Das Kuschelbett
gleich vom Anfang an auf mir herumhopsen zu lassen. Ich machte weiter Butterbrote, ohne mich um den Fetzen zu kümmern.
»Hast du nicht gehört, was ich gesagt habe? Trockne die Lache auf.«
»Trockne selbst«, sagte ich ruhig, ohne mit der Wimper zu zucken.
Er kam zu mir und stellte sich vor mich hin.
»Ich bin auf diesem Kahn schon seit drei Jahren. Du tust gefälligst, was ich sage. Trockne die Lache auf, sonst gnade dir Gott!«
Mit ausgemachter Langsamkeit legte ich das Buttermesser auf eine Untertasse und drehte mich zu ihm. Er war einen halben Kopf kleiner als ich. Ich packte ihn an seiner Jacke und drängte ihn an die Wand.
»Bilde dir nicht ein, daß du mich herumkommandieren kannst. Du bist hier keine Befehlsperson. Der Steuermann hat gesagt, daß du den Dreck wegwischen sollst. Tu das und laß mich ungeschoren, sonst wische ich den ganzen Boden mit dir selbst auf.«
Er wirkte nicht im geringsten verschreckt, sondern sah mir ruhig in die Augen. Ich ließ ihn aus meinem Griff und machte mich wieder an die Butterbrote. Plötzlich wurde sein Gesicht von einem breiten Lächeln erhellt, und er klopfte mir auf den Rücken.
»Du bist richtig«, sagte er. »Burschen wie du gefallen mir. Der frühere Aufwärter, den wir hier hatten, war der reine Straßenköter. Wenn er eins übers Maul bekam, war er überglücklich, daß man ihn nicht gleich auch in den Hintern trat. Ein ekliges Aas! Pfote her!«
Er reichte mir die Hand hin, und ich drückte sie. Wir lächelten einander zu. Wir wußten, wie wir miteinander dran waren. Willy holte eine weiße Jacke für mich, die zwar über den Schultern spannte, aber sonst gut paßte. Er begann zu quatschen und berichtete über die Vorgesetzten und die Arbeit. Er hatte eine so humoristische Art zu erzählen, daß ich die Arbeit mehrmals abbrach, so mußte ich lachen über seine spöttische Art, die Chefs zu beschreiben.
Ein Zittern ging durch den Schiffskörper.
»Ja, jetzt fährt der Kasten ab«, bemerkte Willy gleichgültig.
Für ihn war das Routine. Aber für mich wurde jetzt das Band mit der Vergangenheit unwiderruflich abgeschnitten.
Nun war ich Seemann.
Willy und ich teilten die Kabine. Er hatte recht, die Arbeit als Aufwärter war nicht sehr schwer.
»Das ist der beste Job, den man kriegen kann. Keine Plage und keine Antreiberei. Auf einigen Booten muß man in der Küche mit abwaschen und bei anderem Dreckzeug helfen, aber hier gibt's Personal zum Schweinefüttern. Bloß Maul halten und denen oben das Essen auf den Tisch stellen, das ist die Hauptsache.«
Er hatte sich ausgezogen und saß in Pyjamahosen auf der Kante seiner Koje. Sein Oberkörper war geschmeidig, aber nicht so kräftig wie meiner. Eine Frage lag mir auf der Zunge, aber er kam mir zuvor.
»Na, was hast du für Pläne in London?«
»Keine Ahnung.«
»Wir liegen drei Tage vor Anker. Hältst du mit?«
»Mit was?«
»Ficken natürlich! Was sonst?« Er wirkte äußerst verwundert über meine Frage.
Ich lehnte mich zurück und fühlte, wie meine Wangen heiß wurden. »Weißt du eine gute Adresse?«
Willy lachte.
»Oj oj oj, ob ich weiß! Ich werde dich in ein Haus mitnehmen, wo du vögeln kannst, bis dir das Kreuz bricht.«
Wenn ich die Augen schloß, sah ich vor mir nackte Schenkel und üppige Brüste, in die man die Hände herrlich vergraben konnte.
»Von wo bist du?« fragte Willy.
Mit einer Art Schamgefühl nannte ich den Namen der kleinen Stadt und ärgerte mich, daß ich nicht aus größeren Verhältnissen kam.
»Wie waren die Bienen dort?«
»Tja!« Ich machte eine unbestimmte Geste.
Er nickte philosophisch.
»Verstehe. Kleine, nette Dinger, die Angst vorm Mütterchen haben. Eine Riesenarbeit, bevor man die auf den Rücken kriegt. Und ficken können sie auch nicht.«
Ich beschloß, mich ihm anzuvertrauen. Als ich ihm erzählte, daß ich noch nie ein Mädel gehabt hatte, war er so baff, daß er sich von der Koje erhob und mich anstarrte, als käme ich aus dem Zoo.
»Teufel noch mal, du bist nicht recht gescheit, Mensch!« Plötzlich sah er mich mißtrauisch an. »Du kannst doch wohl ficken, was? Hoffentlich gehörst du nicht zu den Leuten, vor denen man sich in acht nehmen muß, die zu einem in die Koje kriechen und unter die Decke greifen, wenn man sich niedergelegt hat, was?«
Ich beruhigte ihn, daß ich höchst normal sei, aber daß ich Pech gehabt habe.
Er schüttelte bekümmert den Kopf. »Junge, Junge, du hast noch viel zu lernen.«
»Nimmst du mich mit zu den
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