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Das kupferne Zeichen - Fox, K: Kupferne Zeichen

Das kupferne Zeichen - Fox, K: Kupferne Zeichen

Titel: Das kupferne Zeichen - Fox, K: Kupferne Zeichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katia Fox
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dulden, dass einer seiner Männer verheirateten Frauen nachstellt. Sir Miles wird alles versuchen, damit sein Herr nichts davon erfährt.« Aelfgiva sah auf und unterstrich ihre Erklärung mit einer Bewegung ihres Daumens, den sie mit dem Nagel scharf an ihrer Kehle vorbeiführte. »Du darfst dich auf keinen Fall irgendjemandem zu erkennen geben, hörst du?« Aelfgiva hatte ein paar nützliche Dinge zusammengesucht und in ihr bestes Tuch gebunden. Sie drückte es Ellen in die Hand und schob sie zur Tür hinaus. »Und jetzt gehst du besser, bei mir bist du nicht sicher.«

    Ellen lief durch den Wald Richtung Landstraße, so wie Aelfgiva es ihr geraten hatte, und war schon bald weiter weg von Orford als jemals zuvor. Die Sonne begann unterzugehen und tauchte den Wald in weiches, rotgelbes Licht. Ellen verrichtete ihre Notdurft hinter einem großen Busch, wusch sich Hände, Gesicht und Nacken in einem kleinen Bach, immer darauf bedacht, nur helles Wasser zu schöpfen. Dunkles Wasser, auf dem Schatten lagen – so hatte Aelfgiva ihr eingeschärft –, konnte von Dämonen besessen und gefährlich sein. Sie öffnete das Bündel, das die Alte ihr mitgegeben hatte. Die Gute hatte wirklich an alles gedacht und ein Stück selbst gemachten Ziegenkäse, ein bisschenSpeck, drei Zwiebeln, einen Apfel und einen halben Laib Brot in ihr Wolltuch geschnürt. Ellen schloss die Augen und roch an dem weichen Stoff. Er duftete nach Rauch und Kräutern, so wie Aelfgiva. Ellen schluckte. Wann sie Aelfgiva wohl wiedersehen würde? Langsam und bedächtig aß sie ihr kostbares Nachtmahl. Wenn sie sehr sparsam war, hatte sie zu essen für zwei Tage. Was dann kam, lag in Gottes Hand. Bisher allerdings hatte der ihre Gebete nicht ein einziges Mal erhört. Auch seine Heiligen hatten sich nicht als sehr zuverlässig erwiesen. Als Leofrun und Aedith nach Ipswich zu ihrem Großvater gereist waren, hatte sie zum heiligen Christophorus, dem Schutzheiligen der Reisenden, gebetet und ihn angefleht, er solle seine schützende Hand doch lieber über bessere Menschen halten als über diese beiden. Aber es hatte nicht geholfen, sie waren unversehrt zurückgekehrt. Ob er jetzt auch über sie wachte? Ellen kniete sich hin und betete, aber sie fand keinen Trost darin. Die erste Nacht allein im Freien stand ihr bevor. Sie würde sich eine geschützte Stelle suchen müssen. Mit der Sonne verschwanden auch die Schmetterlinge und Bienen. Nur die Mücken blieben, wurden sogar zahlreicher und aufdringlicher. Die Bäume schienen mit zunehmender Dunkelheit zu wachsen und sahen düster und unheimlich aus. Am Himmel türmten sich dicke Wolken auf. Ellen sah sich besorgt um und entdeckte ganz in der Nähe einen vorspringenden Felsblock. Dort würde sie sich gut verstecken können. Diebe, Räuber und Geächtete, aber auch Kobolde und Elfen trieben ihr Unwesen in den Wäldern und beraubten oder töteten Reisende im Schlaf. Außerdem musste man mit Bären und Wildschweinen rechnen. Ellen fühlte sich klein und hilflos. Weinend rollte sie sich unter dem Felsvorsprung zusammen, legte ihr Bündel unter den Kopf und horchte. Jedes Geräusch, das aus der Dunkelheit des Waldes zu ihr drang, ängstigte sie. Die Luft war schwer und schwül, ein Wärmegewitter braute sich zusammen. Ein greller Blitz zuckte durch die dunkle Nacht und ließ sie für einen Augenblick taghell aufleuchten. Danach folgte ein krachender Donnerschlag.Als der Regen einsetzte, wurde es etwas kühler. Der Waldboden begann, nach Kräutern und feuchter Erde zu duften. Ellen drückte sich an die tröstende Felswand, kniff die Augen zu und lauschte dem prasselnden Regen, bis sie einschlief.

    Mitten in der Nacht vernahm sie plötzlich Stimmen. Sie öffnete die Augen. Es war stockfinster. Zuerst war es nur ein leises Flüstern, dann klang es wie ein Kichern. Ellen traute sich kaum zu atmen und blieb reglos liegen.
    »Sie ist nichts wert. Töte sie! Sie allein ist schuld an meinem Unglück«, hörte sie eine Stimme wispern, die wie Leofruns klang.
    »Außerdem ist sie hässlich und dumm«, sagte eine zweite Stimme.
    Ellen war starr vor Angst.
    »Wir sollten sie in Stücke schneiden und den Tieren zum Fraß vorwerfen. Niemand wird sie vermissen.«
    »Zieh sie raus!«, sagte die erste Stimme.
    Ellen schlug verzweifelt um sich. Ihr Handgelenk hieb an den Fels. Der Schmerz ließ sie hochfahren. Um sie herum war es dunkel und ruhig. Nur der Ruf eines Käuzchens war zu hören. »Ist da jemand?«, rief sie mit zittriger

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