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Das Labyrinth der Ratten

Das Labyrinth der Ratten

Titel: Das Labyrinth der Ratten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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Abwehrmajor der Roten Armee, KWB-Überwachung,
    der das Band prüfen wird, das gerade läuft. Ist es nicht so, Major?« sagte sie zu dem versteckten Monitor.
    Sie sah Lars an.
    »Sie sehen, ich bin ein Sträfling«, sagte sie ruhig.
    Er starrte sie an.
    »Sie meinen, Sie haben ein Verbrechen begangen, ein genau bestimmtes Verbrechen, sind vor Gericht gestellt und ...«
    »Vor Gericht gestellt und verurteilt worden. Alles als Pseudo – ich weiß nicht, wie ich das nennen soll. Ein Mechanismus; das ist es, ein Mechanismus. Durch den ich in diesem Augenblick trotz aller politischen, rechtlichen Garantien in der Verfassung der UdSSR juristisch eine Person ohne jedes Rechtsmittel bin. Ich kann mich an kein sowjetisches Gericht wenden; kein Rechtsanwalt kann mich herausholen. Ich bin nicht wie Sie. Ich weiß Bescheid über Sie, Lars, oder Mr. Lars, oder Mr. Powderdry – wie immer Sie genannt werden wollen. Ich weiß, wie Sie im Wes-Block stehen. Wie habe ich Sie in all den Jahren um Ihre Position, Ihre Freiheit und Unabhängigkeit beneidet!«
    »Sie glauben, ich könnte den anderen jederzeit eine lange Nase drehen«, sagte Lars.
    »Ja. Ich weiß es. KACH hat es mir gesagt. Man hat es mir zugetragen, trotz der Misthaufenbewohner vom Schlage Geschenkos.«
    »KACH hat Sie belogen«, erklärte Lars.

    16

    Ihre Lider zuckten. Die erloschene Zigarre und die Dose Bier zitterten.
    »Man hat mich jetzt ungefähr so in der Hand wie Sie.« »Sind Sie denn nicht freiwillig nach Fairfax gekommen?« »O sicher!« Er nickte. »Ich habe Marschall Paponowitsch das sogar erst eingeredet. Niemand hat mich gezwungen, hierherzukommen, niemand mich mit einer Pistole bedroht. Aber jemand hat eine Pistole aus der Schublade genommen und sie mir gezeigt, um es mir klarzumachen.«
    »Ein FBI-Mann?« Ihre Augen waren riesengroß, wie die eines kleinen Kindes, das fabulöse Dinge hört.
    »Nein, technisch gesehen kein FBI-Mann. Ein F reund des FBI, in dieser freundlichen, zusammenwirkenden Welt, in der wir leben. Es ist nicht wichtig; wir brauchen uns nicht zu deprimieren, indem wir darüber sprechen. Nur sollten Sie wissen, daß man mich jederzeit hätte fassen können. Und als es darauf ankam, bewies man es mir.«
    »Sie sind also gar nicht so anders gewesen«, sagte Lilo nachdenklich. »Ich hatte gehört, Sie wären eine Primadonna.«
    »Das bin ich«, erwiderte Lars. »Ich bin schwierig. Ich bin unzuverlässig. Aber sie können aus mir trotzdem herausholen, was sie wollen. Worauf kommt es sonst an?«
    »Wohl auf nichts sonst«, sagte sie gehorsam.
    »Welche Drogen nehmen Sie?«
    »Formophan.«
    »Hört sich an wie ein neuer Einweg-Spiegel.« Er hatte nie davon gehört. »Oder wie eine neue Milchverpackung, die von selbst aufgeht und den Inhalt auf Ihre Weizenflocken ergießt, ohne einen Tropfen zu verschütten.«
    Zwischen Schlucken aus ihrer Dose Bier, die sie ungeschickt und unerwachsen nahm, sagte Lilo: »Formophan ist selten. Im Westen gibt es das nicht. Es wird hergestellt von einer Firma in Ostdeutschland, die Nachfolgerin eines uralten Pharmakon zerns vor der Nazizeit ist. Es wird hergestellt ...« Sie machte eine Pause. Offensichtlich überlegte sie, ob es klug war, den Satz zu Ende zu sprechen. »Es wird ausschließlich für mich hergestellt«, schloß sie schließlich.
    Es war geschehen; sie hatte es ihm gesagt.
    »Das Pawlow-Institut in Neu-Moskau führte eine sechsmonatige Analyse meines Gehirnmetabolismus durch, um zu sehen, was man tun könne, um ihn zu – steigern. Man gelangte zu dieser chemischen Formel, und sie wurde fotokopiert und an die Chemie-AG weitergegeben. Und die Chemie-AG stellt im Monat sechzig Tabletten Formophan für mich her.«
    »Und es bewirkt was?«
    »Das weiß ich nicht«, sagte Lilo langsam.
    Er spürte Angst. Um sie. Vor dem, was sie getan hatten – und wieder tun konnten, so oft sie wollten.
    »Bemerken Sie keine Wirkungen?« fragte er. »Tiefere Trance-Zustände? Längere? Geringere Nachwirkungen? Etwas muß Ihnen doch auffallen. Verbesserte Skizzen – man gibt Ihnen das wohl, damit Ihre Entwürfe besser werden.«

»Oder zu verhindern, daß ich sterbe«, sagte Lilo.
    Die Angst in ihm wurde akut.
    »Warum sterben? Erklären Sie das.« Er sprach leise und ohne Betonung; es wirkte beiläufig. »Selbst wenn man die quasi-epileptoide Natur bedenkt, die ...«
    »Ich bin eine sehr kranke Person«, sagte Lilo. »Seelisch. Ich habe, was sie ›Depressionen‹ nennen. Es sind keine Depressionen und sie wissen

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