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Das Labyrinth der Ratten

Das Labyrinth der Ratten

Titel: Das Labyrinth der Ratten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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unter der Jurisdiktion der Sowjetunion stattfand. Vielleicht zeigte das, wie wenig Hoffnung General Nitz und sein Gefolge hatten, daß dabei etwas von Wert herauskommen mochte.
    »Tut mir leid«, sagte Lars zu dem sowjetischen Geheimpolizisten. »Ich spreche kein Deutsch. Das müssen Sie mir erklären.«
    »Richtig, Ihr Amis sprecht keine Fremdsprachen«, erwiderte der Mann. »Aber Sie haben ein Büro in Paris. Wie kommen Sie da zurecht?«
    »Ich komme zurecht«, sagte Lars, »weil ich eine Mätresse habe, die französisch, italienisch und russisch spricht und im Bett großartig ist, was Sie alles in Ihrer Akte über mich finden. Sie leitet mein Büro in Paris.« Er wandte sich den beiden Amerikanern zu, die ihn hergebracht hatten. »Lassen Sie mich allein?«
    »Ja, Mr. Lars«, antworteten sie ohne jedes Anzeichen von Schuldbewußtsein oder Besorgnis. Ein griechischer Chor der Abdankung von der menschlichen, moralischen Verantwortung. Er war entsetzt. Angenommen, die Sowjets beschlossen, ihn nicht zurückzugeben? An wen wendete sich Wes-Block von nun an um seine Waffenentwürfe? Immer vorausgesetzt, verstand sich, daß das Eindringen fremder Satelliten in die Atmosphäre Terras aufgehalten wurde ...
    Aber niemand glaubte in Wirklichkeit daran.
    Das war es. Das hatte ihn entbehrlich gemacht.
    »Kommen Sie mit, Mr. Lars.« Die vier KWB-Leute bauten sich um ihn auf, und er sah sich von ihnen eine Rampe hinaufbegleitet und durch einen Wartesaal geführt, in dem Leute – normale, individuelle, private Männer und Frauen – auf Transport oder Verwandte warteten. Unheimlich, dachte er; wie in einem Traum.
    »Kann ich am Zeitungsstand stehenbleiben und eine Zeitschrift kaufen?« fragte er.
    »Gewiß.« Die vier KWB-Leute führten ihn zu dem riesigen Stand und verfolgten wie Soziologen seine Suche nach einer Lektüre, die ihm behagen mochte. Die Bibel? dachte er. Oder vielleicht sollte ich es mit dem anderen Extrem versuchen.
    »Wie ist es damit?« fragte er die KWB-Leute und hielt ein Comic-Heft in grellen Farben hoch. »›Der blaue KopffüßerMann von Titan‹«. Soviel er sehen konnte, war dies der größte Schund, der hier an diesem Riesenstand verkauft wurde. Er bezahlte den Automaten mit einer US-Münze, und das Gerät dankte mit nasaler Stimme.
    Als sie weitergingen, fragte einer der KWB-Leute: »Lesen Sie dergleichen öfter, Mr. Lars?« Sein Ton war höflich.
    »Ich besitze alle Ausgaben, zurück bis Jahrgang Eins, Nummer Eins.«
    Er bekam keine Antwort.
    »Hat sich aber verschlechtert«, sagte Lars. »Im vergangenen Jahr.« Er rollte das Heft zusammen und steckte es ein.
    Später, als sie in einem Militärschrauber der UdSSR über den Dächern von Fairfax schwebten, entrollte er das ComicHeft und betrachtete es im trüben Licht der Deckenlampe.
    Natürlich hatte er sich noch nie mit solchem Dreck beschäftigt. Es war interessant. Der blaue Kopffüßer-Mann von Titan sprengte in einer alten, ehrwürdigen Tradition Gebäude, hieb Verbrecher um und maskierte sich an beiden Enden jeder Episode als Jason St. James, farbloser Computermann. Auch das war üblich, aus Gründen, die sich in den Nebeln der Geschichte des Comic-Marktes verloren, hing aber irgendwie mit Jason St. James' Freundin Nina Whitecotton zusammen, die eine Feinschmeckerkolumne für die ›Chronicle-Times‹ von Monrovia schrieb, eine obskure, in ganz Westafrika verbreitete Zeitung.
    Miss Whitecotton war interessanterweise Negerin. Ebenso alle anderen Menschen in der Comic-Serie, einschließlich des blauen Kopffüßer-Mannes selbst, wenn er die Rolle des sterblichen Jason St. James übernahm. Und der Schauplatz war in allen Episoden ›eine große Metropole irgendwo in Ghana‹.
    Das Comic-Heft zielte auf ein afro-asiatisches Publikum. Durch irgendeinen Defekt des weltweiten automatischen Vertriebssystems war es hier in Island aufgetaucht.
    In der zweiten Episode wurden dem blauen KopffüßerMann vorübergehend seine übernatürlichen Kräfte durch das Vorhandensein eines Zularium-Meteors entzogen, eines seltenen Metalls aus dem ›System Beteigeuze‹. Und das elektronische Gerät, mit dem der Gehilfe des Helden, Harry North, ein Physikprofessor in Leopoldville, die verlorengegangenen Kräfte gerade rechtzeitig wiederherstellte, um die Monster vom ›vierten Planeten Proximas, Agakana‹ zu überwältigen, besaß erstaunliche Ähnlichkeit mit seinem eigenen Waffenentwurf 204.
    Seltsam. Lars las weiter.
    In Episode Drei, der letzten im Heft, wurde durch

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