Das kupferne Zeichen - Fox, K: Kupferne Zeichen
ihre Meinung über die Liebe zu ändern. Obwohl es so schien, als sei alles zu spät, wollte Ellen Claire und Guiot helfen. Sie musste einen Weg für das Glück der beiden finden. Guiot würde Claire wieder fröhlich machen, und Ellen würde weiterziehen können, ohne ein schlechtes Gewissen zu haben.
»Verzeiht, wenn ich Euch störe, habt Ihr einen Moment Zeit für mich?«, fragte Ellen höflich, als ihr der alte Jean die Tür zu seiner Hütte öffnete.
»Komm rein, mein Kind«, antwortete er freundlich.
Der Wohnraum war erstaunlich sauber und gemütlich. Auf dem gestampften Lehmboden lagen Strohmatten, und das Holzbett in der Ecke war mit frischem Leinen bezogen. An einer Wand waren mehrere Haken für Kleidung angebracht. Drei davon waren unbenutzt. Vermutlich hatten Guiots Sachen hier gehangen.
»Setz dich.« Der alte Mann zeigte auf zwei Stühle an einem Tisch, der nahe der Feuerstelle stand. Er leckte sich die faltigen Lippen, holte zwei Becher und einen Krug mit abgestandenem Bier. Er goss ein und schob Ellen einen Becher hin, dann nahm er einen großen Schluck aus dem anderen und setzte sich.
»Ich komme wegen Guiot«, sagte Ellen und ärgerte sich sogleich über diesen Satz. Der Alte sollte doch nicht denken, sie selbst sei an seinem Sohn interessiert. »Und wegen Claire«, fügte sie deshalb schnell noch hinzu.
Der Alte starrte nur ins Leere. »Ich habe ihn alleine aufgezogen, seine Mutter ist schon früh gestorben. Der Junge war alles, was ich hatte, trotzdem habe ich ihn fortgeschickt, damit er ein Handwerk lernt und es einmal besser hat. Ich musste sparsam sein und viel arbeiten, um das Lehrgeld aufbringen zu können, aber das war es mir wert.« Die Augen des Alten waren mit Tränen angefüllt, die er verschämt fortzuwischen versuchte.
Ellen nahm seine runzlige, raue Hand und drückte sie mitfühlend.
»Als Claires Mann starb, bin ich bis Eu gereist und habe Guiot gebeten zurückzukommen, aber er wollte nicht. ›Weißt du, wie viele sich auf seine Witwe stürzen werden?‹, hat er mich gefragt. ›Es geht mir gut hier‹, sagte er, und dann stand er vor ein paar Wochen schließlich doch vor meiner Tür. Du glaubst nicht, welche Freude das für mich war.«
Ellen dachte an Osmond. Wie gern hätte sie ihn noch einmal wiedergesehen.
Der Alte nahm ein paar große Schlucke. Sein Adamsapfel hüpfte dabei auf und ab, dann fuhr er fort: »Sie war ihm vonklein auf die Liebste gewesen. Und dann hat er sie nicht wiedererkannt. Du hättest sie mal als Kind sehen sollen. Claire war ein richtiger Besen, nicht besonders hübsch, dafür quirlig und ziemlich frech. Erst als junges Mädchen wurde sie eine richtige Schönheit. Die Ehe und das Kind haben ihr gut getan, sie vernünftig gemacht. Guiot hat sich schon am ersten Tag nach seiner Rückkehr in sie verliebt, und als ihm klar wurde, wer sie ist, stand sein Entschluss fest. ›Ich werde sie heiraten‹, hat er zu mir gesagt und dabei so glücklich ausgesehen. Ich hätte es ihm gegönnt, aber jedes Mal, wenn er bei ihr gewesen ist, kam er niedergeschlagen nach Hause. Er hat gehofft, sie würde es sich überlegen, aber sie hat ihn jedes Mal abgewiesen. Krank ist er geworden vor Liebe. Er sagt, er kann sie nur vergessen, wenn er sie nicht mehr sieht.« Der alte Mann klang bitter. »Er ist nicht schlechter als ihr erster Mann. Schon wegen der Arbeit wäre er der Richtige für sie gewesen.«
»Er ist der Richtige für sie«, sagte Ellen mit Nachdruck. »Und Claire weiß das auch, aber sie fürchtet sich.«
Der Alte blickte sie verständnislos an. »Was ist das wieder für ein Unsinn? Guiot könnte keiner Fliege etwas zu Leide tun!«
»Nein, nein, sie fürchtet keine Schläge!«, beruhigte Ellen ihn. »Sie fürchtet, seine Liebe zu verlieren, wenn sie ihm erst gehört.«
»Sie schickt ihn weg, weil sie Angst hat, ihn zu verlieren?« Der Alte blickte sie fassungslos an.
»Claire hält die Männer für untreu und glaubt, weniger zu leiden, wenn sie Guiot jetzt fortschickt, als wenn er sie eines Tages hinterginge.« Ellen atmete tief ein.
»Dass Frauen immer alles komplizierter machen müssen, als es ist«, wunderte sich der Alte und schüttelte missbilligend den Kopf.
»Da habt ihr wohl Recht. Aber genau deswegen bin ich hier. Jemand muss die beiden zu ihrem Glück zwingen. Ich bin Claire etwas schuldig und will ihr helfen. Sie gibt es nicht zu, aber sie ist furchtbar unglücklich, weil Guiot fort ist.«
»Geschieht ihr recht«, brummte der Alte.
»Sie
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