Das Labyrinth der Zeit

Titel: Das Labyrinth der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Patrick

Vom Netzwerk:

langweilig.
    Er streckte die Hand nach dem Steuerpult aus, mit dem das Waffensystem bedient wurde.

    Paige stürzte bereits los, ehe Travis sein letztes Wort auch nur ausgesprochen hatte. Die anderen im Raum hechteten an ihre Plätze, um an ihren Computern in Sekundenschnelle die Steuerung der Abwehrwaffen zu aktivieren, ganz so, wie sie es unzählige Male geprobt hatten. Paiges Lösung jedoch würde schneller gehen. Und war ungleich unkomplizierter.
    Sie knallte fast gegen den Instrumentenschrank, auf den sie es abgesehen hatte, befestigt an der Wand gleich neben der Tür. Sie drückte ihre Handfläche gegen den Scanner über der Schranktür und beschwor ihn mit jeder angespannten Faser ihres Körpers, rasch zu reagieren.
    Eine Viertelsekunde später öffnete sich klickend die Verschlussvorrichtung.
    Paige riss die Tür auf, hinter der ein einzelner roter Knopf zum Vorschein kam, so groß wie ein Getränkeuntersetzer etwa. Er sah genauso aus wie die Knöpfe im Physiklabor, an die Travis sich aus der Highschool erinnerte. Dort hatte sich etwa alle zwei Meter ein solcher Knopf an der Wand befunden, mit dem im Notfall sofort der Strom abgeschaltet werden konnte, falls ein Schüler versehentlich einen falschen Draht berührte und zu brutzeln begann.
    Der rote Knopf in Border Town hatte eine andere Funktion.
    Paige schlug ihre Hand mit voller Wucht dagegen.

    Pike spürte, wie ein Zittern durch die Flugzeugzelle lief, als die Türen des Abwurfschachtes aufschwangen. Spürte den plötzlich verstärkten Sog, als der Luftstrom unterhalb des Flugzeugs durch das komplex gestaltete Innere des Schachtes fegte und wirbelte. In der nächsten Sekunde, das wusste er, würde er jedoch die spektakulärste Veränderung überhaupt spüren: den plötzlichen Verlust von etwa 2270 Kilogramm Gewicht. Die GBU-28 war ein Mordsgerät, obwohl ihr Gefechtskopf nur einen geringen Teil ihres Gewichts ausmachte. Genau 293 Kilogramm nämlich, die restlichen knapp zweitausend Kilogramm bestanden aus schwerem, massivem Stahl. Aus gutem Grund.
    Pikes Hand lag bereits auf der Bombenauslösung, als sich eine dramatische Veränderung vollzog. Der karge, eben noch vollkommen leblose Wüstenboden unter ihm tat sich plötzlich an einem halben Dutzend Stellen auf, er erblickte langgezogene, rechteckige Bodensegmente, die von unterhalb wie von Zauberhand beiseitegeschoben wurden. Pike hatte kurz den irrsinnigen Eindruck von Sargdeckeln, die unter der Erde eines Friedhofs zum Vorschein kamen.
    Eine halbe Sekunde später begriff er, was er da sah – eine Realität, ungleich schrecklicher als ein Friedhof, der plötzlich zum Leben erwachte.

    Alles vernichten.
    Darin bestand der Zweck des roten Knopfes. Durch ihn wurde jede einzelne in der Wüste verborgene Waffe aktiviert und dem System ein universaler, keine Ausnahme zulassender Befehl erteilt: jedes in Reichweite befindliche bewegliche Ziel anzuvisieren und unter Beschuss zu nehmen.
    Travis hatte seinen Blick bereits wieder von Paige ab- und den Bildschirmen zugewandt. In den letzten fünf Sekunden war der Bomber beängstigend schnell näher gekommen, es mutete geradezu unwirklich an. Der täuschende Eindruck, dass er noch weit entfernt war, ging womöglich auf die Kamerawinkel und das Hitzeflimmern zurück.
    Während das Flugzeug nun auf dem Bildschirm rasch größer wurde, sah Travis, dass die Klappen unten an seinem Bombenabwurfschacht weit geöffnet waren. Im selben Moment nahm er eine heftige Erschütterung des Gebäudes wahr, und gleich darauf rasten auf jedem einzelnen Bildschirm im Raum Raketenschweife aus der Erde auf das Flugzeug zu.

    In der letzten Sekunde seines Lebens war Pike wie betäubt. Er spürte nicht, was seine Hand an der Bombenauslösung noch tat, falls sie überhaupt etwas tat. Er unternahm auch gar nicht erst den Versuch, noch nach dem Schalter für elektronische Abwehrmaßnahmen zu greifen – der ihn wahrscheinlich ohnehin nicht mehr hätte retten können, selbst wenn er noch Zeit gehabt hätte, ihn zu betätigen.
    In seinem Gehirn spielte sich in diesem Augenblick gleichzeitig zweierlei ab – weil beide Hälften gerade ganz autonom agierten, wie es schien. Die linke Hälfte identifizierte die Objekte, die aus der Wüste so unvermittelt auf ihn zugeschossen kamen, anhand ihrer Flugbahn und Umrisse als Patriot-Raketen. Sein Blick landete auf der Rakete, die ihn als Erstes erreichen würde, da ihr Radarsuchkopf sich offenbar auf die Nase der B-52 ausgerichtet hatte. Er