Das kupferne Zeichen - Fox, K: Kupferne Zeichen
Jocelyn die Schüssel.
Der Goldschmied nahm das Tonfläschchen und tröpfelte eine gelbliche Flüssigkeit auf das Pulver, bis es eben feucht war
»Urin?«, fragte Ellen grinsend.
Jocelyn nickte. »Nicht zu viel, das Pulver darf nicht zusammenkleben. Auch die Goldstreifen werden mit Urin benetzt, dann schichten wir sie mit der Mischung in einer Schale auf, ohne dass sie sich untereinander berühren.« Er legte die zweite Schale als Deckel darauf und füllte den Spalt zwischen den beiden Gefäßen mit Ton. »So, das muss jetzt trocknen, und dann kommt es in den Zementierofen.«
Er setzte die Schalen auf vier gleich große Steine, die er im Inneren des Ofens zu einem Halbkreis aufstellte, und entfachte ein Feuer aus Holz darunter. Aus den Löchern im oberen Teil des Ofens aus Steinen und Ton entwich Rauch.
»Das Feuer muss einen ganzen Tag und eine ganze Nacht lang brennen. Damit das Gold nicht schmilzt, müssen die Schalen in gleich bleibender Hitze glühen«, erklärte Jocelyn, als er fertig war.
»Und was machen wir als Nächstes?« Ellens Eifer war noch lange nicht gestillt.
»Oh! Wir haben noch genug zu tun, bevor das Gold morgen fertig ist. Zunächst werden wir uns noch Kratzbündel aus Messing herstellen, mit denen wir später die Vergoldung polieren.« Er durchsuchte den Schrank und bemerkte erst jetzt, dass es bereits zu dämmern begann. »Es ist schon spät.«
Ellen stand ganz dicht vor Jocelyn
»Wir machen morgen weiter!« Er sog ihren Duft ein. »Ich …«, begann er.
»Ja?«
»Ich arbeite sehr gerne mit dir, Ellen!«
»Ich auch mit Euch, Meister!«
Jocelyn fand, dass ihre Stimme weich, fast liebevoll klang.»Bitte sag Jocelyn zu mir.« Er konnte nicht erkennen, ob sie nickte. »Einverstanden?«
»Ja.«
»Gute Nacht, Ellen, bis morgen!« Jocelyns Stimme zitterte.
»Gute Nacht, Jocelyn!«
Als Ellen am nächsten Tag in die Goldschmiedewerkstatt kam, schürte Jocelyn gerade das Feuer im Zementierofen.
»Ihr seht müde aus«, stellte sie fest.
»Ich musste das Feuer überwachen.« Jocelyn lächelte matt.
Ellen bemerkte nicht zum ersten Mal, welch wohliges Gefühl sein Lächeln in ihrer Brust auslöste, und errötete. »Sagt mir einfach, wie man die Messingbündel anfertigt, dann kümmere ich mich darum und sehe auch nach dem Feuer, während Ihr Euch ein wenig ausruht, einverstanden?«
Jocelyn nickte und erklärte Ellen, was sie tun sollte. »Wo das Blei ist, weißt du ja.«
»Sicher, Jocelyn, legt Euch hin, ich wecke Euch, wenn die Goldstreifen so weit sind.«
»Gut, ich setze mich ein wenig in die Ecke und ruhe mich aus. Wenn du doch noch eine Frage hast, weck mich einfach.«
Ellen sah ihn tadelnd an.
»Warum geht Ihr nicht in Eure Kammer?«, fragte sie kopfschüttelnd. Er musste doch wissen, dass sie zurechtkam.
Jocelyn lächelte. Niemand konnte das so spitzbübisch wie er. »Weil ich bei dir sein möchte«, antwortete er und machte es sich auf einer Truhe in der Ecke ganz in ihrer Nähe bequem.
Seine Antwort spülte eine warme Woge in Ellens Magen. Jocelyn schlief umgehend ein. Sein Brustkorb hob und senkte sich gleichmäßig. Ellen musste ihn immer wieder ansehen. Selbst im Schlaf lächelte er ein wenig. Nachdem sie mit den Messingbündeln fertig war und alles aufgeräumt hatte, sah sie nach draußen. Es war noch hell, aber es würde nicht mehr lange dauern, bis es zu dämmern begann. Sicher war es besser, sie weckteJocelyn. Sie trat leise nah an ihn heran und betrachtete ihn genauer. Er schlief so friedlich wie ein Kind. Vorsichtig berührte sie seine Wange und streichelte zärtlich darüber.
Jocelyn gab ein wohliges Brummen von sich, öffnete die Augen aber nicht. Ellen beugte sich zu ihm hinunter. »Aufwachen!«, flüsterte sie. Ihre Lippen berührten sein Ohr. Sie konnte den Duft seines Halses riechen, sog ihn ein und schloss kurz die Augen.
Jocelyn drehte seinen Kopf in ihre Richtung, und ihre Gesichter berührten sich.
Ellen fühlte sich auf einmal schwach und zittrig in den Knien.
»Was gäbe ich dafür, jeden Tag so geweckt zu werden«, murmelte er.
Ellen lief rot an und wurde nervös. »Es ist so weit, ich glaube, das Gold ist fertig«, sagte sie viel zu laut und richtete sich auf. Jeder Muskel in ihrem Körper war angespannt, trotzdem fürchtete sie, nicht einen Schritt gehen zu können.
Jocelyn setzte sich auf und reckte sich ausgiebig. Seine Augen funkelten wie Sterne.
Jocelyn war mit dem gereinigten Gold zufrieden und stellte eine Schmelzschale auf das Feuer,
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