Das Labyrinth des Maal Dweb
Ausschauhalten fiel meine Wahl auf einen unzugänglichen Felsvorsprung in den Katskill Mountains, fernab von jeder menschlichen Behausung. Dort setzte ich bei Nacht auf und ließ mein Gefährt zurück, dessen Standort weder von unterhalb noch von oberhalb des Landeplatzes für fremde Augen sichtbar war. Anschließend überwand ich mithilfe eines Antigravitations-Geräts auch die restlichen Meter vom Felsgesims bis zum Erdboden. Sodann schlug ich einen Weg ein, der mich aus der Einöde hinausführte. Tags darauf erreichte ich New York. Dort bin ich seither fast die ganze Zeit über geblieben und habe mich unauffällig meinem Studium eurer Zivilisation gewidmet. Für die Reisespesen trug ich einige bei Grabungen entdeckte Münzen aus deiner Epoche sowie ein paar Barren künstlich hergestellten Goldes bei mir.«
Er zeigte mir eine dieser Münzen – einen Silberdollar, den die Verwitterung ungezählter Zeitalter, ähnlich einem antiken Obolus, beinahe unkenntlich gemacht hatte. Danach zog er ein weiteres Kleidungsstück aus dem Schrank: eine kurze, auffällige Joppe von mattroter Farbe mit einem langen, eleganten Umhang, der nach Belieben abgenommen werden konnte, da er mittels zweier Spangen aus ziseliertem Silber an den Schultern arretiert wurde. Der Stoff, aus dem die Joppe bestand, war mir ebenso unvertraut wie das Gewandungsstück selbst. Kronous förderte auch Schuhwerk zutage, das entfernt an antike Sandalen erinnerte, obschon es nicht aus Leder gefertigt war, sondern aus einem steifen, unzerstörbaren Tuch.
»Dies«, erklärte er, »ist die Kleidung, in welcher ich Akamerika, das Amerika des Jahres 15.000 nach Christus, verließ. Für dich werde ich bei irgendeinem Kostümschneider hier in New York eine ähnliche Jacke anfertigen lassen – und natürlich Sandalen, wenngleich sie wohl aus Leder gefertigt sein müssen, denn das Material, aus dem diese hier bestehen, ist ein chemisches Erzeugnis meiner eigenen Zeit. Ich gedenke, übermorgen aufzubrechen und hoffe, das ist nicht zu kurzfristig für dich.«
»Beileibe nicht«, erwiderte ich. »Ich muss nicht allzu viele Vorbereitungen treffen. Mir bleibt lediglich zu tun, das Laboratorium dichtzumachen und einige Freunde telefonisch zu benachrichtigen, dass ich zu einer Weltreise von unbestimmter Dauer aufbreche. So wird man nicht nach mir suchen, wenn ich fort bin.«
Zwei Tage später, etwa eine Stunde vor Sonnenuntergang, standen Elkins und ich am Fuße jenes unüberwindbaren Felshangs, auf dessen hoch gelegener Abstufung die Zeitmaschine versteckt stand. Während der letzten vier Stunden unserer Herreise hatten wir uns zu Fuß bewegt. Wir befanden uns im schroffsten Abschnitt der Katskills. Und während ich an der furchterweckenden Bergflanke emporschaute, empfand ich noch größere Ehrfurcht vor meinem sonderbaren Gefährten, der nicht im Mindesten daran zu zweifeln schien, dass er sie bezwingen konnte.
Er öffnete eine kleine Umhängetasche, deren Inhalt mir bislang verborgen geblieben war, und entnahm ihr das Gerät zur Aufhebung der Schwerkraft, von dem er bereits gesprochen hatte. Hierbei handelte es sich um eine einwärts gewölbte Scheibe aus einem matten, mir unbekannten Metall, versehen mit Ketten aus einem ebenso unerfindlichen Material, die dazu dienten, es am Körper zu befestigen. Elkins demonstrierte mir die einfache Handhabung des Gerätes, dessen Funktionsweise, wie er sagte, auf elektronischen Prinzipien beruhte. Sodann gürtete er sich den Apparat auf Brusthöhe um, schaltete ihn ein und schwebte langsam himmelwärts, bis er das obere Ende der Steilwand erreichte. Dort verschwand er außer Sicht. Wenige Augenblicke später wurde die Metallscheibe an einer langen Schnur zu mir herabgelassen, damit ich ebenfalls nach oben gelangen konnte.
Ich stellte das Gerät weisungsgemäß ein und setzte es in Gang. Das Gefühl völliger Schwerelosigkeit, das ich beim Aufwärtsschweben empfand, war eine ganz eigentümliche Erfahrung. Ich fühlte mich wie eine Feder, die von einem unmerklichen Luftstrom hinaufgetragen wird. Da der Gebrauch für mich ungewohnt war, beherrschte ich die subtilere Methode der Fortbewegung unter seinem Einfluss nicht. Somit wäre ich, als ich die obere Kante der Steilwand erreichte, einfach weiter himmelwärts gedriftet, hätte mein Gefährte mich nicht ergriffen und festgehalten.
Ich stand nun neben ihm auf einem breiten Felsvorsprung, der im Schutz einer überhängenden Steilwand direkt oberhalb des Vorsprungs lag. Elkins
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