Das kupferne Zeichen - Fox, K: Kupferne Zeichen
liebt Guiot, und mit einer kleinen List werden wir sie auch dazu bringen, ihn zu heiraten.« Ellen lächelte vielsagend.
»Dazu ist es zu spät«, sagte der alte Jean hoffnungslos.
»Das glaube ich nicht. Es sei denn, Ihr wisst nicht, wohin Euer Sohn gegangen ist.«
»Er wollte zurück nach Eu.«
»Dann hoffen wir, dass er noch dort ist, ich habe nämlich eine Idee, wie wir doch noch alles zu einem guten Ende bringen können!« Ellen lächelte den Alten an und stand auf. »Gebt die Hoffnung nicht auf, mit ein bisschen Glück kommt Euer Sohn schon bald zurück! Aber …« Ellen legte den Zeigefinger auf den Mund und machte ein strenges Gesicht. »Zu niemandem ein Wort, sonst kann mein Plan nicht gelingen, vergesst das nicht.«
Der Alte nickte brav, aber ungläubig und brachte Ellen zur Tür.
Ich muss es schaffen, dachte sie und rieb sich die Hände. Sie hatte auch schon eine Idee, wie sie die beiden Liebenden doch noch vereinen konnte. Voller Elan eilte sie zur Burg.
»Was willst du?«, fragte die Torwache und stellte sich Ellen in den Weg. »Ich hab dich hier noch nie gesehen.«
»Ich bin aus Beuvry und möchte die Gemahlin des Advokaten sprechen.«
»Worum geht es?«, fragte die Torwache nun gedehnt und machte keinerlei Anstalten, Ellen durchzulassen.
»Das geht Euch gar nichts an. Die Herrin kennt mich, ich habe ihrem Sohn das Leben gerettet. Wenn Ihr mir nicht glaubt, geht hin und fragt sie, mein Name ist Ellenweore.« Ellen hatte sich wie früher als Schmiedejunge vor ihm aufgebaut. Ihr herrisches Auftreten verunsicherte den jungen Torwächter.
»Meinetwegen, geh. Melde dich am Wohnturm«, sagte er und gab sich Mühe, unbeeindruckt zu wirken, während er Ellen passieren ließ.
Der zweite Wachposten war freundlicher. Er zeigte auf eine große Wiese hinter dem Turm. »Madame ist dort hinten mit ihren Kindern, du kannst zu ihr gehen.«
Ellen sah sie aus der Ferne und konnte nicht anders, als die grazile Schönheit der Dame zu bewundern. Sie saß mit ihrem jüngsten Kind im Gras, neckte und liebkoste es. Zwei Ammen spielten Ringelreihen mit den älteren Kindern, kicherten und tanzten voller Übermut. Adelise de St. Pol hatte den Advokaten von Béthune schon sehr früh geheiratet und ihm mehrere Söhne und Töchter geschenkt, die sie voller Liebe großzog. Der älteste Sohn hatte das Elternhaus bereits verlassen.
»Wie geht es dir Ellen? Du siehst gut aus! Und Jacques und Claire, sind sie wohlauf?« Die Dame empfing sie, ihr jüngstes Kind auf dem Arm, sanftmütig duldend, dass es sie an den Haaren zog.
»Ich mache mir Sorgen um Claire, Madame, und möchte Euch um Hilfe bitten, auch wenn Ihr mir mit Eurem Großmut längst alles vergolten habt.«
»Was ist mit Claire, ist sie krank?« Adelise de Béthune sah besorgt aus.
»Ich fürchte, sie wird es bald sein, wenn wir nicht eine Lösung finden.«
»Komm, setz dich erst einmal.«
Doch noch bevor Ellen im Gras saß, hatte der kleine Baudouin sie entdeckt und kam auf sie zugerannt.
»Mein Engel, mein Engel!«, rief er lachend, und Ellen blieb nichts anderes übrig, als den kleinen Racker einzufangen. Als sie sich zu ihm hinunterbeugte, kuschelte er sich an sie und schlang seine Arme um ihren Hals.
»Du bist gewachsen!«, stellte Ellen fest.
»Wenn ich groß bin, werde ich ein Ritter sein!«, sagte er stolz und sah sie ernst an. »Dann kannst du von mir verlangen, was du willst!«
»Gib nur Acht, was du versprichst, sonst verlange ich womöglichnoch, dass du mich heiratest, wenn ich eine alte Schachtel bin.« Ellen grinste ihn an.
»Das würdest du nicht tun!«, empörte er sich. »Oder?«, fragte er unsicher nach und erntete dafür das Gelächter seiner Mutter und der Kinderfrauen.
»Geh mit Hawise zur Küche, Baudouin. Lasst euch für uns alle Kuchen geben, und bringt Apfelmost mit, dann essen wir hier im Garten!«, befahl die Dame ihrem Sohn und nickte einer der Ammen zu.
»Au ja!«, rief er und rannte los.
»So, jetzt sind wir einen Moment ungestört. Erzähl, was ist mit Claire?«
Ellen berichtete von Anfang an, was geschehen war, und erklärte ihr Vorhaben. Die Dame von Béthune hatte zunächst besorgt ausgesehen, aber mit jedem Wort hellte sich ihre Miene mehr auf.
»Das ist eine wunderbare Idee, Ellen, sehr durchtrieben, aber großartig. Natürlich werde ich dir dabei helfen.«
Ellen wurde von Baudouin mit Kuchen und Most versorgt und hatte schließlich einen klebrigen Fleck auf ihrem Kleid, weil der Junge sich mit schmutzigem Mund an
Weitere Kostenlose Bücher