Das kupferne Zeichen - Fox, K: Kupferne Zeichen
gemacht und überhaupt nichts bei dem Kuss empfunden! Als sie wieder in die Werkstatt kam, hatte Jocelyn eine neue Arbeit begonnen und sprach mit ihr, ohne aufzusehen.
»Mach weiter wie besprochen, Ellen. Wenn du ein Problem hast, frag mich.« Ellen setzte sich. Der Kelch musste noch poliert und gefärbt werden. Sie versuchte, sich genau an jeden Schritt zu erinnern, bevor sie ihn ausführte, und hütete sich davor, irgendwelche Fragen zu stellen.
»Es ist erst fünf Jahre her, dass mein Meister gestorben ist. Das hier war sein Haus«, sagte Jocelyn unvermittelt und sah sich im Raum um. »Seine Werkstatt, nicht meine.« Jocelyn stockte für einen Augenblick. Es schien ihm nicht leicht zu fallen, darüber zu reden. »Die Frau des Meisters war schon zu seinen Lebzeiten hinter mir her. Ich habe sie natürlich abgewiesen! Nicht nur weil sie alt war, sie hätte auch jung und schön sein können. Sie war die Frau meines Meisters, nie im Leben hätte ich …« Jocelyn brach ab und stand auf, um ein Werkzeug zu holen. »Als der Meister tot war, musste ich mich entscheiden. Entweder ich blieb mein Leben lang Geselle, oder ich nahm den Antrag derMeisterin an, heiratete sie und wurde Meister mit eigener Werkstatt. Ich habe sie geheiratet.« Jocelyn setzte sich wieder.
Ellen schwieg und verstand nicht, warum er ihr das alles erzählte. Wusste er denn nicht, was sie fühlte? Ahnte er nichts von dem Schmerz, den er ihr zufügte, wenn er von einer anderen Frau sprach? Oder wollte er sie gar verletzen und ihr begreiflich machen, dass er sie nicht wollte, weil sie ihm keine Reichtümer brachte?
»Sie ist jetzt seit fast zwei Jahren tot. Das Trauerjahr ist also längst zu Ende, ich könnte mich durchaus wieder vermählen.«
Ellen spürte, wie es eng wurde in ihrer Brust. Vermutlich würde er gleich von der Tochter eines Goldschmiedes erzählen, die er heiraten wollte, und den Kuss vom Vortag als Ausrutscher erklären.
Aber Jocelyn sagte gar nichts mehr.
Ellen polierte und färbte den Kelch, ohne ihn um Hilfe bitten zu müssen.
Jocelyn schien es als Selbstverständlichkeit anzunehmen und brachte nicht ein winziges Lob über die Lippen.
Als sie am Abend fortging, hielt Jocelyn gerade ein Werkstück ins Feuer. »Warte noch einen Moment«, bat er, aber Ellen huschte eilig aus der Tür.
* * *
Thibault knetete ein letztes Mal die kleinen festen Brüste der blutjungen Magd, bis sie stöhnte, dann ließ er gelangweilt von ihr ab. Er stand auf, ohne seine pralle Männlichkeit zu bedecken, und goss sich einen Becher Würzwein ein.
»Geh jetzt!«, fuhr er das Mädchen an und weidete sich an ihrem erschreckten Blick. Vermutlich hatte sie ihm all die Komplimente und Liebesschwüre geglaubt, die einzig und allein dazu gedient hatten, sie gefügig zu machen. Wie einfältig doch die Frauen waren!
»Rose!« Thibault band sich ein Tuch um die Hüften.
»Komm her!«
Die ganze Nacht hatte Rose in einer Ecke der Kammer gekauert, nun erhob sie sich langsam. Schweigend stand sie da.
Thibault ging auf sie zu, küsste zärtlich ihren Hals und zog sie dicht an sich. Seine Hände wanderten ihren Körper entlang, sanft kniff er ihre Brustwarzen, bis sie sich unter ihrem Hemd aufrichteten. Gierig drängte er sich an sie.
Rose rührte sich nicht.
»Du bist wütend auf mich«, flüsterte er. »Ich weiß, ich war böse …« Thibaults Atem ging heftiger, seine Hand glitt unter ihr Hemd. »Weißt du noch, unser erstes Mal, auf der Wiese in Tancarville? Du, nur du, bist meine Gefährtin, die anderen zählen nicht. Aber ich kann nicht anders.« Er sah Rose an.
Eine Träne rollte über ihr hübsches Gesicht.
»Weine nicht, kleine Rose, es wird alles gut!«, flüsterte er sanft und küsste die Träne fort. »Es sind diese schrecklichen Träume, die mich dazu bringen«, murmelte er entschuldigend und verbarg seinen Kopf an ihrem Hals. »Es ist nicht meine Schuld!« Zärtlich und voller Leidenschaft zog er Rose auf das Lager, das er noch wenige Augenblicke zuvor mit der Magd geteilt hatte, deren Namen er nicht einmal wusste.
Rose schloss die Augen, weinte und betete zu Gott, er möge Thibault nur ihr gehören lassen. Sie schlang die Arme um seinen Nacken, öffnete die Schenkel und empfing ihn voller Hingabe.
Erschöpft lagen sie noch eine Weile beieinander, bis es an der Tür klopfte.
»Der König wünscht, Euch zu sehen«, klang es dumpf durch das Holz. »Sofort!«
»Ich komme!« Thibault sprang auf, zog sich in Windeseile an und stürzte
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