dass wir noch ein paar Tage bleiben können, bis es dir ein wenig besser geht. Wir werden also nicht sofort wieder aufbrechen.«
»Müfft Ihr denn nicht nach Haufe?« Ellen konnte ihren Mund kaum bewegen.
»Natürlich müssen wir das, aber was sind schon ein paar Tage in einem ganzen Leben.« Claire zuckte mit den Schultern und lächelte sie aufmunternd an. Sie schien es ganz selbstverständlich zu finden, darauf zu warten, dass Ellen mit ihr gehen konnte. »Wenn wir weiterziehen, bitten wir Schwester Agnes, uns ein paar von ihren Arzneien für dich mitzugeben, was meinst du?«
Ellen sah fragend zu Schwester Agnes.
»In ein paar Tagen sind die schlimmsten Wunden schon ganz gut verheilt. Dann braucht sie nur noch eine Salbe, die ich ihr bereiten werde, und bald sieht sie schon wieder aus wie früher«, antwortete die Nonne lächelnd.
»Nicht beffer?« Ellen heuchelte Enttäuschung.
»Nun, das kann ich dir nicht versprechen«, antwortete Schwester Agnes lachend, »aber ich sehe, dass du deinen Frohsinn nicht verloren hast, das ist schön.«
»Dann bleiben wir noch ein wenig, ja?«, vergewisserte sich Claire, und Schwester Agnes nickte.
Ellen blickte von einer der beiden Frauen zur anderen. »Danke!«, sagte sie leise.
Ellen genoss den Frieden des Klosters, die Pflege von Schwester Agnes und das kräftigende Essen, das man ihr reichte. Fast den ganzen Tag verschlief sie, und abends kam Claire zu ihr ans Bett, erzählte von den
Weitere Kostenlose Bücher