Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Labyrinth des Maal Dweb

Das Labyrinth des Maal Dweb

Titel: Das Labyrinth des Maal Dweb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clark Asthon Smith
Vom Netzwerk:
ungebrochen, und sollte die Menschheit in dem langen und verheerenden Krieg gegen einen außerirdischen Feind zu guter Letzt auch unterliegen, so wird doch die Geschichte irdischen Daseins, irdischer Mühsal und irdischen Leidens nicht vergeblich erzählt worden sein.

Sadastor
    Hört mir zu und vernehmt die Geschichte, die der Dämon Charnadis einer schönen Lamia erzählte, während sie zu zweit auf dem Gipfel des Berges Mophi saßen, oberhalb der Quellen des Nils, zu jener Zeit, da die Sphinx noch jung gewesen ist. Die Lamia war gerade übel gelaunt, denn ihre Schönheit ward zur bösen Legende in Theben wie auch in Elephantine geworden, sodass die Männer ihre Lippen zu fürchten und ihre Umarmung zu meiden gelernt hatten. Seit fast zwei Wochen schon war sie ohne Gespielen gewesen. Sie peitschte den Fels mit ihrem schlangenförmigen Schweif und wehklagte leise und weinte jene mythischen Tränen, wie Schlangen sie weinen. Und um sie zu trösten, erzählte der Dämon ihr die folgende Geschichte:
    Vor langer, langer Zeit, in der roten Blüte meiner Jugend (sprach Charnadis), war ich, wie alle Jungdämonen sind. Ich liebte es, die Geschmeidigkeit meiner Schwingen auf fantastischen Ausflügen zu erproben. Ich genoss es, gleich dem Raham-Vogel über dem Tartaros zu schweben und über den Pfühlen des Python zu kreisen, oder erfreute mich daran, auf schwarzen, ausgebreiteten Fittichen die Sterne zu umschweifen. Ich bin der Mondbahn gefolgt, von der Dämmerung des Abends bis zur Dämmerung des Morgens, und habe die Geheimnisse jenes Gesichts der Medusa geschaut, welches sie auf ewig abgewandt hält von der Erde.
    Durch die kriechende Eisschicht entzifferte ich jene ithyphallischen Runen, die auf Säulen prangen, welche noch immer aus dem Wüstensand der Erde ragen. Und ich las die Hieroglyphen, die vergessene Geheimnisse enthüllen oder Begebnisse aus ältester Vorzeit erwähnen und die geschrieben stehen auf den Mauern irdischer Städte, welche der unentrinnbare Schnee verschlungen hat. Ich habe die Ringe des Saturn durchstoßen und mich mit betörenden Basilisken gepaart an den Gestaden von Inseln, die sich himmelstürmend aus gewaltigen Meeren erheben, wo jede Woge sich gleich Alpengipfeln auftürmt und in sich zusammenstürzt.
    Bis zu den Wolken des Jupiter bin furchtlos ich geflogen, und bis zu den schwarzen, eisigen Klüften des Neptun, die bekrönt sind vom ewigen Glanz der Gestirne. Und noch darüber hinaus bin ich gesegelt zu Sonnen sondergleichen, gegen welche die dir bekannte Sonne nur ein Totenlicht in einer dumpfen Gruft darstellt. Diese Sonnen besaßen gewaltige Planeten, und dort unterbrach ich meinen Flug auf den Felsterrassen von Gebirgen, so groß wie die umgestülpten Krater gigantischer Asteroideinschläge. Woselbst wird unter tausendfältigen Namen und vor tausendgestaltigen Götzen ungeahnt Bösem in unvorstellbaren Formen gehuldigt und gefrönt. Auch ließ ich mich in den fleischfarbenen Blüten säulenschlanker Blumen nieder, deren Duft ein Rausch unbeschreiblicher Träume war, und spottete der brünstigen Bestien. Ich bezirzte ferner ihre Weibchen, die zu Füßen meines Hochsitzes schmachteten und sangen.
    Auf meiner unermüdlichen Suche durch die entfernteren Galaxien gelangte ich eines Tages zu jenem vergessenen, sterbenden Planeten, dessen Name in der Sprache seiner spurlos verschollenen Bewohner Sadastor gelautet hat. Riesenhaft und trostlos und grau, zerklüftet von gewaltigen Schründen und von einem Pol zum anderen überflutet von einem unendlichen Gewoge aus Wüstensanddünen, hing er ohne Mond oder Trabant unter einer schwindenden Sonne im All als ein Schrecken und ein Unheilskünder für schönere und jüngere Welten.
    Ich hemmte meinen Flug zwischen den Sternen und glitt auf ruhigem, gebreitetem Fittich über seinem Äquator dahin. Dahin über die Gipfel zyklopischer Vulkane und über die nackten, furchteinflößenden Grate älterer Gebirge, dahin über Wüsten, weiß von knochenbleichem Salz, bei denen es sich offenbar um die Böden einstmaliger Meere handelte.
    Im Zentrum eines dieser Ozeangründe, außer Sichtweite der Gebirgszüge, die ihre urzeitliche Küstenlinie bildeten, stieß ich auf ein gewaltiges, mäanderförmiges Tal. Viele Kilometer tiefer als die ausgetrockneten Meere führte es noch tiefer in die Schlünde dieses schrecklichen Planeten hinab. Es wurde gesäumt von schroffen Hängen und Vorsprüngen und Graten aus rostrotem Fels, worin das Absinken der einstigen

Weitere Kostenlose Bücher