Das kupferne Zeichen - Fox, K: Kupferne Zeichen
beiden Scheiden hin, die er bei sich trug. Sie waren sauber gearbeitet, schön verziert und handwerklich einwandfrei. Claire würde seine Arbeit schätzen, wenn er ihr weniger gefallen würde, dachte Ellen.
Plötzlich stand Claire in der Tür. »Macht er sich jetzt an dich ran? Ich habe es ja gesagt, er macht allen schöne Augen.« Sie funkelte Guiot böse an.
»Gott, ist sie nicht wunderschön, wenn sie wütend ist?«, fragte Guiot an Ellen gewandt.
»Hier sind seine Arbeiten. Er wollte sie dir zeigen, um dich umzustimmen, aber du warst nicht da. Also habe ich sie mir angesehen.« Ellen blieb betont ruhig, als sie Claire die beiden Scheiden reichte.
Überraschenderweise sah Claire sich die Arbeiten an, vermutlich, weil es die beste Möglichkeit war, um Guiot nicht in die Augen sehen zu müssen. »Saubere Arbeit! Dagegen ist nichts zu sagen, aber ich habe dir ja erklärt, dass ich keine Hilfe brauche!« Guiots Blick wanderte auf den Haufen bereits zurechtgeschnittener Holzteile. Das sah nach genügend Arbeit aus. Claire folgte seinem Blick und errötete, weil sie dastand wie eine Lügnerin. »Ich kann dich nicht vernünftig bezahlen, auch wenn ich viele Aufträge habe«, erklärte sie verlegen.
Guiot nickte verständnisvoll. »Wie wäre es, wenn wir heiraten? Dann könnten wir zusammenarbeiten. Das wäre dochdie Lösung unseres Problems, denkst du nicht?« Seine Stimme klang sachlich, aber seine Augen funkelten vor Leidenschaft.
Claire sah ihn fassungslos an. »Die Lösung unseres Problems? Ich habe kein Problem gehabt, bis du hergekommen bist. Ich habe immer gut für uns gesorgt und komme bestens zurecht. Warum sollte ich mich jetzt einem Mann wie dir unterwerfen?«
»Weil du mich liebst?« Guiot lächelte unschuldig.
»Raus jetzt, und lass dich nie wieder hier blicken, hörst du! Ich würde lieber einen stinkenden alten Kerl heiraten als ausgerechnet dich!«, schnaubte Claire.
Guiot senkte den Blick. Er sieht aus wie ein schwer verliebter Mann, dachte Ellen mitleidig.
Ohne etwas zu erwidern, verließ er die Werkstatt.
Die Frauen des Dorfes, die sich Hoffnungen gemacht hatten, ihn zum Mann zu bekommen, fragten sich, was nur geschehen sein konnte, dass der fröhliche Guiot mit einem Mal so verändert war. Er kam nicht mehr auf ein Schwätzchen an den Brunnen und saß abends nicht mehr mit seinem Vater vor der Hütte. Wenn er doch einmal irgendwo gesehen wurde, schien er freudlos und niedergeschlagen.
Zwei Wochen später sah Morgane ihn fortgehen. Sein Vater stand weinend am Zaun, als Guiot ihn verließ. Das ganze Dorf tuschelte darüber, warum er wohl nicht geblieben war.
Seit seinem Heiratsantrag war er nicht wieder in Claires Werkstatt gekommen. Zuerst schien es ihr nichts auszumachen, aber nach einer Weile kam es Ellen so vor, als schaue Claire öfter zur Tür als früher.
»Siehst du, ich habe es von Anfang an gesagt, solche Männer taugen nichts. Er kommt nach all den Jahren plötzlich hierher zurück, macht mir mal schnell einen Heiratsantrag und verschwindet wieder. Kannst du dir vorstellen, wie dumm ich dagestanden hätte, wenn ich ja gesagt hätte?«, ereiferte sie sich eines Tages.
»Ach, Claire, merkst du es denn immer noch nicht, er ist dochdeinetwegen weggegangen! Du liebst ihn doch, warum wolltest du ihn nicht heiraten?«
Es war ganz offensichtlich eine Fügung des Schicksals gewesen, aber Claire hatte sich ihr verschlossen.
»Und was, glaubst du, hätte das geändert? Hast du nicht gesehen, wie ihn die anderen Frauen im Dorf angesehen haben? Junge, hübsche Dinger wie Morgane!«
»Aber er liebt doch dich.«
»Das sehe ich anders. Männer sind zu echter Liebe nicht fähig. Sie begehren vor allem, was sie nicht haben können. Er wollte mich, weil ich ihn abgewiesen habe, aber wenn wir erst verheiratet gewesen wären, dann hätte er die anderen Frauen gewollt und sie statt meiner begehrt! Eine Ehe, die aus Liebe geschlossen wird, hält nicht, das liegt in der Natur der Dinge. Sie macht nur unglücklich!«
Jetzt begriff Ellen: Claire hatte Angst vor der Liebe!
»Er ist weg, und das ist besser so, glaub mir!«, fügte Claire hinzu, und Ellen fragte sich, wen sie damit zu überzeugen versuchte.
Seit Guiot fort war, arbeitete Claire wie eine Besessene. Obwohl sie sich redlich bemühte, zufrieden zu wirken, gelang es ihr nur schlecht. Sie lachte nicht mehr, aß wenig und ohne Freude.
So konnte es unmöglich weitergehen! Claire war sturer als ein Maulesel! Es würde nicht leicht werden,
Weitere Kostenlose Bücher